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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme
Autoren: Keren David
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doch nicht widerstehen, was?«
    Er grinste dümmlich und kratzte sich den Kopf. »Nein, konnte ich nicht«, sagte er dann. »Darauf habe ich mich schon gefreut, seit wir damals die Abmachung getroffen haben.«
    »Damals« waren wir beide vierzehn gewesen. Wir fanden uns total erwachsen. Wir würden so lange warten, bis wir das gesetzliche Mindestalter erreicht hatten, und dann würden wir es machen. Wir würden uns beim ersten Mal nicht vor einem Fremden blamieren – und ein Kondom brauchten wir auch nicht, weil wir uns ja so gut kannten.
    Um Liebe ging es dabei nicht, nur um Erfahrung.
    »Als wir es dann gemacht haben … Ich habe mich erst kurz danach in Shazia verliebt. Und wenn ich wirklich zum Islam übertrete, muss ich wahrscheinlich noch ewig warten … und außerdem hab ich mich nicht getraut, den Imam zu fragen, ob man auch schon vor der … na ja …«
    Ich hätte ihm die Frage beantworten können. Ich tates aber nicht, sondern warf ihm ein Kissen an den Kopf. »Du bist echt das Letzte! Hoffentlich trittst du wirklich zum Islam über. Dann musst du dir einen Bart wachsen lassen und in einem langen weißen Nachthemd rumlaufen und den ganzen Tag beten. Das geschieht dir recht!«
    »Ich bin am Verhungern«, sagte er. »Kommst du mit in die Küche?«
    Mir knurrte auch der Magen. Wir gingen runter und machten uns Tee und Erdnussbuttertoast. Ich erzählte Jack von Marcus und Darryl. Wie erwartet war er beeindruckt und wollte wissen, ob ich mich mal wieder mit den beiden treffen würde und ob er dann dazukommen könnte.
    »Demnächst verkehrst du nur noch in Promikreisen«, sagte er. »Weißt du was? Wenn du nicht in die Bäckerei von deinem Vater einsteigen willst und Natasha auch nicht, könnte ich ja einspringen.«
    »Guter Witz.« Ich schmierte noch Erdbeermarmelade auf die Erdnussbutter.
    »Das ist kein Witz. Bäcker war schon immer mein Traumberuf. Ist doch cool! So viel Kuchen, wie man will, Donuts zum Frühstück, alle Kinder lieben einen … Nicht umsonst ist Kochen mein Lieblingsfach – gleich nach Sport. Miss Simpson hat gesagt, mein Apfelkuchen war ein Gedicht!«
    »Ich kann ja mal mit meinem Vater drüber reden«, sagte ich und leckte mir die Marmelade von den Fingern. Insgeheim war ich ein bisschen sauer. Dass ich im Lotto gewonnen hatte, hieß noch lange nicht, dass ich nichts mehr mit Latimers Backstube zu tun habenwollte. Jack hätte ruhig damit warten können, mir mein Geburtsrecht streitig zu machen, bis ich mich von allein dagegen entschieden hatte.
    Donna hatte den Daily Express auf dem Küchentisch liegen lassen. Mit der freien Hand blätterte ich die Zeitung durch, überflog die reißerischen Schlagzeilen und betrachtete die Fotos irgendwelcher Stars in unvorteilhaften Bikinis.
    Auf Seite sieben entdeckte ich meinen Namen. Außerdem ein Foto von Raf und mir, aufgenommen in Hampstead. Wir lächelten einander an und gingen Hand in Hand.
    »Lotto-Lias neuer Lover«, verkündete die Überschrift. »Sie haben darüber geredet, ob sie zusammenziehen wollen«, sagt Taxifahrer Osman Botnick, 55. »Sie waren sehr verliebt.«
    Ich war fassungslos. Anscheinend konnte ich nicht mal einen Tag lang unbeobachtet tun und lassen, wozu ich Lust hatte! Als Nächstes würde die Welt von meiner Nacht mit Raf erfahren – und zwar in allen Einzelheiten. Na toll! Ich hatte den Jackpot gewonnen und damit jedes Recht auf ein Privatleben verloren.
    Eine dicke Träne kullerte meine Nase entlang und landete auf einer Reportage über Einwanderer.
    »Was ist denn?«
    Ich zeigte auf das Foto. »Da … Raf …«
    Jack las den Artikel und verzog das Gesicht. »Na und? Wo ist das Problem? Abgesehen davon, dass du dich mit diesem Freak abgibst.«
    »Raf ist kein Freak. Wir … wir haben eine Nacht zusammen verbracht. Keine ganze Nacht, aber …«
    »Ihr wart zusammen im Bett? Ich dachte, der Typ ist stockschwul, so wie er sich anzieht.«
    »Also das weiß ich mit Sicherheit: Schwul ist er nicht.«
    »Freut mich. Ich möchte nämlich nicht, dass du mit jemanden schläfst, der lieber mit mir ins Bett will.«
    »Jetzt hör endlich auf! Raf ist nicht schwul und damit Schluss. Aber irgendwas stimmt nicht.«
    »Kein Wunder. Ich bin sehr erstaunt, dass dich noch irgendein anderes männliches Wesen anmacht, nachdem du Bekanntschaft mit meinem Luxuskörper gemacht hast!«
    Ich haute ihm den Expres s auf den Kopf.
    »Das meine ich nicht, Dummkopf. Raf hat mich gewarnt. Vor seinem Vater. Glaubst du, er hat es auf mein Geld
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