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Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Titel: Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot
Autoren: Sibylle Berg
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(Mit diesem Gedanken soll Paul, wie wir noch lesen werden, sehr recht behalten.)
    TOM ist überrascht
    Tom ist überrascht, als er auf einmal am Ende der Welt einer alten Liebe gegenübersteht. Bettina. Er erinnert sich, obwohl es Jahre zurückzuliegen scheint, an sie. An einen Morgen in der Stadt, als sie ihn weggeschickt hat. Als er weinte, ganz früh am Morgen. Er ist Bettina dankbar, denn sie war der Grund, der ihn dazu brachte, die Stadt zu verlassen und sein neues Leben anzufangen. Und nun steht dieser Grund vor ihm und hat mit der Bettina von damals gar nichts mehr zu tun. Die neue Bettina sieht unglücklich aus und schön, und nichts ist da mehr von der Frau aus der Stadt, die kurz davor war, verbittert zu werden. Tom hatte mit Nora einen Ausflug auf so eine Venedig-Insel gemacht.
    Irgendwas muß er ja machen, nachdem Paul weg ist. Und dann treffen sie doch tatsächlich Bettina auf dieser Insel.
    Die da irgendeine Geschichte für irgendeine blöde Zeitung macht. Er stellt die Frauen einander vor, und Bettina lädt sie ein in ihr Haus, das sie gemietet hat, für ihre blöde Geschichte. Da sitzen sie in dem Haus und essen Nudeln. Und Tom und Bettina reden so ein bißchen über das letzte Jahr. Nora redet nicht. Sie sitzt wie ein Kind, das sich bei Erwachsenen langweilt, daneben. Sagt nichts. Guckt nur.
    Und Tom redet also mit Bettina und sieht sie genau an. Den Busen, die runden Hüften, die langen Haare, die weißen Zähne, den festen Hintern. Sieht er sich ganz genau an.
    NORA fühlt sich nicht so
    Sie merkt, daß da was abgeht, was sie nicht beeinflussen kann. Es ist der Moment, auf den sie gewartet hat, seit damals, eigentlich schon fast von Anfang an. Seit sie gemerkt hat, daß sie sich in Tom verliebt hat. Von da an. Von da an passierte was, was sie gar nicht beeinflussen konnte.
    Alles wurde schwierig, und Nora merkte, wie schwierig sie war und kam da nicht raus. Immer sagte sie Sachen, die sie gar nicht sagen wollte. Immer war sie eigentlich jemand anderes. Sie wollte doch nur ganz lieb sein, und sie wollte doch nur, daß Tom sie liebhatte. Aber was dann rauskam, war zackig und schwierig, und Nora konnte nichts tun dagegen. Und je schwieriger sie wurde, um so weniger kam sie da raus. Da lief was ab. Nora hatte keine Ahnung, was, sie sah nur, daß ihr Tom jetzt ganz weg-rutschte. Die ganze Zeit war er schon weggerutscht. Und jetzt eben ganz. Da war diese Frau, und sie war alles, was Nora nicht war, und Nora konnte es nicht stoppen. Wie blöd saß sie neben Tom und Bettina und konnte nichts tun. Und Nora steht auf und sagt, ich geh noch ein bißchen was raus. O.K., sagt Toni, und Nora denkt sich: Klar, ist euch ja nur recht. Und dann läuft sie raus. Und läuft ganz schnell gegen die Wut an in ihr und gegen die Hilflosigkeit. Ich muß was tun, denkt sie. Und dann rennt Nora ganz schnell und bleibt stehen, zerkratzt sich Gesicht und beißt sich, bis Blut kommt, und dann weint sie und geht zurück zum Haus. Nora erzählt was von einem fremden Mann und denkt sich, siehst du Tom, das hast du davon. Hast du jetzt ein schlechtes Gewissen, denkt sie. Und Tom hat ein schlechtes Gewissen.
    Und Bettina fragt, was das denn für ein Mann war. Und dann fängt Nora an zu stottern, und sie merkt, daß Tom und Bettina ihr nicht glauben. Nora geht ins Bett. In der Küche hört sie Bettina lachen.
    BETTINA hat eine Idee
    Ich habe eine Idee, hatte Bettina am nächsten Morgen in das ungemütliche Schweigen der Küche hineingesagt.
    Nora stocherte in ihren Rühreiern herum, als wären das Innereien. Also, sagte Bettina, wir mieten uns ein Auto und fahren dann zu den heißen Quellen. Und Tom sagte: Das ist klasse, das machen wir. Und Bettina schwärmte von den Quellen, und als Nora immer noch nichts sagte, wurde Bettina sauer. Was hast du denn, würdest du vielleicht mal mit uns reden, sagte sie, und Nora hörte das »mit uns«, und schließlich sagte sie: Ich würde gerne hierbleiben, aber ihr könnt ruhig fahren. Das ist jetzt der Test, dachte Nora.
    Wenn er mit ihr fährt, ist alles klar. Bitte, bitte, laß ihn nicht mit ihr fahren. Also gut, fahren wir halt alleine, sagte Tom, der jetzt wirklich sauer auf Nora war und sie noch weniger verstand als sonst. Wollen wir wirklich, fragte Bettina, und Nora hörte dieses Wir. Das klang, als hätte es nie ein anderes Wir gegeben. Und Bettina sagte zu Nora, ich weiß zwar nicht, wo das Problem ist, aber es ist auf jeden Fall deins. Und dann fuhren sie weg.
    PAUL und der Mann fahren
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