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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit
Autoren: Beth Fantaskey
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begangen hätte, gäbe es keine Wunden von
einem Rechtshänder.«
    Die meisten
der Ältesten und auch sonst alle im Gerichtssaal stimmten zu, dass Lucius
immer seine dominante Hand benutzen würde – und dass er sehr viel effizienter
und definitiv ohne die erbärmliche Hilfe eines schwächeren, rechthändigen
Vampirs vernichten würde. Jeder kannte seinen Ruf und seine Stärke war sogar
noch offensichtlich gewesen, als er kurz zuvor in den Gerichtssaal gekommen
war, gefesselt, aber gewillt, aufrecht zu stehen – mit jedem Zentimeter seines
Körpers immer noch der Herrscher.
    Aber leider
sah es trotzdem nicht so aus, als wenn wir seinen Prozess gewinnen würden.
    Nichts, was
Raniero sagte, war genug, um gegen ihren wiederholten, fast verzweifelten
Refrain anzukommen: »Aber Claudius Blut ist an seinem Pflock und Lucius kann
nicht erklären, wie es dahingekommen ist.«
    Sogar das
Alibi, das ich mit den E-Mail-Nachrichten lieferte, die in einer Zeit
ausgetauscht worden waren, als Lucius im Foyer hätte sein müssen, wenn er
tatsächlich Claudiu vernichtet hätte, überzeugte sie nicht. Die Information
schien die älteren Vampire, die sich mit Computern und dem Internet nicht
auskannten, nur zu verwirren und ihren Argwohn zu wecken.
    Sie
verstanden zwar, dass es seltsam war, dass Claudius Blut immer noch leuchtend
rot gewesen war, als man Lucius aus dem Bett geholt und uns alle im Foyer
versammelt hatte, aber wie ein Computer beweisen sollte, dass er auch lange
davor in unserem Zimmer beschäftigt gewesen war, sodass das Blut schon längst
hätte geronnen und dunkler geworden sein müssen, wenn er die Tat begangen
hätte, das begriffen sie nicht.
    Ich war mir
so sicher gewesen, dass wir gewinnen würden – dass meine neue innere
Einstellung den Tag bestimmen würde. Raniero und Mindy, die mich so gut
kannten, mussten mir die Fassungslosigkeit ansehen, als ich den Hammer
niedersausen ließ und sagte: »Wir werden die Verhandlung für heute vertagen und
morgen wieder zusammenkommen.« Denn es war bereits später Nachmittag und ich
hatte keine Ideen mehr, wie wir Lucius retten konnten. Ich dachte, das Beste,
was ich tun konnte, wäre, darauf zu hoffen, dass über Nacht ein Wunder
geschehen würde. Und wenn das nicht geschah ...
    Ich wusste
nicht, was ich dann tun würde.
    Als die Ältesten
und die Zuschauer aus dem Saal schlurften, sah ich schließlich zu Dorin
hinüber, aber erstaunlicherweise schaute er überhaupt nicht zu mir, noch nicht
einmal für eine Sekunde. Er sah Ylenia an – und die beiden schienen noch
verwirrter, als ich es war.

Kapitel 110
    Mindy
    Nach
Lukeys erstem
Prozesstag trafen sie sich abends in einem anderen Garten. Ich folgte Ylenia zu
dem kleinen, geheimen Hof, wo Jess und Lucius geheiratet hatten.
    Damals, in
Jess' Hochzeitsnacht, waren die wilden, gewundenen Reben, die die Mauern
hochkletterten, romantisch gewesen, aber an diesem Abend hatte ich das Gefühl,
sie würden diesen Ort ersticken. Als wenn sie sich um meine Arme und Beine
winden und das Leben aus mir herauspressen würden. Und aus jedem anderen
im Schloss.
    Lucius war
in großen Schwierigkeiten.
    Diese
Vampire waren zu alt, um zu verstehen, was wirkliche Beweise waren, wie zum
Beispiel von Computern. Oder vielleicht wollten sie auch einfach nur einen
jungen, starken, aufstrebenden König fallen sehen, weil sie alt waren und
selbst noch nie etwas anderes gewesen waren als Feiglinge. Mir wurde schlecht
beim Anblick von Jess' Onkel Dorin, der immer aussah, als würde er sich gleich
in die Hosen machen.
    Und dann
musste ich mich in meinem Versteck fast übergeben, als der Typ, in den ich
verliebt gewesen war und der gerade genau an der Stelle stand, wo ich zum ersten
Mal in seine unglaublichen Augen gesehen hatte, Ylenia zuflüsterte: »Bist du
sicher, dass du dir dieses Leben wünschst? Du weißt, wie sehr Antanasia
darunter leidet. Wenn wir
die Macht erlangen, würde es auch für dich gefährlich sein.«
    Ihre
kleinen Augen, die jetzt nicht mehr hinter einer Brille versteckt waren,
leuchteten noch heller als zuvor. »Ja, ich bin bereit. Ich kann damit umgehen.«
    Ich bemühte
mich ernsthaft zu verstehen, was Raniero da tat, weil, ich hätte schwören
können, dass er im Gerichtssaal wirklich hart für Lucius gekämpft hatte.
    Hatte er
das? Oder war das der Grund, warum Jess letztendlich verloren hatte? Weil Raniero
eben nicht hart genug gekämpft hatte?
    Ich wusste
es nicht. Es hatte den Anschein gemacht, als wenn er die
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