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Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten
Autoren: Craig Shaw Gardner
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wahrscheinlich auch auf dein Leben haben. Nun laß uns den Eimer holen und mit unseren Angelegenheiten vorankommen!«
    Ich erhob mich, um meinen Meister zum Brunnen zu führen. Doch anstatt zu der Tür zu gehen, bewegte sich der Zauberer einen halben Schritt zurück, hob seine Arme in die Höhe und murmelte mit leiser Stimme ein Dutzend Silben. Irgend etwas plumpste gegen mein Knie. Es war der Eimer.
    »Nun…«, setzte der Zauberer an, um sofort darauf vor Überraschung aufzuheulen. »Welches ver…« Er sprang vor und stellte sich dem, was immer ihn gestört haben mochte.
    Es handelte sich um Rauch, zumindest schien es das zunächst zu sein; eine außergewöhnlich übelriechende Wolke von blaugrauer Farbe, die über dem Stern hing, der in den Schmutz gezeichnet war. Sie wirbelte wild durcheinander, bis sie menschenähnliche Gestalt annahm.
    Der Magier zeigte auf den Boden. Dort war eine Spur zu sehen, wo der magisch herbeigeholte Eimer vorübergerollt war.
    »Das Pentagramm!« schrie Ebenezum. »Ich habe das Pentagramm durchbrochen!«
    Er griff nach einem kleinen Messer auf dem Tisch und kniete sich neben dem Stern nieder. Er nahm das Messer und zog die Markierungen so weit nach, bis er von einem riesigen blauen Fuß gestoppt wurde. Der Fuß gehörte zu einem noch riesigeren Körper; ein Körper, der fast nur aus Dornen, Krallen und Hörnern zu bestehen schien.
    »Ein Dämon!« schrie ich.
    Das Wesen öffnete seinen Mund. Seine Stimme klang so tief wie ein Erdbeben. »Hättest nicht so lärmen sollen«, sagte es. »Nun komm ich aus den Niederhöllen!«
    Ebenezums Lippen verzogen sich unter seinem Schnurrbart. »Schlimmer, Wuntvor, viel schlimmer. Ein dichtender Dämon!«
    Das gigantische blaue Wesen machte einen Schritt auf das Kerzenlicht zu. Als es sich dem Licht näherte, konnte ich sehen, was man mit einigem Wohlwollen Gesichtszüge nennen könnte: ein Messerschlitz von einem Mund, darüber ein Paar haarige Nüstern und Augen, die bei weitem zu klein waren und zu bösartig dreinschauten, als daß man sie als Kulleraugen hätte bezeichnen können.
    Die Kreatur meldete sich wieder zu Wort:
     
O weh, ihr Sterblichen habt gar kein Gluck,
Denn vor euch steht der Dämon Guxx!
     
    »Gluck und Guxx?« Ebenezums Mimik verriet möglicherweise noch größere Verachtung. »Noch nicht einmal ein reiner Reim!«
    Guxx der Dämon brachte seine dunklen, spitzen Klauen zu unserer Beachtung. »Hab’ mit der Poesie noch meine Not, doch in Bälde seid ihr tot!«
    Ebenezum warf mir einen Blick zu. »Verstehst du es jetzt? Das Versmaß ist vollkommen falsch.« Der Zauberer zupfte an seinem Bart. »Aber vielleicht liegt es auch nur an dieser dämonlichen Vortragsweise.«
    »Versuch nicht, mich in Verwirrung zu stürzen!« brüllte das Wesen. »Sonst wird Guxx dich um ein Drittel kürzen!«
    Die Klauen des Dämonen schossen mit blitzartiger Geschwindigkeit vor, genau in Richtung von Ebenezums Nacken. Doch der reagierte ebensoschnell wie die Kreatur, und ihre Klauen streiften nur seinen Magierhut.
    »Du wagst dich zu früh an zu schwierige Dinge«, bemerkte der Zauberer, während er seine Ärmel bis zum Ellbogen hochkrempelte, um die maximale Beschwörungs-Ellbogenfreiheit zu erlangen. »Du solltest erst einmal mit einfachen Reimen beginnen.«
    Der Dämon unterbrach seinen Angriff, ein tiefes Räuspern entstand in seiner Kehle. »Vielleicht«, gab er zu und hüstelte in eine seiner gigantischen Handflächen.
     
Guxx Unfufadoo ist mein Name,
Aus Magiern mach’ ich Quark mit Sahne!
     
    Ebenezums Hände vollführten eine komplizierte Abfolge von Bewegungen, während er ein halbes Dutzend Silben vor sich hin murmelte, die ich nicht verstand. Der Dämon brüllte los, denn er war nun in einem silbernen Käfig eingeschlossen.
    »Du denkst wohl, daß mich bannt dein Silber!« schrie Guxx. »Doch brech ich frei und eß dein…« Er legte eine Pause ein. »Nein. So geht es nicht. Was reimt sich auf Silber?«
    »Orange«, schlug der Magier vor.
    »Wart, Bürschchen, bis ich erst bin frei! Ich treib dir aus die Reime-Nörgelei!« Das Wesen starrte auf den Käfig, und dessen Stäbe verbogen sich, ohne daß der Dämon sie auch nur berührt hätte.
    »Dieser Dämon könnte uns Schwierigkeiten machen«, sagte Ebenezum. »Komm, Wuntvor. Ich bringe dir eine schnelle Lektion in Dämonenbannen bei.«
     
Das ist gewiß, ich werde siegen!
Mit jedem Reim wird sich die Käfigstange biegen!
     
    »Ja, ja. Beschäftige dich bitte einen Augenblick alleine.
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