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Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt
Autoren: Agatha Christie
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sie auf dem Herzen hatte.
    »Ich hatte Angst, weil ich glaubte, der einzige Mensch, der ein Interesse am Tod Miss Blacklocks haben könnte, sei ich. Ich hatte keine Ahnung, wer Julia war. Obwohl wir Zwillinge sind, sehen wir uns nicht ähnlich. Also nahm ich an, dass ich der einzige Mensch sei, auf den der Verdacht fallen müsse.«
    Sie hielt nun inne und strich sich das Haar aus der Stirn.
    Craddock wurde plötzlich klar, dass jener verblasste Schnappschuss in einem der Briefe Letitias eine Fotogr a fie von Phillipas Mutter gewesen sein musste. Die Äh n lichkeit war unverkennbar, und nun wusste er auch, w a rum ihn die Erwähnung des Auf- und Zumachens der Hände an jemanden erinnert hatte – Phillipa tat es s o eben.
    »Miss Blacklock war gut zu mir, sehr, sehr gut, ich habe keinen Mordanschlag auf sie verübt, ich habe nie daran gedacht, sie zu ermorden. Aber trotzdem bin ich Pip.«
    Dann fügte sie hinzu: »Sie brauchen also Edmund nicht mehr zu verdächtigen.«
    »Meinen Sie?«, fragte Craddock; seine Stimme war wi e der schneidend wie zuvor. »Edmund Swettenham ist ein junger Mann, der Geld liebt, ein junger Mann, der vie l leicht gerne eine reiche Frau heiraten würde. Aber sie wäre erst dann eine reiche Frau, wenn Miss Blacklock vor Mrs Goedler stürbe. Und da es fast sicher war, dass Mrs Goedler vor Miss Blacklock sterben würde … ja, da mus s te er etwas dagegen tun … Und das haben Sie doch getan, Mr Swettenham, nicht wahr?«
    Plötzlich ertönte ein grässlicher Laut; er kam aus der Küche, ein unheimlicher, entsetzlicher Schreckensschrei.
    »Das ist nicht Mizzi!«, rief Julia.
    »Nein«, sagte Craddock, »das ist ein Mensch, der drei Morde auf dem Gewissen hat.«

22
     
    A ls sich der Inspektor Edmund Swettenham z u wandte, war Mizzi leise aus dem Wohnzimmer in die Küche g e schlichen. Sie ließ gerade Wasser in den Ausguss laufen, als Miss Blacklock eintrat.
    Mizzi warf ihr einen beschämten Blick zu.
    »Was sind Sie für eine Lügnerin, Mizzi«, sagte Miss Blacklock freundlich. »Aber so können Sie doch nicht richtig Geschirr abwaschen. Zuerst müssen Sie sich das Silberbesteck vornehmen, und Sie müssen den Ausguss mit Wasser volllaufen lassen. Mit so wenig Wasser kö n nen Sie doch nicht abwaschen.«
    Gehorsam drehte Mizzi den Hahn auf.
    »Sie sind nicht bös wegen das, was ich habe gesagt, Miss Blacklock?«, fragte sie.
    »Wenn ich wegen all Ihrer Lügen böse sein wollte, wäre ich schon längst vor Wut gestorben«, entgegnete Miss Blacklock.
    »Ich werde gehen und Inspektor sagen, dass ich habe gelogen. Soll ich?«, fragte Mizzi.
    »Das weiß er schon«, erwiderte Miss Blacklock, immer noch freundlich.
    Nun drehte Mizzi den Hahn zu, und während sie das tat, wurde plötzlich ihr Kopf von zwei Händen gepackt und in den gefüllten Ausguss gedrückt.
    »Nur ich werde wissen, dass du einmal die Wahrheit g e sagt hast!«, zischte Miss Blacklock.
    Mizzi wand und wehrte sich verzweifelt, aber Miss Blacklock war stark und presste den Kopf des Mädchens immer tiefer ins Wasser.
    Doch plötzlich ertönte hinter ihr kläglich Dora Bunners Stimme:
    »Oh, Lotty … Lotty … tu es nicht … Lotty!«
    Miss Blacklock schrie. Mit einem Ruck ließ sie Mizzi los, die prustend den Kopf hob, streckte die Arme hoch und schrie und schrie, denn außer ihr und Mizzi war ni e mand in der Küche. Sie schrie:
    »Dora … Dora, verzeih mir! Ich musste es tun! Ich mus s te … «
    Außer sich vor Verzweiflung rannte sie versehentlich zur Tür der Abstellkammer, aber Sergeant Fletcher tauc h te plötzlich auf und versperrte ihr den Weg; hinter seinem Rücken kam hochrot und triumphierend Miss Marple hervor.
    »Ich konnte von jeher gut Stimmen nachahmen«, e r klärte sie.
    »Sie kommen mit mir«, sagte der Sergeant zu Miss Blacklock. »Ich bin Zeuge, dass Sie versuchten, dieses Mädchen zu töten. Und es werden noch weitere Beschu l digungen gegen Sie erhoben. Ich mache Sie darauf au f merksam, Miss Letitia Blacklock … «
    »Charlotte Blacklock«, verbesserte Miss Marple ihn. »Sie ist Charlotte Blacklock. Unter dem Perlenhalsband, das sie stets trägt, können Sie die Operationsnarbe erkennen.«
    »Operation?«
    »Ja, eine Kropfoperation.«
    Miss Blacklock, die ganz ruhig geworden war, blickte Miss Marple durchdringend an und sagte:
    »Sie wissen das also?«
    »Ja, schon seit einiger Zeit.«
    Jetzt begann Charlotte Blacklock wieder zu weinen.
    »Doras Stimme hätten Sie nicht nachahmen dürfen«, schluchzte sie.
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