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Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt
Autoren: Agatha Christie
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»Das hätten Sie nicht tun dürfen. Ich habe Dora lieb gehabt, ich habe Dora wirklich lieb gehabt!«
    Inzwischen drängten sich Craddock und die anderen an der Küchentür.
     
    Constable Edwards, der Sanitäterkenntnisse besaß, b e mühte sich um Mizzi. Sowie sie die Sprache wiederg e wonnen hatte, verkündete sie laut ihr Lob:
    »Ich haben das gut gemacht, habe ich! Oh, ich sein i n telligent! Ich sein tapfer! Oh, ich sein so tapfer! Fast hat sie auch mir gemordet. Aber ich sein so tapfer, ich riski e re alles.«
    Plötzlich schob Miss Hinchliffe mit einem Ruck die a n deren beiseite und stürzte sich auf die weinende Charlo t te.
    Sergeant Fletcher musste seine ganze Kraft aufwenden, um sie zurückzuhalten.
    »Nein … «, rief er. »Nein, Miss Hinchliffe, das dürfen Sie nicht!«
    Zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß sie he r vor:
    »Lassen Sie mich los! Ich muss sie packen, sie hat Amy ermordet.«
    Charlotte Blacklock blickte auf und erklärte, noch i m mer schluchzend:
    »Ich habe sie nicht töten wollen, ich habe niemanden töten wollen … ich musste es tun … aber Doras Tod ist entsetzlich … nachdem Dora tot war, war ich ganz a l lein … ganz allein seit ihrem Tod … Dora, Dora … «
    Und wieder vergrub sie den Kopf in den Händen und weinte bitterlich.

23
     
    M iss Marple saß in dem großen Sessel, Bunch kauerte auf dem Boden vor dem Kamin, die Arme um die Knie geschlungen. Reverend Jul i an Harmond thronte, neugi e rig vorgebeugt, auf seinem Stuhl, Inspektor Craddock rauc h te seine Pfeife und trank einen Whisky-Soda – offe n sichtlich fühlte er sich außer Dienst. Den äußeren Kreis bildeten Julia, Patrick, E d mund und Phillipa.
    »Sie müssen erzählen, Miss Marple, es ist ja alles Ihr Verdienst«, sagte Craddock.
    »Oh nein, mein Lieber. Ich habe nur hier und dort ein bisschen geholfen. Sie hatten den ganzen Fall in Händen und haben alles fabelhaft gemacht, Sie verstehen doch viel mehr von diesen Dingen als ich.«
    »Erzählt es uns doch gemeinsam!«, schlug Bunch ung e duldig vor. »Abwechselnd, jeder ein Stückchen. Wann ist dir zum ersten Mal der Gedanke gekommen, dass der Überfall von Miss Blacklock inszeniert war?«
    »Das ist schwer zu sagen, liebe Bunch. Von Anfang an hielt ich es für das Natürlichste, dass sie selbst den Übe r fall inszeniert habe. Nach allem, was man erfuhr, war sie der einzige Mensch, der Verbindung zu dem Schweizer Rudi Schwarz hatte, und außerdem konnte sie es in ihrem eigenen Haus am leichtesten in Szene setzen.
    Zum Beispiel das mit der Zentralheizung … im Kamin brannte kein Feuer; denn dann wäre der Raum erleuchtet gewesen, und der einzige Mensch, der anordnen konnte, dass der Kamin nicht angemacht wird, war die Herrin des Hauses.
    Ich bin nicht sofort darauf gekommen, sondern glaubte zunächst wie alle Übrigen, dass tatsächlich jemand Letitia Blacklock ermorden wollte.«
    »Glaubst du, dass dieser Schweizer sie erkannt hatte?«, fragte Bunch.
    Miss Marple blickte fragend zu Craddock hinüber.
    »In Bern gibt es einen weltberühmten Spezialisten für Kropfoperationen«, erklärte nun Craddock. »Charlotte Blacklock ging in seine Klinik, um sich ihren Kropf op e rieren zu lassen. Schwarz war damals dort Krankenpfl e ger. Als er nun nach England kam, erkannte er sie im Hotel und sprach sie an. Das hat er wohl in der ersten Freude getan, denn bei richtiger Überlegung hätte er sich davor gehütet, da es ja gar nicht günstig für ihn war, j e manden zu sprechen, der ihn aus seiner Schweizer Ve r gangenheit kannte.«
    »Er behauptete ihr gegenüber also nicht, dass sein Vater Hotelbesitzer in Montreux sei?«
    »Kein Gedanke. Das hatte sie sich ausgedacht, damit sie erklären konnte, woher er sie kennt.«
    »Es muss ein schwerer Schlag für sie gewesen sein, als dieser junge Mann auftauchte«, meinte Miss Marple nachdenklich. »Sie hatte sich verhältnismäßig sicher g e fühlt, und nun erschien da ein Mensch, der sie nicht als eine der beiden Schwestern Blacklock kannte – darauf war sie stets gefasst –, sondern ausgesprochen als Cha r lotte Blacklock, eine Patientin, die eine Kropfoperation hinter sich hatte.
    Aber ihr wollt ja alles von Anfang an wissen.
    Es begann, glaube ich, damit, dass Charlotte Blacklock, ein hübsches, unbekümmertes, nettes Mädchen, plötzlich an einer Vergrößerung der Schilddrüse litt, also einen Kropf bekam. Ihr ganzes Leben kam ihr nun verpfuscht, zerstört vor, denn sie war ein sehr sensibles Mädchen und
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