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Ein pikanter Köder

Ein pikanter Köder

Titel: Ein pikanter Köder
Autoren: A. A. Fair
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verdammt viel verlangt. Aber zurück zu Irenes Sohn. Dowling hat Ihnen gegenüber also bestätigt, daß er der Vater ist?«
    »Ja.«
    »Haben Sie jemals mit ihm korrespondiert? Hat er sich vielleicht schriftlich zu diesem Problem geäußert?«
    »Ich habe einen Brief von ihm, in dem er mir über das Testament schreibt. Sehen Sie, im ersten Entwurf setzte er Irene zur Alleinerbin ein. Später änderte er es dahingehend ab, daß er Irene und ihren Sohn zu gleichen Teilen bedachte, und diese Fassung wollte er ihr übergeben.«
    »Und was geschah mit der Erstfassung?«
    Sie dachte stirnrunzelnd nach. »Warten Sie mal. Ich glaube, die habe ich.«
    »Was? Nichts wie her damit!«
    »Ich muß sie erst suchen.« Sie ging zu einem Schreibtisch, zog eine Schublade auf und kramte unter einem Wust von Papieren herum. »Hier ist sie.«
    Das Schriftstück hatte folgenden Wortlaut:

    >Da mir glaubhaft versichert wurde, daß ein von mir handschriftlich aufgesetztes, datiertes und unterzeichnetes Testament rechtskräftig ist, lege ich hiermit meinen Letzten Willen nieder und hinterlasse alles, was ich besitze, Irene Addis. Ich treffe absichtlich keine Verfügungen zur Sicherstellung meines Sohnes Herbert Dowling jr., weil ich weiß, daß seine Mutter vorbildlich für ihn sorgen wird. Ich widerrufe hiermit alle anderen letztwilligen Verfügungen. Seit dem Tag, an dem ich Irene verlor, suchte ich vergebens nach einer Frau, die ihre Stelle einnehmen konnte. Jetzt weiß ich, daß ich eine solche Frau nicht finden werde. Ich habe das freie, fröhliche Leben eines ungebundenen Junggesellen bis zur Neige ausgekostet. Zu spät kam ich zu der Einsicht, daß ein Junggeselle unweigerlich zur Einsamkeit verdammt ist.<

    Das Dokument trug die Unterschrift von Herbert Jason Dowling, und das Datum lag zehn Tage zurück.
    Ich faltete es zusammen und steckte es in die Tasche. »Können Sie bezeugen, daß es in Dowlings Handschrift abgefaßt ist?«
    »Ja. Er hat es von Anfang bis Ende selbst geschrieben. Aber Donald, können Sie denn damit überhaupt was erreichen? Er hat doch danach noch ein neues Testament gemacht.«
    »Sie meinen das Testament, das er Irene übergeben wollte? Bernice muß irgendwie Wind davon bekommen haben. Sie folgte ihm ins Motel, erschoß ihn durchs Fenster, durchsuchte die Leiche und nahm das Dokument an sich. Sie glaubte, daß sie sich damit die Erbschaft sicherte, daß sie Carson nun zur Heirat zwingen konnte und über ein eigenes unabhängiges Vermögen, gesellschaftliches Prestige und eine hochachtbare Position verfügen würde. Ich wußte, daß wir Bernice ihre Beute entreißen würden. Als Dowlings Mörderin kommt sie für die Erbschaft ohnehin nicht in Betracht. Aber ich war mir nicht sicher, ob wir für Irene oder das Kind etwas herausholen könnten. Mit dem Dokument hier ist das Problem gelöst.«
    »Wirklich? Da bin ich aber froh!«
    »Freut mich, das zu hören. Aber Sie wollten ihn doch selbst heiraten?«
    »Das stimmt. Aber ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich bei unserer letzten Zusammenkunft in der Imbißstube das Rennen ein für allemal aufgab. Keine Frau konnte ihm Irene ersetzen. Es war hoffnungslos. Sogar Bernice Clinton, die doch gewiß mit allen Wassern gewaschen war, hat nichts bei ihm erreicht. Na ja, und für ein Techtelmechtel war ich mir zu schade. Sie sehen, ich spreche ganz offen mit Ihnen. Aber ich habe das Gefühl, daß ich mit Ehrlichkeit bei Ihnen weiterkomme. Sie halten mich jetzt wohl für eine skrupellose, intrigante Person, und vielleicht bin ich das auch. Ich glaube, sobald es sich um Ehre, Sicherstellung und Respektabilität dreht, reagieren alle Frauen gleich.«
    Ich holte mein Notizbuch heraus und fing an zu schreiben. »Hier. Das ist eine Quittung, worin ich den Empfang des Schriftstücks bestätige. Heben Sie sie gut auf.« Ich stand auf, verabschiedete mich und fuhr auf schnellstem Wege zur Agentur.

    »Ach, Donald!« rief Elsie Brand, als ich zur Tür hereinspazierte. »Wo haben Sie bloß gesteckt? Die gräßlichsten Gerüchte gingen wieder um. Stimmt es, Donald, daß die Polizei Sie des Mordes verdächtigte?«
    »Tja. Wieder eine von Sergeant Sellers’ kleinen Fehlspekulationen. Aber er ist inzwischen in sich gegangen und hat reumütig Abbitte geleistet.«
    »O Donald, ich bin so froh!« Sie legte mir die Arme um den Hals und küßte mich. »Sie ahnen gar nicht, was für Ängste ich ausgestanden habe! Bertha benahm sich wie eine Furie.«
    »Schönen Dank, daß Sie sich um mich
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