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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme
Autoren: Keren David
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dich irgendwelche Mädchen aus der Schule angerufen haben. Shazia hat sich auf dem Revier gemeldet und den Beamten von dieser abscheulichen Facebook-Seite erzählt. Da gibt es eine Menge Kommentare vonLeuten, die dir eins auswischen wollen. Richtig gemein. Die Polizei will sich die Betreffenden vorknöpfen. Cybermobbing nennt man das. Ich finde, eure Schule sollte da etwas unternehmen. Diese Mädchen sollten mindestens ein paar Tage vom Unterricht ausgeschlossen werden. Mindestens!«
    Sie goss Tee auf, brachte mir den Becher und setzte sich neben mich aufs Sofa. Ich kuschelte mich an sie, wie damals, als ich noch klein war und sie mir stundenlang vorgelesen hatte: Der Wind in den Weiden, Der geheime Garten, Pu der Bär .
    »Du, Mum … was macht man, wenn jemand einen mehr liebt, als man selber denjenigen liebt? Wenn man Angst hat, dass man demjenigen irgendwann wehtun muss? Soll man dann besser Schluss machen?«
    Sie schmunzelte. »Gute Frage. Geht es … Bist du … Ist ja auch egal. Ich würde sagen, man sollte ehrlich sein und sich nicht zu sehr auf den anderen einlassen. Man sollte sich Zeit geben – Liebe muss wachsen. Die Sache langsam angehen lassen. Nichts überstürzen.«
    »Hmm.«
    »Manchmal geht es mir mit euch beiden so. Ich habe euch furchtbar lieb, aber ihr stoßt mich nur noch zurück. Oft kommt es mir vor, als ob ihr mich richtig hasst. Dann muss ich mir immer vorsagen, dass das eine ganz normale Entwicklung ist und dass ich es der armen Granny auch nicht leicht gemacht habe.«
    Mir kamen die Tränen. »Jetzt habe ich so viel Geld, aber ich habe Granny noch gar kein Geschenk gekauft. Ich bin so was von egoistisch!«
    »Nein, du bist nicht egoistisch. Du bist jung undmusst zurzeit eine Menge verkraften. Wenn sich das alles irgendwann beruhigt, musst du erst mal wieder zu dir kommen. Außerdem habe ich Granny letzte Woche in deinem Namen einen großen Strauß geschickt. Sie hat sich sehr gefreut.«
    »Super! Danke, Mum.« Ich gähnte.
    Ich hätte am liebsten hundert Jahre lang geschlafen, aber ich ging zu Facebook und rief die Lia-Hassseite auf. Ich überlegte lange, was ich posten sollte. Ich wollte nicht paranoid oder schleimig oder peinlich rüberkommen.
    Schließlich schrieb ich: Ich kann nichts dafür, dass ich im Lotto gewonnen habe. Ich bin nicht anders als ihr. Ich gebe mir Mühe klarzukommen. Wenn ihr mich unbedingt hassen wollt, kann ich es auch nicht ändern. Aber passt bloß auf – eines Tages geht es euch vielleicht genauso wie mir.

35
    Liebe kann man mit Geld nicht kaufen.
Dafür viele andere schöne Dinge.
Im Lotto zu gewinnen verstärkt sozusagen alles.
Wenn es einem einigermaßen
gut geht, geht es einem danach noch besser.
Wenn es einem mies geht, geht es einem
danach richtig dreckig.
Unabhängige Finanzberater sind am
vertrauenswürdigsten. Andere Leute machen
dir vielleicht große Versprechungen,
wollen in Wirklichkeit aber nur an dein Geld.
In teure Unterwäsche zu investieren lohnt sich,
weil billige Klamotten damit gleich
viel edler aussehen.
    »Was schreibst du da eigentlich die ganze Zeit? Ich dachte, du hast deine Prüfungen bestanden?«
    Da hatte ich nun ein ganzes Stockwerk für mich, mit eigenem Bad und zwei Zimmern – ein Wohnzimmer mit lila Samtsofa und 42-Zoll-Plasmafernseher und ein superstylishes Luxusschlafzimmer – und Natasha respektierte meine Privatsphäre immer noch nicht!
    »Kümmer dich um deinen eigenen Kram«, sagte ich und warf ein fliederfarbenes Satinkissen nach ihr. Leider traf ich nur die Wand.
    »Warum darf ich nicht gucken? Schreibst du einen Liebesbrief?«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Weiß ich doch nicht. Du hast doch eine Affäre mit einem Vampir.«
    »Jetzt hör doch endlich mal auf, Nat!«
    Also echt! Diese bescheuerten Kinder hielten Raf immer noch für ein übernatürliches Wesen. Ein Glück, dass wir in ein paar Monaten auf die Oberschule wechseln würden. Na ja … Raf wollte eigentlich immer noch mit der Schule aufhören und Geld verdienen, aber davon würde ich ihn noch abbringen. Bloß wie? Emotionale Erpressung? Ein anonymes Stipendium?
    Ich kaute an meinen Stift und schrieb: Dass man viel Geld hat, heißt nicht, dass man über andere Leute bestimmen kann.
    »Ach übrigens …«, sagte Natasha, »… kannst du mir zwanzig Pfund borgen, Lia? Obwohl … vierzig wären auch nicht schlecht, wenn du hast.«
    » Ich? Wieso fragst du nicht Mum?«
    »Weil mir die blöde Ziege das Taschengeld gestrichen hat, als ich letzte Woche zu spät
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