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Ein nackter Arsch

Ein nackter Arsch

Titel: Ein nackter Arsch
Autoren: Christian Bauer
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ein Feuerzeug.
    „Weichei“, ging es ihm dabei durch den Kopf. Bei einer alten Freundin aus dem Milieu hatte er neulich einen Fischbacher Bodybuilder kennengelernt, der Bierflaschen mit den Zähnen zu öffnen pflegte. Seine Zahnärztin, eine alteingesessene Saarbrückerin, würde ihm die Leviten lesen, sollte er solchen Blödsinn auch versuchen. Doch beeindruckt hatte ihn diese Demonstration von nach Achselschweiß stinkender Männlichkeit schon. Ob Evi so etwas gefallen würde? Er war sich nicht sicher, wie so oft bei Evi.
    Bei Fabio war Schmidtbauer für die Nacht in guten Händen. Dieser Schmidtbauer, irgendwie dämmerte Simarek etwas.
    „Da war doch was, da war doch was…“ Aber das Dunkel der Nacht war schneller und der Kommissar glitt hinüber in die Welt der Träume. Das Sixpack leerer Flaschen, ihrer Kronenkorken beraubt, lag zu seinen Füßen. Er hatte gewonnen und war noch dazu im Besitz seiner sämtlichen Zähne. Alles in allem ein erfolgreicher Tag.

Sonntag, 13. Oktober 2002

    Er lehnte an einem knorrigen Baum. Evi lag zu seinen Füßen und räkelte sich in der Sonne. Ihre kleinen, nackten Brüste reckten sich den wärmenden Strahlen entgegen. Er wollte sich gerade über sie beugen, um die aufgerichteten Knospen anzuknabbern, als ein großer Berner Sennenhund laut bellend auf sie zurannte. Simarek witterte sofort Gefahr und stellte sich mutig vor Evi, um den erwarteten Angriff abzuwehren. Im nächsten Augenblick erhob sich Evi, streifte ihr leichtes Sommerkleid über und verschwand hinter einer alten Buche. Der Hund spitzte die Ohren und sah den Kommissar aufmerksam an. Dann drehte er ab und trottete davon. Simarek schaute sich um und konnte Evi nirgends entdecken. Dafür machte der Hund erneut auf sich aufmerksam, indem er am Rande der Lichtung auf und ab lief und laut bellte. Simarek beschloss, nachzusehen. Beim Näherkommen bemerkte er, dass der Hund vor einem Ball oder etwas Ähnlichem kauerte, oder war es ein Schinken? Nein, jetzt sah er es deutlich, es war ein nackter Hintern. Der Berner Senne wedelte mit dem Schwanz und brachte Simarek die Morgenzeitung.
    Simarek kratzte sich am Kopf. Was für einen Blödsinn hatte er sich da wieder zusammengeträumt? Eine nackte Evi, gut, das konnte er sich erklären. Irgendwie lebte er seit ein paar Wochen in zölibatärer Enthaltsamkeit. Da waren ein paar scharfe Gedanken ja wohl erlaubt. Ein kurzer Versuch zu onanieren hatte keinen messbaren Erfolg. Er gab das Vorhaben schnell wieder auf, weil die anderen Traumbilder an die Oberfläche seines Bewusstseins drängten. Der Schinken, der sich in einen Hintern verwandelte, gehörte eindeutig zu Schmidtbauer. Aber der Hund und die Zeitung? Übellaunig schaltete der Kommissar sein Radio ein und landete mitten in den Acht-Uhr-Nachrichten:
    „Saarbrücken. Am Saarufer ist gestern Morgen die unbekleidete Leiche eines Mannes gefunden worden. Wie unser Sender aus zuverlässiger Quelle erfuhr, hat die Polizei noch keine Hinweise auf die Identität des Toten. Ein Polizeisprecher teilte unterdessen mit, dass im Laufe des Montags auf einer Pressekonferenz weitere Informationen zu erwarten sind.“
    Simareks Laune sank auf den Nullpunkt. Wer hatte der Presse den Tipp gegeben? Der Kommissar wusste, dass sich eine Leiche am Ufer der Saar nicht lange verheimlichen ließ. Dennoch hatte er gehofft, nicht so schnell aufgeregten Journalisten Rede und Antwort stehen zu müssen. Trulli hatte die Information sicher nicht lanciert. Der wusste, dass Simarek zur Presse nur ein gezwungen kooperatives Verhältnis pflegte und keinesfalls von sich aus vor Ende der Ermittlungen den Kontakt zu Rundfunk und Zeitung suchte. Blieben noch die Kollegen von der Streife und der Spurensicherung. Er würde sich später darum kümmern.
    Wenn er nachdachte, wusste er gar nicht, warum er sich so ärgerte. Die Nachricht im Radio hatte nun wirklich nicht viel verraten. Gut, ein nackter Toter an der Saar. Weder von Mord und Totschlag war die Rede gewesen, noch von einem kriminellen Hintergrund. Das waren Indizien dafür, dass die Presse und ihr Informant noch völlig im Dunklen tappten. Allein der Hinweis auf die Pressekonferenz machte Simarek stutzig. Er konnte sich nicht daran erinnern, eine angekündigt zu haben. Wer sonst?
    Simarek wollte gerade zum Hörer greifen und im Kommissariat nachfragen, wer die unerwünschte Begegnung mit der Presse zu verantworten hatte, da kam ihm ein Anrufer zuvor. Sonntagmorgens um kurz nach acht musste es etwas
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