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Ein Mann wie Mr Darcy

Ein Mann wie Mr Darcy

Titel: Ein Mann wie Mr Darcy
Autoren: Potter Alexandra
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quietschrosa Haar und einem bizarr geometrisch geschnittenen Outfit, das für einen völligen Modemuffel wie mich beängstigend modern aussah, erschien mir die Zusammenarbeit mit Stella bei weitem interessanter als mit irgendeinem der anderen Bewerber.Wie zum Beispiel Belinda, die sich als Internet-Freak bezeichnete und jeden Abend auf ihrem Sofa verbrachte, um ihren Blog bei MySpace auf den neuesten Stand zu bringen, oder Patrick, der schon fast 40 war, immer noch bei seinen Eltern wohnte, und ›modernen Jazz vergötterte‹.
    Genau. Als hätte ich ernsthaft eine Wahl gehabt.
    Drei Jahre und einen ganzen Regenbogen an Haarfarben später waren wir beste Freundinnen, und auch wenn ich eigentlich ihr Boss bin, fühlt es sich die meiste Zeit nicht so an.Wahrscheinlich weil Stella meine Anweisungen meist ignoriert.
    »Im Ernst, Emily, du hättest diesem John die Lichter ausblasen sollen«, fährt sie fort und rammt schwungvoll eine Handvoll Bücher ins Regal. »Wenn er mir mein Taxi weggeschnappt hätte, wäre ich ihm an die Gurgel gegangen.«
    »Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.« Ich nicke. Hinter all diesen durchgeknallten Outfits und perfekten Accessoires verbirgt sich die Angriffslust eines Rottweilers. Stella hat tatsächlich einmal einen Ex-Freund um ein Haar umgebracht, indem sie ihm Pfefferspray ins Gesicht gesprüht hat, als sie sich stritten, wer bei Survivor gewinnen sollte. Das Spray hat einen Asthmaanfall ausgelöst, so dass er die ganze Nacht in der Notaufnahme hat verbringen müssen.
    »Also, was machst du jetzt?«
    »Seine Nummer löschen«, antworte ich achselzuckend, während ich das Klebeband von einem frischen Karton abreiße.
    Stella wirft mir einen mitfühlenden Blick zu. »Verdammt, es tut mir so leid, Em. Echt ätzend.«
    »Hey, ich bin drüber weg«, sage ich und bemühe mich nach Kräften, unbeschwert zu klingen. »Mach dir keine Sorgen, ich bin überhaupt nicht traurig wegen gestern Abend. Eher resigniert.«
    Ich versuche stets, mich mutig den Dingen zu stellen, aber wenn ich ehrlich sein soll, hat mich der gestrige Abend ziemlich mitgenommen. Das Problem ist nicht, dass John mich so enttäuscht hat, er war einfach nur der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Oder, um es anders auszudrücken, das Date, das mich endgültig kuriert hat. Denn das war’s. Ich habe mich entschieden: Keine weiteren Enttäuschungen, zerstörte Hoffnungen oder Katastrophen-Verabredungen mehr. Es reichte.
    »Ich habe da einen Freund, der einen total scharfen Bruder hat, der gerade mit seiner Freundin Schluss gemacht hat …«
    »Danke, aber vergiss es.« Ich schüttle energisch den Kopf.
    »Aber er ist wirklich klasse«, beharrt Stella.
    »Wenn er so klasse ist, warum haben sie sich dann getrennt?«
    Stella reibt sich konzentriert die Nase, was ihre klobigen Holzarmreifen zum Klappern bringt. Laut Stella ist Ethno im Moment total angesagt. »Hmm, ich bin mir nicht ganz sicher. Ich glaube, das könnte was mit seinem Alkoholgenuss zu tun haben …«
    Ich sehe sie ungläubig an. »Du versuchst mich mit einem Alkoholiker zu verkuppeln?« Ich schnappe empört nach Luft.
    »Ex«, verteidigt sie sich. »Er ist bei den Anonymen Alkoholikern.«
    »Okay, dann darf er sowieso mit niemandem ausgehen«, erkläre ich entschieden. »Das ist Teil des Zwölf-Schritte-Programms oder so was.«
    Stella sieht angemessen zerknirscht aus. Sie kratzt mit den Zähnen den violetten Lack von ihren Nägeln ab und wartet stumm, während ich weiter Taschenbücher auspacke, die Plastikhüllen abnehme und sie auf den Boden fallen lasse.
    Es ist noch früh am Tag, und der Laden ist leer. Eine Weile arbeiten wir schweigend, bis die Stille vom hellen Ton der Türglocke durchbrochen wird. Ich sehe jemanden hereinkommen. Eine Frau im Pelzmantel. Sie erwidert meinen Blick und lächelt, bevor sie zu den Biografien geht.
    »Wieso sind die Männer von heute nicht mehr so wie in den Büchern?«, frage ich, während ich einen Stapel Klassiker auspacke. »Im Ernst, Stella, ich habe genug von der modernen Liebe. Und von modernen Männern. Ab jetzt halte ich mich nur noch an die Männer hier drin.« Ich habe eine Ausgabe von Jane Austens Stolz und Vorurteil in der Hand und streiche zärtlich über den Umschlag. »Stell dir das nur vor. In einer Welt zu leben, in der Männer einem nicht das Taxi vor der Nase wegschnappen, einen nicht betrügen oder süchtig nach Internet-Pornos sind, sondern ritterlich, hingebungsvoll und
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