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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit
Autoren: Beth Fantaskey
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nur ein kleines Detail des
königlichen Protokolls vergessen konnte. Die Bücher, die ich so mühsam zu
entziffern versuchte, waren eigentlich in sein Gehirn gebrannt.
    Ich schob
meine Sorgen beiseite und sagte: »Ich träume auch von dir, die ganze Zeit.« Ich
fasste nach seinem Arm und lehnte durch die schmale Lücke zwischen den Gitterstäben
meine Stirn gegen seine. »Ich vermisse dich so sehr.« Meine Stimme zitterte,
aber ich hatte mich unter Kontrolle. »Aber morgen ist es vorbei. Morgen wirst
du frei sein.«
    Lucius
hatte vielleicht den Bezug zur Realität verloren, aber er sah immer noch lieber
der bitteren Wahrheit ins Gesicht, als sich irgendwelchen Illusionen
hinzugeben. »Ich glaube nicht, dass ich freigelassen werde, Jessica. Ich weiß,
dass du und Raniero heute eine fabelhafte Leistung an den Tag gelegt habt, aber
mein Wächter hat mir die Gerüchte erzählt. Die Ältesten glauben nicht an meine
Unschuld.«
    »Das werden
sie aber, Lucius. Ich werde mir etwas anderes einfallen lassen. Ich verspreche
es.«
    Er hob
seinen Kopf und schaute mir in die Augen. »Du hast es gut gemacht, Prinzessin.
Du bist ein Risiko eingegangen und das darfst du niemals bereuen. Ich hätte
das Gleiche getan.«
    »Es wird
sich auszahlen.«
    Er glaubte
mir nicht. »Und wenn nicht, sei dir gewiss, dass ich voll und ganz darauf
vertraue, dass du eine großartige Herrscherin sein wirst ... dass du bereits
eine großartige Herrscherin bist. Und vergiss nicht, dass du die Liebe
meines Lebens warst.«
    Das war zu
viel für ihn, er konnte nicht weitersprechen. Und ich konnte auch nichts mehr
sagen.
    Ich saß
schweigend bei ihm und wollte nicht, dass unsere Zeit zusammen endete. Aber
schließlich bewegte sich der Wächter und Lucius murmelte: »Du solltest jetzt gehen.«
    »Nein, noch
nicht. Nicht, bevor du getrunken hast.«
    Er
schüttelte verwirrt den Kopf. »Nein, Jessica ... Wir brechen das Gesetz schon
genug, dadurch dass du überhaupt hier bist, und ich komme auch gar nicht an
dich heran. Ich will dir nicht wehtun oder verzweifelt wie ein Tier durch
Gitterstäbe von dir trinken.« Ich sah Bedauern in seinen Augen. »Du würdest mir
eh nicht mehr geben können als für ein paar Stunden. Ich bräuchte Wochen der
Erholung und sehr viel Blut, um wieder zu Kräften zu kommen.« Er blickte mich
weiter an und ich wusste, dass er die Wahrheit sagte. Ich konnte sehen, wie nah
er daran war ... zu verschwinden. Er war bloß hier, weil er mich genug liebte,
um aus seinen Albträumen lang genug zurückzukommen, damit er sich von mir
verabschieden konnte. »Ich möchte nicht, dass du mich in Erinnerung behältst,
wie ich dir wehtue oder – sinnlos – aus Verzweiflung handele.«
    Aber das
konnte ich nicht akzeptieren. Er musste weiterkämpfen, also zog ich meinen Arm
zurück, rollte meinen Ärmel hoch und streckte meine Hand wieder zwischen den
Stäben hindurch. Ich war natürlich auch egoistisch. Wenn er wirklich von mir
gehen würde, wollte ich, dass er wenigstens einen Teil von mir mitnehmen
würde. Und ich wollte wieder spüren, wie er von mir trank. Ich wollte mich noch
einmal auf diese Weise mit ihm verbunden fühlen. »Du kannst so trinken, Lucius.
Hier, von der Stelle, wo ich mich bei unserer Hochzeit geschnitten habe.«
    Er schaute
erst auf meinen Arm und dann in mein Gesicht. »Ich glaube nicht, Jessica.«
    Oh, dieser
frustrierende, tapfere, wundervolle Ehemann! Ich gab mir große Mühe, tapfer zu
sein, und wurde auch langsam unerschrockener, aber jetzt brannten mir die Tränen
in den Augen. »Ich liebe dich, Lucius. Und ich werde ohne dich sterben, also wirst du heute Nacht mein Blut trinken.« Auf einmal hörte ich mich an wie Raniero
damals in der camera di miza. »Denkst du, ein paar Minuten körperlichen
Schmerzes machen mir etwas aus? Meinst du, ich schere mich um das Gesetz?«
    Er zögerte
und ich fügte hinzu: »Tu es für mich. Bitte, Lucius. Ich kann nicht mehr leben,
wenn dir etwas zustößt. Ich überlebe das einfach nicht.«
    Ich wusste,
das war unfair. Ich bat ihn darum, gegen seinen eigenen Ehrenkodex zu
verstoßen, indem ich ihn mit dem Einzigen in Versuchung führte, von dem ich
wusste, dass er dem nicht widerstehen konnte.
    Meinem
Leben.
    Er würde
das Gesetz nicht brechen, um sein eigenes Leben zu retten, aber er würde alles
tun, um meins zu retten.
    »Lucius«,
flüsterte ich, als ich sah, wie er auf eine andere Weise schwach wurde. »Wenn
du ins luat abdriftest und niemals zu mir zurückkehrst, werde ich
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