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Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten
Autoren: Craig Shaw Gardner
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lauter, als es mir eigentlich zustand. Ich würde mich nicht von seiner dämonischen Zunge aus der Fassung bringen lassen.
    »Wir haben Grund zu der Annahme, daß in den Niederhöllen ein Komplott im Gange ist.«
    »Das will ich meinen«, antwortete Snarks. »In den Niederhöllen werden immer Komplotte geschmiedet. Das macht den Charme dieser besonderen Gegend aus. Doch wenn ich recht nachdenke, versuchst du mich auf deine ungeschickte Art danach zu fragen, ob zur Zeit etwas wirklich Großes und Gefährliches für das Menschengeschlecht anliegt. War das der Sinn deiner dunklen Frage?«
    Ich nickte. Wahrscheinlich war es das beste, gar nichts zu sagen und dem Dämonen die Konversation zu überlassen.
    »Also gut, die Antwort lautet ja. Und nun entschuldigst du mich bitte, sonst komme ich zu spät zu der Konferenz.«
    »Verdammnis!« bemerkte Hendrek, als der Dämon in Richtung Bühne entschwand. Ebenezum putzte sich die Nase.
    Heemat hatte sich schon wieder von den versammelten Mönchen abgewandt und begann, zu dem Publikum zu sprechen.
    »Meine Damen und Herren, liebe Glaubensbrüder, liebe Gäste! Niemals in der Geschichte des Plauggismus hat es eine solche mäßig segensreiche Zusammenkunft gegeben. Zwei aus unserer Mitte sind geprüft und für einigermaßen würdig befunden worden. Selbst Plaugg in Seiner nebensächlichen Glorie wird uns von Seinem mittelhohen Thron aus zusehen und…«
    Ein kleines graues Wölkchen tauchte über Heemats Kopf auf, eins von der Sorte, das sich kurz abregnet und dann verschwindet. Heemat stockte mitten in seinem Satz und stierte fassungslos auf die Wolke, die alsbald Menschengestalt annahm, genauer die Gestalt eines Mannes mit schmuddeligen grauen Roben und abwesendem Gesichtsausdruck. Die zerzauste Erscheinung blinzelte ins Publikum.
    »Entschuldigt«, murmelte er mit ängstlicher Stimme. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich hier sein sollte.«
    Heemat und seine Glaubensbrüder auf der Bühne und im Publikum waren auf die Knie gesunken. Sie blickten zu dem unordentlichen Mann über ihren Köpfen empor und riefen mit ergriffener Stimme:
    »Plaugg!«

 
Kapitel Fünfzehn
     
     
Du glaubst also, daß du die atemberaubendste Spannung und die bodenloseste Furcht erlebt hast, du glaubst, daß du die tiefste und schwärzeste Verzweiflung und die degeneriertesten Kehrseiten der Gesellschaft kennst, die Abgründe der Lächerlichkeit ebenso wie die Abgründe der Verderbnis, einer Verderbnis, die fäulniszerfressener ist als die widerwärtigste, schleimigste, niedrigste Pilzart… Oh. Du bist Zauberer? Dann glaube ich dir!
    - aus GESPRÄCHE MIT EBENEZUM, Band III
     
    »Ja, ja, vielleicht bin ich einfach ein bißchen zu früh«, sagte Plaugg mehr zu sich selbst. »Das muß es sein. Ich bin zu früh!«
    Ebenezum beobachtete die mäßig göttliche Erscheinung mit einigem Zittern. Wieder einmal mußte er sich die Nase zuhalten.
    »Aber bitte!« sagte Plaugg, der sich nun dem Zauberer zuwandte. »Ich werde Euch doch nicht in meiner Gegenwart niesen lassen. Das ist wohl das mindeste, was ich tun kann.«
    Der Magier sah zu der grauen, zerschlissenen Göttlichkeit hinauf. Er atmete ohne erkennbare Nebenwirkung ein und wieder aus. »Wollt Ihr damit andeuten«, fragte er mit aller gebotenen Vorsicht, »daß Ihr die Macht besitzt, mich zu heilen?«
    »Nun, das ist ein kleines Problem, nicht wahr?« Plaugg klatschte in die Hände. »Genaugenommen nein. Wir kleineren Gottheiten sind nicht so mächtig, wißt Ihr. Unglücklicherweise kann ich Eure Krankheit nur so lange heilen, wie Ihr Euch in meiner Gegenwart befindet.«
    »Verstehe«, erwiderte Ebenezum mit gerunzelter Stirn. »Schade.«
    »Ja, ist es das nicht?« stimmte Plaugg freudig zu. »Das ist einer der Nachteile, wenn man eine mindere Gottheit ist. Man bekommt nur so viel Macht und eine Menge Verantwortung! Ihr könnt Euch das kaum vorstellen. Immer muß man die Gläubigen befriedigen. Was glaubt Ihr denn, was ich beispielsweise hier jetzt tue?«
    »O mäßig gnädiger Plaugg!« intonierte Heemat von der Plattform.
    »Ja, ja, ich werde mich gleich mit euch beschäftigen«, beruhigte ihn die mindere Gottheit. »Sobald ich mein Gespräch mit diesem Herrn hier beendet habe. Ihr würdet es nicht glauben, wie lange es schon her ist, daß ich ein vernünftiges Gespräch mit jemandem hatte. Ich fürchte, das ist eins meiner berufsbedingten Probleme. Man bekommt eine ganze Menge Verehrung, aber kein einziges gutes Gespräch.«
    Ebenezum nickte.
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