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Ein Mann wie Mr Darcy

Ein Mann wie Mr Darcy

Titel: Ein Mann wie Mr Darcy
Autoren: Potter Alexandra
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hübsche jüdische Banker, der mich zu einem selbst gekochten Essen bei sich zu Hause einlud. Leider vergaß er, mir zu sagen, dass seine Mutter das Kochen übernahm. Entschuldigung, sagte ich Mutter? Ich meinte Übermutter. Fünf Gänge und drei Stunden später, in denen ich mir anhören durfte, was für ein großartiger Junge Daniel doch sei, gelang mir gerade noch die Flucht, bevor sie die Babyfotos rausholte.
    4. Und jetzt sitze ich hier mit John, auch bekannt unter dem Namen Mr. Kavalier …
     
    »Also, wollen wir das demnächst mal wiederholen?«, fragt er mich jetzt, als wir das Restaurant verlassen.
    »Oh …« Ich mache den Mund auf, um zu antworten, gebe jedoch nur einen erstickten Laut von mir, als er mir die Tür ins Gesicht schwingen lässt und ich sie mit dem Ellbogen abfangen muss. Nicht dass er es bemerkt hätte, denn er steht bereits auf dem Bürgersteig und zündet sich eine Zigarette an.
    Ich massiere meinen schmerzenden Ellbogen und geselle mich zu ihm. Nach der Wärme im Restaurant trifft mich die Kälte wie ein Schlag. Es ist Dezember und weit unter dem Gefrierpunkt.
    »Hast du Freitag schon was vor?«, fragt er hartnäckig, wobei er die Brauen hebt und noch einen Zug von seiner Zigarette nimmt.
    Oh Mist, was sage ich jetzt?
    Ich zögere. Komm schon, Emily. Ihr seid beide erwachsen. Es ist schon in Ordnung. Sei einfach ehrlich und sag es ihm. ›Was denn sagen?‹, meldet sich eine leise Stimme in mir. Dass du dir lieber Reißzwecken in die Augäpfel bohren würdest, als noch mal mit ihm essen zu gehen?
    »Ähm … na ja, eigentlich...«, stammle ich, ehe ich mitten im Satz innehalte, weil er mir Rauch ins Gesicht bläst. »Ich bin ziemlich beschäftigt im Moment.«
    ›Beschäftigt damit, zu beschäftigt zu sein, um mit einem absoluten Volltrottel wie dir auszugehen‹, höre ich die kleine Stimme. Nur dass sie diesmal brüllt.
    »Zu viele Partys, was?«
    Glauben Sie mir, ich wäre so gern ehrlich.Warum ihn mit einer lahmen Entschuldigung davonkommen lassen? Warum auf seine Gefühle Rücksicht nehmen? Was ist mit all den nichtsahnenden Mädchen, mit denen er sich als Nächstes verabreden wird? Es ist meine Pflicht, es ihm zu sagen. Ich meine, dieser Kerl ist nicht nur geizig und unhöflich, sondern trägt auch noch Haarimplantate. Ja, ehrlich. Haarimplantate.
    Ich habe gerade einen guten Blick darauf. Unter der Straßenlampe kann man die feinen gepunkteten Linien auf seiner Kopfhaut mühelos erkennen. Zarte kleine Haarsetzlinge, angepflanzt im verzweifelten Versuch, das Zurückweichen seines Haaransatzes zu verschleiern. Trotz meiner Wut ergreift mich Mitleid. Ach, sei nicht so gemein, Emily. Er braucht Verständnis und Mitgefühl, kein vernichtendes Urteil oder Spott.
    Ich schlucke meinen Ärger herunter und zwinge mich zu einem Lächeln. »Ja, sieht ganz so aus, fürchte ich«, erwidere ich nickend und verdrehe die Augen, als wollte ich sagen: »Puh, dieses ewige Feiern macht mich echt fertig.« Im Ernst, ich sollte Schauspielerin, ja, Oscar-Gewinnerin sein statt Leiterin einer schrulligen kleinen Buchhandlung in Soho. In Wahrheit war ich nur auf einer einzigen Party. Von der Gesellschaft der Kieferorthopäden. An diesem Abend hatte ich eine Erkältung, warf mir eine Grippetablette nach der anderen ein, diskutierte über meinen Kreuzbiss und lag gegen halb zehn im Bett. Ich kam fast um vor Vergnügen.
    »Aber es war nett, dich kennenzulernen«, füge ich freundlich hinzu.
    »Gleichfalls.«
    John entspannt sich sichtlich, während mich das warme Gefühl umhüllt, etwas richtig gemacht zu haben. Siehst du.Was ein paar freundliche Worte bewirken können.Was bin ich für ein guter Mensch. Die heilige Emily. Hmmmm, klingt doch ganz gut.
    Beflügelt von meinem Erfolg, fahre ich fort. »Und die Implantate sind wirklich toll …«
    »Implantate?« John starrt mich mit leerem Blick an. Scheiße. Hab ich das wirklich gesagt?
    »Äh … ich wollte sagen, die Pizza. Die Pizza war wirklich toll«, stammle ich hektisch, laufe knallrot an und versuche, nicht auf seinen Haaransatz zu sehen, von dem mein Blick prompt wie magnetisch angezogen wird.
    Aaarghhh. Nicht hinsehen, Emily. Sieh weg.
    Eine qualvolle Stille schwebt über uns.Wir versuchen beide, so zu tun, als würden wir das nicht bemerken. Ich, indem ich an meinen Nagelhäutchen zupfe. Er, indem er sich heimlich übers Haar streicht und prüfend ins Restaurantfenster sieht, als er glaubt, ich würde es nicht bemerken. Schuldgefühle überkommen mich.
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