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Ein Prinz wie aus dem Maerchen

Ein Prinz wie aus dem Maerchen

Titel: Ein Prinz wie aus dem Maerchen
Autoren: Lynne Graham
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"Nun?"
    "Alles,
was ich bekommen habe, war … war ein unmoralisches Angebot."
Sie brachte es nicht über sich, ihren Stiefvater anzusehen, und
hoffte inständig, die ehrliche Antwort würde ihn
besänftigen und ihr ein weiteres Verhör ersparen. Percy war
ein Tyrann, der war er schon immer gewesen. Im Augenblick fühlte
sie sich jedoch einem Streit mit ihm nicht gewachsen.
    "Na
und?" konterte er ohne Zögern. "Du musst tun, was
immer nötig ist, um Adrian nach Hause zu bringen."
    Faye
war einmal mehr schockiert. Warum eigentlich? fragte sie sich,
nachdem sie ihren wutschnaubenden Stiefvater hinter sich gelassen
hatte und zum Lift eilte. Percy hatte nie viel Zeit für sie
gehabt. Es war naiv von ihr gewesen, anzunehmen, er würde ihre
Empörung teilen. Für Percy zählte allein Adrian. Und
sollte das nicht auch für sie gelten?
    In
ihrem Zimmer angekommen, bestellte sie telefonisch den preiswertesten
Snack auf der Karte. Dann machte sie eine nüchterne
Bestandsaufnahme. Ohne sie, Faye, hätte Adrian Tariq nie kennen
gelernt und wäre nicht auf die Idee verfallen, in Jumar eine
Firma zu gründen. Es war außerdem ihre Schuld, dass Tariq
sie und ihren Bruder in dem gleichen Licht betrachtete wie ihren
Stiefvater. Ob es ihr behagte oder nicht, sie hatte Tariq in eine
kompromittierende Situation gelockt, die es Percy ermöglicht
hatte, ihm zu drohen. Ihre kindische Vernarrtheit, ihre Lügen
und Unreife hatten zu dieser Entwicklung geführt. Adrian musste
jetzt leiden, weil Tariq sie alle verachtete und ihnen misstraute.
Wer hätte je gedacht, dass aus einer scheinbar kleinen Lüge
so viel Kummer erwachsen würde?
    Faye
schluckte trocken. Bei ihrer ersten Begegnung mit Tariq hatte sie
behauptet, dreiundzwanzig zu sein, obwohl ihr neunzehnter Geburtstag
erst in einem Monat stattfinden sollte. Logischerweise war Tariq
außer sich vor Zorn gewesen, als er von ihrem Täuschungsmanöver
erfuhr. Seufzend verdrängte sie die bitteren Erinnerungen und
Schuldgefühle und wandte sich der Gegenwart zu. Wie konnte sie
ihrem Bruder helfen?
    An
diesem Abend klopfte Percy noch einmal an ihre Zimmertür, doch
sie öffnete mit vorgelegter Kette und erklärte, es gehe ihr
nicht gut. Das war keineswegs gelogen. Sie war so müde, dass ihr
schwindlig war. Auf ihrem Bett liegend lauschte sie dem
durchdringenden Ruf des Muezzin, der die Gläubigen zum Gebet in
die Moschee am Ende der Straße rief.
    Am
nächsten Morgen stieg Faye um halb neun in die Limousine, die
für sie bereitstand, wie Latif versprochen hatte. Inzwischen
hatte sie erkannt, welch schwerwiegende Fehler sie am Vortag begangen
hatte. In ihrem Bestreben, das Gesicht zu wahren, hatte sie nur über
Adrian geredet. Kein Wunder, dass Tariq sie weiterhin für eine
dreiste Schwindlerin hielt, die ihn einmal mehr umgarnen wollte.
Vielleicht würden ein offenes Schuldeingeständnis, eine
längst fällige Erklärung und eine aufrichtige
Entschuldigung dazu beitragen, seine Feindseligkeit zu mildern.
Möglicherweise würde er dann in Betracht ziehen, Adrian
Geld zu leihen, damit dieser seine Schulden begleichen konnte. Und am
Ende könnten sie dann hoffentlich die Vergangenheit ruhen
lassen.
    Diesmal
brachte sie der Wagen zu einem Seiteneingang der Haja-Festung, wo
Latif persönlich sie begrüßte. Angesichts ihres
schlichten, mit fliederfarbenen Blüten bedruckten Leinenkleides
nickte er anerkennend.
    Als
sie geradewegs in ein großes, modernes Büro geführt
wurde, atmete Faye tief durch und straffte die Schultern. Tariq stand
neben dem Fenster und telefonierte mit dem Handy. Er trug einen
hellgrauen Anzug, dessen perfekter Schnitt seine breiten Schultern,
schmalen Hüften und langen Beine betonte. Bei ihrem Anblick
neigte Tariq leicht den Kopf.
    Nachdem
sie sich auf Latifs Aufforderung hingesetzt hatte, zog sich der
ältere Mann zurück, und sie konzentrierte sich auf Tariq.
Die kleinen Gesten, mit denen er seine Worte begleitete, waren ihr
nur zu vertraut. Von schmerzlichen Erinnerungen überwältigt,
verschränkte sie die bebenden Hände im Schoß. Sie
kannte sein markantes, sonnengebräuntes Gesicht fast so gut wie
ihr eigenes: tiefschwarze Brauen, goldbraune Augen, schmale Nase,
hohe Wangenknochen, energisches Kinn und ein ebenso
leidenschaftlicher wie fester Mund.
    Erst
am Vortag hatte sie seine Anziehungskraft in demütigender Weise
zu spüren bekommen. Allerdings hatte er sie in einem schwachen
Moment erwischt. Das war alles. Sie war kein vernarrter Teenager
mehr, der seinen
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