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Ein orientalisches Maerchen

Ein orientalisches Maerchen

Titel: Ein orientalisches Maerchen
Autoren: Helen Brooks
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sich nicht weiter bemühen. Sie haben mich offensichtlich aus einer Notlage befreit, und dafür bin ich Ihnen auch dankbar. Aber ich fühle mich jetzt schon sehr viel besser, und hier im Krankenhaus bin ich sicher in den besten Händen …“
    „Es freut mich, dass Sie sich wohlfühlen – in der besten Privatklinik des Landes.“ Seine dunklen Augen blitzten amüsiert. Er trat näher zum Bett und verabschiedete sich mit einem Nicken von der Schwester. „Ach, falls Sie sich Sorgen wegen der Kosten machen sollten: Die Rechnung übernehme selbstverständlich ich“, fügte er noch hinzu.
    Eine Privatklinik? Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? „Ich … verstehe nicht. Warum bin ich nicht in einem normalen Krankenhaus?“ Kit musterte Dumont mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit, Empörung und Argwohn.
    „Na ja.“ Gerard betrachtete sie einen Augenblick, als überlege er noch, ob er sich weiter amüsieren sollte. Dann erklärte er kühl: „Erstens, ma chère, fallen mir normaler weise keine jungen Touristinnen mit Gehirnerschütterung vor die Füße. Und zweitens steht es Ihnen natürlich frei, Ihren Aufenthaltsort zu wechseln. Allerdings glaube ich nicht, dass so schnell noch irgendwo ein Bett frei ist – erst recht nicht auf einer neurologischen Spezialabteilung wie hier, wo Ihnen mit modernsten Diagnose- und Therapieverfahren geholfen werden kann.“ Er blickte auf ihr Bett. Kit spürte seine Blicke auf ihrem Körper, der sich unter der leichten Decke deutlich abzeichnete. „Und sollten Sie nicht wollen, dass ich Ihnen helfe, nur weil ich ein Mann bin, eh bien, ich liebe zwar fast alle Frauen, aber, mit Verlaub: Engländerinnen kann ich nicht ausstehen. Und Sie sind doch eine, oder?“
    Völlig perplex richtete Kit sich auf. Leider etwas zu schnell und zu heftig, sodass sich das Stechen in ihren Schläfen wieder einstellte. „Wie bitte? Soll das jetzt ein Scherz sein?“
    „Ich mache keine Witze über Engländerinnen.“
    „Aber, ich meine, wollen Sie mich jetzt provozieren, weil ich gestern – tut mir leid, ich hätte Ihnen den Stress gern erspart – mein Gedächtnis verloren habe? Sagen Sie das nur, weil ich mich wieder erinnern soll?“ Das Stechen in ihren Schläfen hatte nachgelassen, stattdessen raste ihr Puls.
    „Welchen Stress?“, fragte er.
    „Ihre Unannehmlichkeiten gestern und heute.“ Erschöpft ließ sie sich wieder in die Kissen sinken. „Die ich Ihnen bereitet habe.“
    „Eins möchte ich klarstellen: Ich bin zwar ein Mann, aber kein Unmensch. Bevor Sie ohnmächtig wurden, da baten Sie mich noch um Hilfe – ma chère, selbst auf die Gefahr hin, dass es Sie enttäuscht, aber ich wollte nur nett sein. Weiter nichts.“ Er musterte sie mit einem Blick, der ihr das Gefühl gab, gewogen und für zu leicht befunden zu sein. „Ach, und Engländerinnen , bedaure, die kann ich tatsächlich nicht ausstehen.“
    „Und was hat das alles mit mir zu tun? Sehe ich so englisch aus, oder wie?“ Sie reckte ihr Kinn.
    „Ziemlich.“ Er zuckte mit den Schultern, und sie kochte vor Wut. Worum geht es hier eigentlich, fragte sie sich. Darum, dass sie ihr Gedächtnis wiederfand oder dass er sie auf unterschiedlichste Arten zu provozieren vermochte?
    „Und, was bitte, ist in Ihren Augen typisch englisch?“, hakte sie hitzig nach.
    „Vornehm blass und hochgradig reserviert“, erwiderte er mit einem Unterton, der eindeutig zu verstehen gab, dass es nicht als Kompliment gemeint war – obwohl er seine Lippen zu einem Lächeln verzogen hatte. Offensichtlich schien ihn ihre Entrüstung zu amüsieren. „Die Beschreibung gefällt Ihnen wohl nicht?“
    „Wie bitte? Entschuldigen Sie mal, aber Ihre Meinung ist für mich absolut nicht so wichtig, wie Sie glauben. Ich kann damit leben“, widersprach sie schnippisch, fragte sich aber im selben Moment, warum sie sich im Stillen trotzdem darüber aufregte.
    War sie vielleicht wütend, weil sie auf seine Hilfe angewiesen war? Das wäre allerdings ausgesprochen töricht. Ohne Gedächtnis in einem fremden Land benötigte sie auf jeden Fall Unterstützung. Und er fühlte sich doch offenbar persönlich dafür verantwortlich. Daher müsste sie ihm eigentlich dankbar sein. Allerdings: Was ihn dazu bewogen hatte, ihr außer seiner Aufmerksamkeit auch den Aufenthalt in dieser Privatklinik sozusagen zu schenken, war ihr nicht nur ein Rätsel, sondern beunruhigte sie auch. Allein die Vorstellung, dass ein Mann ihr …
    Kit spürte plötzlich wieder Panik in sich
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