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Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Titel: Ein neues Leben auf dem Jakobsweg
Autoren: Manolo Link
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telefonierte mit Bernd und Yajaira und wäre liebend gerne zu Jean geflogen.
    Es war Mittwoch, der dritte Tag nach meiner Pilgerschaft, als ich Jean anrief. Wir stellten schnell fest, dass meine Englischkenntnisse für ein Telefongespräch nicht ausreichten. Doch war es schön, Jeans Stimme zu hören. Wir beschränkten uns von nun an auf einen Austausch per SMS. So konnte ich Wörter, die mir fremd waren, im Wörterbuch nachsehen. Besuche bei meinen Eltern, meinem Bruder und meinen Kindern in Kerpen-Balkhausen stimmten mich glücklich und lenkten mich gleichzeitig ab. Natürlich stellte ich Überlegungen an, wie das mit Jean und mir weitergehen würde. Sie wohnte schließlich in Irland und das war nicht eben mal um die Ecke. Ich mochte Jean sehr gerne, doch liebte ich sie? Liebte sie mich? War zwischen uns mehr als eine Romanze? Fragen über Fragen, die nicht aufhörten mich zu beschäftigen.
    Am folgenden Tag lag ein Päckchen vor meiner Tür. Der Absender aus Irland ließ mein Herz höher schlagen. Ungeduldig, wie ein Kind am Heiligabend, riss ich das kleine Paket auf. Ungefähr hundert silberne Engel aus Papier regneten auf meinen Küchentisch nieder. Eine Musik-CD hatte sie mir geschickt, die ich gleich auflegte: »Voice of an Angel.« Tränen liefen über meine Wangen. Deutlich fühlte ich Jean in der Musik. Ich entnahm dem Paket einen zehn Zentimeter großen Engel, der von Clonmacnoise, einem besonderen Ort am Shannon, stammte. Den gleichen Engel hatte Jean in jeder Wohnung, in der sie gelebt hatte, an ihrer Seite. Ich entblätterte den vierseitigen Brief, den sie von einem Computer-Übersetzungsprogamm hatte ins Deutsche übersetzen lassen. Es war ein wundervoller Brief voller Liebe. Ein kleines Fläschchen mit Duftöl fand ich sicher in Plastik verpackt, das mich beim Schreiben inspirieren sollte. Ich roch an dem Öl, hörte die Musik und fühlte eine tiefe Liebe zu Jean.
    Von diesem Tage an wusste ich, was ich wollte. Schnellstmöglich mit Jean zusammen sein. Ich führte Telefonate mit Hansi, der als Dolmetscher zwischen Jean und mir fungierte. Nach einigen Überlegungen und Planungen hatte Jean sich entschlossen, mich in Deutschland zu besuchen. Meine Freude war grenzenlos. Ich konnte unser Wiedersehen kaum erwarten.
    Vier Tage vor Jeans angekündigtem Besuch schickte sie mir eine SMS. Sie musste ihre Ankunft um eine Woche verschieben. Die Nachricht stimmte mich traurig. Warten war nicht unbedingt eine meiner Stärken.
    Mittlerweile hatte ich mir einen alten Laptop zugelegt und begonnen, meine Erlebnisse aufzuschreiben, was mir viel Freude bereitete. Abends lag ich im Bett und hörte Jeans Musik: »Voice of an Angel.« Ich liebte die Musik und ich liebte Jean.
    Endlich stand unser Wiedersehen bevor. Freitags morgens fuhr ich mit dem Zug zum Köln/Bonner Flughafen, kaufte eine rote Rose und ging zum Ausgang C. Meine Aufgeregtheit stieg, während meine Augen auf dem Monitor klebten, der die Landungen ankündigte. Als ich hinter Dublin gelandet entdeckte, konnte ich es nicht mehr erwarten. Ich ging auf und ab. Plötzlich tippte mir jemand von hinten auf die Schulter. Ich drehte mich um und schaute in die Augen meines irischen Engels.
    »Jeeeeeeeean!«
    »Hello, Mano.«
    Wir küssten uns. Gleich fühlte ich eine Vertrautheit zwischen uns. Händchenhaltend gingen wir zur Bahnstation. Während wir über Köln nach Bad Neuenahr fuhren, hatte ich wieder den Eindruck, als wenn wir seit ewigen Zeiten zusammen wären. Mir war, als wenn wir uns nach einem längerem Urlaub wiedergesehen hätten. In den letzten Wochen hatte ich manche Stunde mit englischen Wörterbüchern verbracht. Wir genossen die Zugfahrt, stiegen in Bad Neuenahr aus und gingen in meine Wohnung.
    Jean gefiel Bad Neuenahr. Sie mochte die Parks, die Restaurants und besonders den Spazierweg an der Ahr entlang. Nach und nach trafen wir, ob mit oder ohne Verabredung, auf meine Freunde, die mir allesamt ins Ohr flüsterten, welch wundervolle Frau ich an meiner Seite hatte. Sonntagmorgen suchten wir in einem Internetcafe Direktflüge nach Dublin. Jean erwies sich als Expertin. Sie klickte hier und dort, überlegte, zögerte, fragte und buchte schließlich einen Flug, der mich sieben Tage später zum ersten Mal in meinem Leben nach Irland führen sollte. Der Rückflug würde vier Wochen später erfolgen. Zu einem späteren Zeitpunkt teilte Jean mir mit, dass sie während der Flugbuchung gezögert habe, weil sie nicht sicher war, ob vier Wochen mit mir nicht
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