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Ein Mistkerl zum Verlieben

Ein Mistkerl zum Verlieben

Titel: Ein Mistkerl zum Verlieben
Autoren: Daniela Felbermayr
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vorgenommen, sich gleich als Erstes auf die Suche danach zu machen, wenn sie nach Hause kam.
     
    Voll bepackt mit Tüten von Saks, Ralph Lauren und Macy’s kam sie aus dem Aufzug und hörte Lärm. Dieses Mal war es kein Lärm, wie sie ihn in den letzten Tagen aus der Nachbarwohnung vernommen hatte, sondern richtiger Lärm. Auf dem langen Flur, der vom Lift aus hinunter zu ihrem Appartement führte, standen einige Männer und Frauen, unterhielten sich angeregt und nahmen kaum Notiz von ihr. Ihr schwante Böses, als sie um die Ecke bog und einen Mob aus jungen, leicht bekleideten Frauen erblickte. Auf dem Flur der die beiden Penthousewohnungen trennte, waren vier Stehtische aufgestellt worden, auf jedem standen mehrere Eimer voll mit Eiswürfeln und einigen Flaschen Moet darin und einige, zum Teil volle und leere Gläser, die Tür zur Dachterrasse stand sperrangelweit offen und draußen tummelte sich noch einmal eine große Menge junger, leicht bekleideter Frauen. Vicky quetschte sich durch die Meute hindurch und gelangte endlich in ihr Appartement.
     
    Die Musik, die durch mehrere Lautsprecher gleichzeitig aus der Nachbarwohnung bzw. von der Dachterrasse kam, machte jeglichen Wunsch auf einen ruhigen Abend zunichte. Daran zu denken, einen Film bei offener Terrassentür anzusehen und ein Glas Wein zu trinken, war lächerlich. Vicky wunderte sich, warum niemand von den Menschen, die unter ihnen wohnten, sich beschwerte. Immerhin war es unmöglich, dass nur sie diesen Lärm hörte. Die Leute unter ihr mussten das Treiben hier oben doch auch mitbekommen. Verdammt, ganz New York musste diesen Lärm vernehmen. Draußen auf der Dachterrasse war die Feier zu einer ausgewachsenen Party angewachsen. Immer und immer wieder liefen junge Frauen in Bikinis oder gar oben ohne an Vickys Fenstern vorbei, die sich gegenseitig jagten oder denen irgendwelche Schnösel hinterher liefen. Alle paar Sekunden hörte Vicky, wie jemand in den Pool sprang oder geworfen wurde und einmal drückte sich ein Paar in einem heißen Kuss an Vickys Terrassentür. Schließlich ließ sie die Jalousien an der gesamten Westfront ihres Appartements herunter. Zwar dämmte dies den Lärm kein Fünkchen, aber wenigstens musste sie diesen Sodom-und-Gomorrha-Szenen da draußen nicht auch noch zusehen.
     
    An Fernsehen war ebenfalls nicht zu denken. Die Musik und das Gelächter waren viel zu laut, um sich auch nur halbwegs auf  einen Film zu konzentrieren. Kurz nach halb neun, als sie ihr Appartement abgedunkelt hatte, tappte sie genervt in ihr Badezimmer, nahm eine Dusche und verzog sich dann mit ihren Katzen ins Schlafzimmer, wo der Lärmpegel zwar auch immer noch deutlich hörbar, aber wenigstens nicht ganz so intensiv wie im Wohnzimmer war. Sie setzte die Funkkopfhörer auf, die sie verstaut in einer Schachtel im Wandschrank in der Diele gefunden hatte und sah ein paar Folgen King of Queens auf Comedy Central. Irgendwann später fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
     
    Früh am nächsten Morgen erwachte sie und fühlte sich wie gerädert. Die schweren Kopfhörer hingen windschief an ihrem Kopf herab, ihre Ohren waren darunter ziemlich warm geworden und es war erleichternd, als sie die Hörer abnahm. Verschlafen taumelte sie wenige Augenblicke später durch ihren Flur ins Wohnzimmer, das immer noch im Dunkeln lag. Der Lärm von gestern Abend schien niemals existiert zu haben. Das Appartement lag verdunkelt und ruhig da, als wäre die ganze Welt zum stillstand gekommen. Vicky genoss die Stille, drückte den silbernen Schalter an der Säule neben der Küche und mit einem monotonen Summen begannen die Jalousien langsam, sich aufzurollen. Helles Morgenlicht drang von draußen ins Wohnzimmer, doch dieses Licht war auch schon das einzig „Schöne“, das von draußen kam.
     
    Vicky traute ihren Augen nicht, als sie langsam auf die Terrasse zu ging. Draußen war es menschenleer, doch es sah aus, als hätte auf der Terrasse die Schlacht von Watergate stattgefunden. Überall lagen leere Flaschen und zerdrückte Dosen, vermischt mit Kleidungsstücken und Papierfetzen herum, die Sitzgruppe am Ende der Veranda war umgeworfen und ein Rattansessel schwamm gemeinsam mit weiteren Flaschen, Dosen und einem aufgeweichten Pizzakarton im Pool. Die Buchsbäume, die in erdfarbenen Terrakottatöpfen überall auf der Dachterrasse standen, waren mit Toilettenpapier umwickelt und teilweise waren Plastikgabeln und –messer hineingesteckt, umgeworfen oder gerupft worden. Diese
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