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Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Titel: Ein Kuss unter dem Mistelzweig
Autoren: Abby Clements
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organisiert, auf dem ich dann gesessen habe, bis es mir besser ging.«
    »Oje, du Arme!«, antwortete Rachel besorgt. »Das klingt ja gar nicht gut! Hast du das schon mal untersuchen lassen?«
    »Dr. Garrett hat mich gestern untersucht. Sie hat gesagt, viele Dinge könnten die Ursache dafür sein, doch ich dürfte die Symptome nicht ignorieren.« Während sie sprach, nestelte Bea an den Knöpfen ihrer marineblauen Strickjacke herum. »Ich bin sicher, es ist nichts Ernstes«, fuhr sie fort, als sie Rachels sorgenvolle Miene bemerkte. »Und du weißt, wie sehr ich es hasse, viel Wirbel um nichts zu machen. Aber sie möchte, dass ich einen Spezialisten aufsuche.«
    »Okay«, nickte Rachel.
    »Einfach nur, um ein paar Sachen auszuschließen«, erklärte Bea. »Das ist alles. Ich habe keinerlei Zweifel, dass dieser Virus, oder was auch immer es ist, längst schon wieder über alle Berge ist, bis die Ergebnisse der Untersuchungen da sind. Der Haken ist«, Bea drehte ihren Ehering am Finger, »dass der Spezialist, zu dem Dr. Garrett mich schicken will, in London ist – ein HNO -Spezialist. Sie sagte, sie könne mich auch nach Leeds überweisen, wenn wir wollen …«
    Rachel strich Bea über die Hand, als diese verstummte. Ins Krankenhaus von Leeds war Beas Ehemann David nach seinem Reitunfall gebracht worden, wo er vor drei Jahren gestorben war. Obwohl das Krankenhaus also viel näher gelegen war, so barg es doch für alle recht schwierige Erinnerungen. Rachel dachte an Aiden und wusste genau, was er sagen würde; Bea sollte die bestmögliche Pflege dort bekommen, wo sie sich am wohlsten fühlte.
    »Nun, wenn Dr. Garrett London empfiehlt, dann soll es London sein«, erklärte Rachel entschlossen. »Und natürlich fährst du da nicht allein hin – das weißt du.«
    Bea öffnete den Mund, um zu protestieren, doch zum ersten Mal schien sie nachzugeben, da ihr kein Widerspruch über die Lippen kam.
    »Wann soll die Untersuchung sein?«, erkundigte sich Rachel.
    »Sie macht so schnell wie möglich einen Termin, für nächste Woche schon, wenn alles klappt.«
    Aiden saß auf der Bettkante und versuchte, ruhig zu bleiben, doch auch ihm stand die Sorge nun deutlich ins Gesicht geschrieben. »Mir wird schon etwas einfallen, damit ich mit ihr hinunterfahren kann«, erklärte er und fuhr sich mit der Hand durch das kurze braune Haar.
    Rachel hatte Aiden am Morgen bei der Arbeit angerufen und ihn gefragt, ob er an diesem Tag zeitiger nach Hause kommen könne; im Hintergrund hatte sie dabei ein lautes Hämmern und Klopfen vernommen. Aiden hatte eigentlich nur ungern die Arbeit an seinem derzeitigen Projekt früher abbrechen wollen, doch Rachel hatte darauf bestanden und betont, dass es sich um etwas Wichtiges handele. Denn davon hätte sie ihm unmöglich kurz vorm Schlafengehen erzählen können, wenn er sich wie so oft auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer geschlichen hätte.
    »Und Dr. Garrett hat keine Ahnung, was es sein könnte?«
    »Nein«, entgegnete Rachel, die neben ihm saß und einen Arm um seine Hüfte geschlungen hatte. »Zuerst müssen ein paar Untersuchungen gemacht werden. Die Ärztin meinte, wir sollten vorsichtshalber mal mit zwei Wochen rechnen. Deine Mutter hat erstaunlich gelassen reagiert.«
    »Hast du denn Mum jemals schon einmal richtig besorgt erlebt?«, fragte Aiden, zog die Augenbrauen hoch und zwang sich zu einem Lächeln.
    Selbst in schweren Zeiten, nach Davids Tod zum Beispiel, war Bea diejenige gewesen, die einen kühlen Kopf bewahrt und es geschafft hatte, sie alle zusammenzuhalten. Rachel erinnerte sich noch gut daran, was Bea ihr bei der Beerdigung gesagt hatte. »Während der letzten fünfunddreißig Jahre habe ich mehr Liebe erlebt, als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben. In der Zeit, die wir miteinander hatten, waren wir sehr glücklich. Das ist es, was zählt.«
    »Ich werde gleich noch mit Simon sprechen und zusehen, ob ich vielleicht …« Aiden griff nach seinem iPad und überflog seinen Terminplan. »Na gut, dann lass mich mal sehen.« Rachel warf ebenfalls einen Blick auf den Bildschirm und sah, Tag für Tag, die Meetings und Termine, die die Arbeitstage bis in die späten Abendstunden in Beschlag nahmen.
    »Aiden«, seufzte Rachel und legte ihre Hand über die seine, als er auf der Suche nach einer freien Minute zur nächsten Woche weiterblätterte. »Hör auf.«
    Er drehte sich um und sah sie an. Fältchen hatten sich in den Winkeln seiner haselnussbraunen Augen gebildet. »Ich bin
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