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Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Arnold Küsters
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um anzuliefern. Außerdem ist der Müll abgeholt worden, deshalb sind die Gäste gebeten worden, ihre Autos für eine kurze Zeit im Ort abzustellen.«
    »Na, prima!« Jakisch brüllte. »So eine Oberscheiße! Mann, Mayr!«
    Robert Mayr sah seinen Kollegen erstaunt an. »Was soll die Aufregung?« Er seufzte ergeben. »Wird der Feierabend halt noch ein wenig warten müssen.«
    Wütend und wortlos stapfte Jakisch zu ihrem Auto. Wenn das Ganze hier vorbei war, würde er mit dem Polizeipräsidenten sprechen.
    Carina Bauer ließ das warme Wasser über ihren Körper laufen. Bongarts konnte ihr nichts anhaben. Sie würde es hinter sich bringen. Dann würde sie weitersehen. Immer Schritt für Schritt handeln. Sie musste besonnen sein, das würde ihr auch dieses Mal das Überleben sichern.
    Das gleichmäßige Rauschen machte sie schläfrig. Ihre Gedanken gingen weit zurück, noch vor die erste Begegnung mit Leuchtenberg. Sie dachte an die Zeit nach ihrem Studium, an ihre ersten Gehversuche als Anwältin. Sie erinnerte sich an die vielen Überstunden, die sie unbezahlt und ohne zu murren absolvierte, weil sie wusste, dass sie nur so eine Chance haben würde, sich durchzusetzen. Und an die ersten Erfolge, die sie für ihre Firma erzielte. Sie war so stolz gewesen, für Europas führenden Chipsproduzenten arbeiten zu dürfen! Aber dann war der dunkle Moment aufgetaucht, in dem sie mit ihrem Vorgesetzten alleine gewesen war. Seine alten Hände, die wie selbstverständlich über ihren Busen gewandert waren. Er hatte nicht gesprochen, aber sie hatte gewusst, dass es nicht bei dieser einen Begegnung bleiben würde. Sie hatte es noch einige Monate in der Firma ausgehalten und hatte dann gekündigt. Sie würde niemals das süffisante Lächeln ihres Chefs vergessen, als sie ihm die Kündigung auf den Tisch gelegt hatte.
    Heute erschien es ihr so, als habe er gewusst, was aus ihr werden würde. Eine Anwältin, die die Grenze des Erlaubten überschreiten würde, nur weil sie auf jemanden treffen würde, der ihr ein wenig Liebe versprach. Der alte Mann war längst tot, aber seine unausgesprochene Weissagung hatte sich wie Mehltau über ihr Leben gelegt.
    Sie hatte zuvor in ihrer Familie niemals echten Halt und ein warmes Zuhause gehabt, als kleines Kind nicht und erst recht nicht, als sie größer wurde. Ihre Eltern hatten sie aufwachsen lassen, wie man ein Haustier aufwachsen lässt. So hatte sie es immer dann schmerzlich empfunden, wenn ihre Eltern mit ihren Freunden gefeiert und sie dabei links liegen gelassen hatten.
    Sie hatte schon früh ihr Elternhaus verlassen, auf der Suche nach Heilung. Sie hatte Gerechtigkeit gesucht und war Anwältin geworden. Aber über die ganzen Jahre hatte sie diese Suche nicht aufgegeben, trotz aller Niederlagen, Schmerzen, Enttäuschungen und trotz all der furchtbaren Dinge, die sie erlebt hatte. Sie wusste, sie würde weitersuchen, auch wenn sie niemals ans Ziel käme. Das war ihr Schicksal, ihre Bestimmung: die Welt absuchen nach Gerechtigkeit und nach ein bisschen Geborgenheit. Und weil sie die nicht bekam, nahm sie sich das, wovon sie meinte, es stünde ihr zu.
    In den vergangenen Jahren hatten ihr ihre Geschäfte die Genugtuung gebracht, die sie wie die Luft zum Atmen brauchte. Sie hatte all diese jämmerlichen kleinen Wichte gesehen und mit ihrem Lächeln und ihren auffordernden Worten verhöhnt, die in dieser Wohnung und anderswo in ihrer nackten Hilflosigkeit den Mädchen förmlich hinterhergekrochen waren, um sich an ihnen zu vergewissern, dass sie noch lebten. Und zwar ohne den geringsten Gedanken an die Folgen ihrer schmierigen Lust.
    Es hatte sie umso mehr befriedigt, je mehr diese Typen, Banker, Unternehmer, Politiker, Beamte, zu Kreuze krochen, wenn sie ihnen ihre Rechnung aus Fotos, abgehörten Telefonaten und ihren Forderungen präsentiert hatte. Sie hatte keine Gnade gekannt, in keinem einzigen Fall. Denn sie hatte gewusst, dass alle zahlen würden, die, die am meisten gestöhnt hatten auf ihren Mädchen, am schnellsten und mit peinlichem Gesichtsaudruck, mit abgewandtem Blick und eingezogenem Selbstbewusstsein.
    Oft hatte sie in dieser Wohnung in der Tür gestanden und beobachtet, wie sie sich auf Samantha oder Julia abmühten. Sie hatte ihre geschlossenen Augen gesehen und gedacht: Wenn ihr sie öffnet, werdet ihr in die Hölle blicken. So war es immer gewesen.
    Sie würde Bongarts hinter sich lassen, auch die Fahrt nach Luxemburg durchstehen und dann mit ihm auf ihre Art abrechnen. Im
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