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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht
Autoren: Oliver Bottini
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Wünsche.
    »No compromise«, raunte Luseni.
    »No compromise«, flüsterte Joseph.
    »No compromise«, wisperte Wegner.
    Erneuter Handschlag, diesmal alle drei gleichzeitig, einer rechts, der andere links, während Wegner an die mysteriöse Frau hinter dem Sofa dachte.
    Die Liberianer lächelten, neue Freunde fürs Leben.
    Dann zogen sie ihn schwungvoll aus dem Pool.

3
    ALGIER
    Ralf Eley kam in diesen Monaten oft nach Bologhine, meistens am Wochenende, meistens zu Fuß. Nur das letzte Stück, den Hang hinauf zur Basilika, fuhr er mit dem blau-weißen téléphérique , der über den europäischen Friedhof nach oben schwebte und kaum zwei Minuten später unterhalb von Notre-Dame d’Afrique hielt. Ein, zwei Stunden lang saß er dann auf dem Vorplatz auf einer Bank, die sandsteinfarbene Kirche mit dem Band aus blau-weißen Mosaiken im Rücken, umgeben von arbeitslosen Jungs und verschleierten Frauen. Er sah auf das Meer, die weiße Stadt, die mäandernde Küstenlinie hinunter und fragte sich, was mit ihm geschehen würde, wenn er Algerien im nächsten Sommer nach fünf Jahren verlassen musste.
    Mit ihm, mit Amel.
    An diesem Sonntagnachmittag war er aus einem anderen Grund zur Basilika gekommen.
    Auf einem anderen Weg.
    Vierhundert Kilometer mit dem Mietwagen bis Casablanca, eineinhalb Stunden Flug mit Royal Air Maroc nach Algier in einer riesigen Boeing, die zu drei Vierteln leer gewesen war. Sie hatten weit voneinander entfernt liegende Plätze gebucht, sicherheitshalber, man wusste nie. Ein letzter, langer Blick an der Gepäckausgabe am Flughafen, dann hatte Eley ein Taxi genommen, Amel auf einen verspäteten Dienstwagen gewartet.
    Die ganze Fahrt nach Alger Centre über hatte er sie vor sich gesehen, wie sie am Ausgang stand, Koffer und Aktentasche neben sich, in dunkelgrauer Bürokleidung und mit Kopftuch, das sie in der Öffentlichkeit trug, um nicht belästigt zu werden.
    Er hatte die Reisetasche zu Hause abgestellt, war mit dem Taxi weitergefahren zur Basilika, hatte mit dem Chauffeur die letzten marokkanischen Zigaretten geteilt.
    »Ah, vous êtes allé au Maroc … Avec la famille?«
    »Non, seul.«
    Der erste Urlaub mit Amel, Essaouira an der marokkanischen Atlantikküste, nördlich der Kanarischen Inseln gelegen. Am Ende waren es statt vier nur drei Tage gewesen. Wegen der Entführung des Elbe-Defence-Managers waren sie schon am Sonntag zurückgekehrt, nicht erst am Montag wie geplant.
    Die Glocken der Kathedrale läuteten, das Portal wurde geöffnet. Zwei Männer in schwarzen Anzügen eilten heraus und liefen auf Eley zu, der an der Balustrade lehnte, Zigarette im Mund. Florian, einer der Sicherheitsbeamten der Bundespolizei, hob grüßend eine Hand, der Botschafter ergriff Eleys Arm. »Danke, dass Sie gekommen sind. Ich hoffe, Sie hatten schöne Tage.«
    »Kann man sagen.«
    Der Botschafter nickte, zog die Hand zurück. »Sie wissen Bescheid?«
    »Nicht im Detail. Wann ist es passiert?«
    »Freitagabend gegen neun, wir haben es gestern erfahren.« Aus seiner Stimme klang verhaltene Entrüstung. Knapp vierundzwanzig Stunden waren vergangen, bevor man die deutsche Botschaft informiert hatte. Die Algerier hatten eigene Vorstellungen von Kooperation, zumal mit Ausländern. Eley hatte sich daran gewöhnt.
    »Constantine?«
    »Ja. Im Gästehaus des Verteidigungsministeriums.«
    »Was ist mit den Sicherheitsleuten?«
    »Keine Ahnung.«
    Eley schnippte die Zigarettenkippe weg, blickte ihr nach. Blieb nur die Hoffnung, dass Toni und der Algerier überlebt hatten.
    Und natürlich Richter.
    In der Kabylei und in der Sahara musste man mit Entführungen rechnen. Aber in einem bewachten Haus des Verteidigungsministeriums in Constantine? Die Täter mussten gut informiert gewesen sein. »Irgendwelche Hinweise?«
    Der Botschafter schüttelte den Kopf. Kein Bekennervideo, keine Lösegeldforderung, noch keine Zeugen.
    »Und die Kameras?«
    »Welche Kameras?«
    »Die haben da Überwachungskameras«, sagte Eley. Toni hatte ihm davon erzählt, bei einer ihrer Begegnungen im Sheraton beim Club des Pins außerhalb der Stadt, wo die Ausländer am Wochenende tanzten und tranken.
    Der Botschafter erwiderte, die Algerier hätten keine Kameras erwähnt. »Ich habe mir erlaubt, für Sie einen Termin bei der DDSE zu vereinbaren. Heute, achtzehn Uhr.«
    »Toumi?«
    »Und eine Untersuchungsrichterin, Mademoiselle Samraoui.«
    Eley schwieg überrascht.
    Zündete sich eine Zigarette an, hatte sich wieder im Griff.
    »Sie halten sich bitte
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