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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
Autoren: Amy Bratley
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erwartet, dass das Café einschlagen würde wie ein Bombe, aber doch zumindest erwartet, dass wenigstens eine Person vorbeikäme, ins Fenster schaute und eine armselige Tasse Kaffee trinken würde. Eine ganze Batterie von Kuchen stand vor mir, und ich fragte mich, was ich am Ende des Tages damit anfangen sollte. Ich würde aus dem Café wohl eine Suppenküche für Bedürftige machen müssen, nur dass es statt Suppe Kuchen gäbe.
    In der Stille des leeren Cafés wanderten meine Gedanken zu Ethan, und ich fragte mich, was er wohl gerade in Rom anstellte und wie er sich noch im Spiegel anschauen könnte, jetzt, da er einfach so vor Benji weggelaufen war. Wie schwer es Daisy ihm auch gemacht hatte – er hätte mehr Durchhaltevermögen zeigen müssen. Und wie ging es Joe? Was empfand er? Mir gegenüber immer noch Hass, nahm ich an. Ich stellte mir vor, wie er irgendwo in der Stadt an einem Schreibtisch saß, all seine Energie in die Arbeit steckte und keinen Gedanken über uns zuließ.
    Meine Überlegungen wurden vom brummenden Geräusch meines Handys unterbrochen. Ich griff in die Tasche meiner Schürze, um die SMS zu lesen, als die Tür aufging und Elaine hereinkam, die Hand auf der halb geöffneten Tür.
    »Eve, mein Schatz«, sagte sie und zeigte zur Tür. »Weißt du, dass das Türschild auf Geschlossen steht? Ich habe gerade drei Leute gesehen, die in dein Fenster geschaut haben und weitergingen. Soll ich es auf Geöffnet drehen? Das wäre doch ein guter Anfang, oder?«
    »Oh mein Gott«, stieß ich hervor, und meine Hand fuhr zum Mund. »Was bin ich doch für ein Idiot? Ja, bitte dreh es um, und lass die Tür auf! Komm herein und trink etwas. Ich habe Unmengen von Kuchen da. Ich kann nicht fassen, das Schild nicht umgedreht zu haben.«
    Ich gab Elaine ein riesiges Stück Kuchen und bat sie, sich ans Fenster zu setzen, damit die Leute draußen sehen konnten, dass schon jemand im Café war.
    »Oh«, sagte sie begeistert und ließ sich den Kuchen schmecken. »Ist der gut!«
    Nach und nach trudelten ein paar Leute ein, die ich nicht kannte. Ich war so aufgeregt, dass ich Isabel in Dubai anrief, um es ihr zu erzählen. Sie schrie vor Freude auf, und ich brach in Gelächter aus.
    »Ich wünschte, ich wäre auch da«, sagte sie. »Das ist erst der Anfang.«
    Isabel sollte recht behalten. Auch wenn es Tage gab, an denen es sehr ruhig im Café blieb und ich am Ende des Tages Kuchen wegschmeißen musste, bescherten mir die Mundpropaganda und der Artikel über den Saturday Supper Club in den darauffolgenden Wochen mehr Gäste. Besonders morgens fielen Heerscharen von jungen Müttern mit ihren riesigen Kinderwagen und dem ganzen Babyzubehör ein, doch das machte mir nichts aus. Sie bestellten unermüdlich Kaffee und Kuchen und blieben, bis einer ihrer Kleinen gehen wollte. Die Gäste waren für mich ein faszinierendes Publikum, besonders jene, die ein Bild an der »Liebeswand« anbrachten. Es hing bereits eine kunterbunte Auswahl an Fotos unter dem von Mum und Dad: Antonias rote Schuhe, ein sich küssendes Paar, ein paar Stiefmütterchen, ein leerer Teller mit Kuchenkrümeln und die Nahaufnahme einer Nase. Eine sehr hübsche Nase, wie ich zugeben musste.
    Nachdem das Café einen Monat geöffnet hatte, kam Dominique vorbei. Sie trug ein schwarzes Kleid und High Heels. Ihr blondes Haar war fast zu Tode geglättet, sie sah Furcht einflößend aus. Ich kam mir in meinem Gingan-Kleid und den flachen Schuhen plötzlich wie ein Kind vor, völlig in den Schatten gestellt durch ihren Chic. Brav trottete ich zu ihrem Tisch, ein starres Lächeln auf den Lippen, denn ich kochte immer noch vor Wut über ihren Bericht über meine Dinnerparty.
    »Joe hat mich geschickt«, sagte sie. »Er hat bei der Zeitung einen Job bekommen und ist jetzt mein Chef! Wusstest du das? Er will, dass ich eine Kritik über dein Café schreibe.«
    Meine Wangen glühten, und mir wurde warm ums Herz.
    »Da ist aber nett von ihm«, antwortete ich. »Ich muss ihn anrufen. Was kann ich dir bringen?«
    Dominique bestellte einen Mokka und ein Stück Kuchen, doch als ich das Gewünschte holen wollte, griff sie nach meinen Unterarm. Ich sah zuerst auf ihre langen, pinkfarbenen Fingernägel, die sich in meine Haut gruben, dann erschrocken in ihr Gesicht.
    »Was ist?«, fragte ich. »Dominique … würdest du mich bitte loslassen?«
    Ich schüttelte ihre Hand ab, und sie lächelte mich kurz entschuldigend an.
    »Es geht um Joe«, sagte sie und strich sich das blonde Haar
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