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Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten
Autoren: Craig Shaw Gardner
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»Über was würdet Ihr Euch gerne unterhalten? Möchtet Ihr uns vielleicht den Grund für Eure Anwesenheit schildern?«
    »Was das angeht«, seufzte Plaugg, »reine Pflicht. Manchmal ermüdet mich das alles. Der Beruf einer minderen Gottheit lohnt meist die Mühen nicht. Die Gläubigen blicken einen nie direkt ins Auge, und wenn man sie gar anspricht, beginnen sie sofort, einem hektisch irgendwelche Opfer darzubringen. Opfer und nochmals Opfer, ohne Zögern, ohne Überlegung. Ich frage Euch, welchen Nutzen habe ich von einem toten Ziegenbock?«
    »Plaugg, Ihr verlangt ein Opfer?« fragte Heemat, offensichtlich nicht ganz auf der Höhe des Gesprächs.
    »Ihr seht, was ich meine?« Der Gott runzelte die Brauen. »Bitte mißverstehe mich nicht. Heemat und seine Leute sind als Gläubige schon in Ordnung. Es geht mir eher um die spezifischen Probleme einer minderen Gottheit. Man hat nämlich nur wenig Aussicht auf Beförderung. Und diese endlosen Stunden! Ich habe schon ernsthaft daran gedacht, in eine andere Berufssparte umzusteigen.«
    »Was wünschet Ihr von Euren Dienern, o Mäßiger?« insistierte derweil Heemat.
    »Zuvörderst, daß diese Fragerei ein Ende hat«, erwiderte der Gott. »Ob Ihr es glaubt oder nicht, ich habe nämlich einen Grund für meine Anwesenheit.«
    Stille herrschte in der Großen Halle. Kein Laut war zu hören. Ich bemerkte, daß der Händler des Todes es kurz nach dem Auftauchen Plauggs geschafft hatte, die Bühne zu verlassen. Ich faßte den Entschluß, die Halle nach ihm abzusuchen, mußte meine Augen zu diesem Zwecke jedoch nicht lange schweifen lassen. Er stand direkt hinter Ebenezum. Und er lächelte mir fröhlich zu.
    »Oh«, fuhr Plaugg fort, während alle schwiegen. »Ich nehme an, ihr wollt nun diesen Grund erfahren. Das ist nur recht und billig, und schließlich seid ihr ja meine treuen Anbeter. Also gut. Ich bin hier, um uns für die bevorstehende Krise zu vereinen.«
    Die bevorstehende Krise? Der Tonfall gefiel mir nicht. Hendrek murmelte düster an meiner Seite vor sich hin.
    Ein Eremit direkt unter Plauggs Erscheinung zog seine Kapuze zurück. Es war Snarks.
    »Meint Ihr den Angriff der Niederhöllen?«
    »Warum? Ja, sagte ich das nicht bereits?« Plaugg rieb sich den kahl werdenden Schädel. »Ich glaube, ich vergaß.« Er sah auf den Boden zu seinen Füßen hinunter. »Jetzt kommt es wieder.«
    Man fühlte es, bevor man es hörte. Tief, viel tiefer als jedes Beben, das wir bislang gehabt hatten, so tief, als sei es im Zentrum der Erde selbst entstanden.
    »Ich will, daß wir alle bereit sind!« schrie Plaugg, und seine Stimme klang weitaus klangvoller. »In ein paar Minuten werden wir alle möglichen Arten von Dämonen sehen. Aber die haben es noch nie mit so einem tollen Haufen wie Plauggs Eremiten zu tun gehabt!«
    Der Lärm unter unseren Füßen schwoll an.
    »Verdammnis«, bemerkte Hendrek. Er nahm die verfluchte Kriegskeule Schädelbrecher aus ihrer Hülle. Ebenezum zog sich in sichere Entfernung zurück.
    »Und jetzt will ich, daß jeder einzelne von euch sein Bestes und Letztes gibt!« feuerte die Gottheit uns an. »Treibt diese Dämonen dahin zurück, von wo sie gekommen sind! Kämpft für Plaugg!«
    Das entfernte Grollen hatte sich zu Vibrationen im Boden gesteigert. Es war schwierig, nicht den Stand zu verlieren. Der Händler kam zu mir herüber.
    »Es sieht so aus, als müßte ich noch einmal Euren Tod verschieben«, sagte er mit jenem kindlich-unschuldigen Lächeln, das wir alle so an ihm mochten. »Macht nichts, denn das hier ist der größte Spaß, den ich je hatte!« Er ließ die Muskeln spielen und blickte erwartungsfroh auf den Boden.
    Ich war entzückt darüber, daß wenigstens einer sich amüsierte. Das Beben hatte an Stärke zugenommen; Plaugg mußte schon lauter schreien, um sich verständlich zu machen.
    »Gut.« Er richtete einen zitternden Finger in die Mitte des Saales. »Ich glaube, die Niederhöllen werden genau dort durchbrechen. Und ich bin ziemlich gut, so etwas vorherzusagen, glaubt mir. Das bringt der Beruf so mit sich. Also: Alle sollten sich in den Raumecken verteilen und die Tische vor sich aufstapeln, ja? Das wird euch vor den Lavageschossen ein wenig schützen. Was, ich sehe, einige von euch verdrücken sich?« Plaugg schüttelte bekümmert sein gelichtetes Haupt. »Kommt, kommt, ihr wollt doch nicht, daß ich böse werde? Mein Zorn hat zwar nicht Hauptgott-Dimensionen, aber laßt euch versichert sein, er ist angemessen heftig. Ach ja,
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