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Ein Mistkerl zum Verlieben

Ein Mistkerl zum Verlieben

Titel: Ein Mistkerl zum Verlieben
Autoren: Daniela Felbermayr
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wäre ein merkwürdiger Zufall gewesen, wenn jemand wie er, der attraktiv, erfolgreich, nett, gebildet und charmant war, tatsächlich noch nicht vergeben gewesen wäre. Vermutlich hätte er dann genauso einen Haken an sich gehabt, wie Mark, der in gewisser Weise all diese Eigenschaft in sich vereinte. Sie beschloss, von ihrer Hollywoodgeschichte, die irgendwie ständig in ihrem Hinterkopf ablief und die sie jeden einzelnen Mann, den sie kennenlernte, abchecken ließ, wie Arnold Schwarzenegger in Terminator, vorerst zu beenden. Sie hatte viel zu oft insgeheim gehofft, dass ihr endlich die männliche Hauptrolle in der Hollywoodgeschichte über den Weg lief. Vermutlich hatte sie auch deswegen oftmals abschreckend auf Männer gewirkt. Hieß es nicht, dass man nicht gefunden werden konnte, wenn man suchte?
     
    An diesem Abend würde Vicky nicht mehr in die Kanzlei fahren. Als die Maschine gelandet war und sie ihr Handy eingeschaltet hatte, hatte ein verschämter Don Stevens auf ihrem Anrufbeantworter die Nachricht hinterlassen, dass Mr. Kagan heute nicht mehr gestört werden wolle und sie sich erst morgen Mittag bei ihm melden sollte. Don Stevens meinte, es täte ihm unsagbar leid, sie schon einen Tag zu früh aus Aspen einfliegen lassen zu haben, noch dazu an Heiligabend, wünschte ihr noch ein schönes Weihnachtsfest und beendete die Nachricht.
     
    Der vierundzwanzigste Dezember hatte in den Straßen von Manhattan Einzug gehalten. Wie ein Heiliger Abend aus dem Bilderbuch präsentierte er sich Vicky, die im Taxi zu ihrem Appartement fuhr. Große Schneeflocken tanzten vom Himmel und ließen sich auf der weichen, weißen Decke, die ihre Vorgänger bereits gebildet hatten, nieder. Die Dächer der Häuser, die Straßenlaternen, Hydranten und Postkästen, die die Straßen von Manhattan säumten, waren ebenfalls von der weißen Schneedecke eingehüllt worden und verbreiteten eine unsagbare Idylle.
     
    Vicky überlegte kurz, das Taxi bei Hells Kitchen anhalten zu lassen, um sich eine Pizza zum mitnehmen zu holen, doch dann entschied sie, dass eine Pizza doch etwas zu unweihnachtlich war. Sie hatte vor einigen Monaten eines dieser tiefgefrorenen Thanksgiving-Dinner gekauft, und sich kurz danach gefragt, warum es im Einkaufswagen gelandet war. Thanksgiving hatte sie wie immer in Aspen verbracht, wo die Familie auch diesen Feiertag beging. Sie hielt es für eine gute Idee, einem Festessen mit diesem Gericht wenigstens ein bisschen Nahe zu kommen. Sie würde sich einen gemütlichen Abend machen, ihr Mikrowellen-Dinner verspeisen und auf der Couch in eine Decke gehüllt gemeinsam mit ihren Katzen fernsehen. Am nächsten Morgen wollte sie gleich nach dem Aufstehen ins Büro fahren, die Unterlagen für Mr. Kagan durchsehen und ihn gegen Mittag anrufen. Danach würde sie wieder zum Flughafen fahren und mit dem Flugzeug um vier zurück zu ihrer Familie fliegen, wo sie dann um sechs ankommen würde. Den Abend des ersten Weihnachtstages würde sie dann wieder mit ihrer Familie verbringen können.
     
    Sie bezahlte den Fahrer, der vor ihrem Appartementhaus angehalten hatte und stieg aus dem Taxi aus. Die eisig klirrenden Kälte umhüllte ihr Gesicht, sodass sie ihren Mantel zuknöpfte und ihren Schal zurecht rückte. Sie zog ihren Koffer zum Eingang des Komplexes und trat durch die Schiebetüren, die sich automatisch öffneten, als sie darauf zutrat.
     
    „Miss Williams, fröhliche Weihnachten“, rief Al, der Portier des Gebäudes. Er saß in der linken hinteren Ecke in seiner „Kommandozentrale“, wie er sie immer liebevoll nannte. „Wollten sie die Feiertage nicht in Aspen verbringen?“
    „ Fröhliche Weihnachten, Al“, rief Vicky zurück, „Sie haben Recht, ich wollte Weihnachten in Aspen verbringen, aber die Pflicht ruft – ich habe morgen einen wichtigen Termin in der Kanzlei, also habe ich ein kleines Intermezzo in New York eingelegt!“
    Sie war an Als Tisch gekommen  und schüttelte dem ältlichen Mann die Hand.
    „Sie arbeiten zuviel, Miss Williams“, sagte Al und lächelte.
    „ Und sie reden genauso, wie meine Großmutter“, antwortete Vicky. „Und außerdem sind sie selber ja auch im Dienst!“
    „ Ha – die Anwältin, wie sie im Buche steht – immer ein Gegenargument parat“, lachte Al. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Heiligen Abend“, sagte er dann, als Vicky sich von ihm verabschiedete und ihren Koffer in Richtung der Lifte zog.
    „ Wünsche ich Ihnen auch“, rief Vicky zurück, während sie
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