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Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]

Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]

Titel: Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]
Autoren: Frauke Scheunemann
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getan habe. Anna ist schließlich Mutter. Die hat viel Übung im Kümmern.«
    Na und? Das leuchtet mir nun gar nicht ein. Was hat denn Muttersein mit Kümmern zu tun? An meine eigene Mutter kann ich mich nur schwach erinnern. Falls die sich sehr um mich gekümmert hat, hat sie das jedenfalls nicht besonders lang getan – ich war schließlich noch ziemlich klein, als mich Werner beim Züchter abgeholt hat. Seitdem sorgt er gemeinsam mit Olga für mich, und das klappt so gut, dass ich keinen Grund zur Beschwerde habe.
    »Ach, Ihre Schwester hat ein Kind?« Werner klingt erstaunt.
    Olga nickt. »Eine Tochter, zwölf Jahre alt. Ein süßes Mädchen. Sehr gut in der Schule, vor allem in Sprachen. Als meine Schwester mit Kira vor vier Jahren nach Deutschland kam, sprach das Mädchen noch kein Wort Deutsch, und nun hört man gar nicht mehr, dass sie nicht hier geboren wurde.«
    Aha. Woran soll man das auch hören? Verstehe ich nicht. Kann man den Menschen sonst anhören, wo sie geboren wurden? Das wusste ich nicht.
    Olga lächelt. »Kira begleitet ihre Mutter bestimmt gern mal hierher und spielt ein wenig mit Winston. Dann ist dem auch nicht mehr langweilig.«
    Hallo? Mir ist überhaupt nicht langweilig! Woher hat Olga nur so eine abwegige Idee? Mein Leben gefällt mir genau so, wie es jetzt ist. Ich möchte keine Veränderung. Und erst recht möchte ich kein Kind zu Besuch, das mit mir spielen will. Im Gegenteil: Ich HASSE Kinder! Sie sind laut und ungezogen, und bisher hat mich noch jedes Kind, das mir begegnet ist, irgendwann geärgert. Mich zum Beispiel an meinen langen Schnurrbarthaaren gezogen. Oder gar versucht, diese abzuschneiden.
    Werner hat einen Bruder mit drei besonders ungezogenen Rotznasen: zwei kleine Mädchen, Zwillinge, und einen etwas größeren Jungen. Die drei quälen mich jedes Mal, wenn sie in der Hochallee zu Besuch sind. Weihnachten, Ostern – egal welches Familienfest gefeiert wird, diesen Kindern fallen immer die hirnrissigsten Sachen ein. Beim letzten Weihnachtsfest haben sie zum Beispiel versucht, mir eine rote Zipfelmütze auf dem Kopf zu befestigen, damit ich aussehe wie der Weihnachtsmann. Mit Klebstoff! Das muss man sich mal vorstellen! Natürlich hat Werner mit den drei Mini-Terroristen geschimpft, aber da war es schon zu spät: Die Mütze klebte so fest in meinen Haaren, dass Olga sie mir mit einer Nagelschere aus dem Fell schneiden musste. Danach sah ich aus wie der letzte Idiot. Einfach furchtbar! Ich, Winston Churchill, völlig entstellt.
    Also egal, was hier noch passiert und wer Olga ersetzt, wenn sie zu ihrem Dieter geht: alles, bloß keine Kinder in der Hochallee 106a! Heilige Ölsardine, BITTE keine Kinder!

Erst ein Ende. Dann ein Anfang.
Und was für einer!
    Falls es einen Katzengott gibt, hat er meine Gebete nicht erhört. Denn natürlich geht meine Geschichte mit KINDERN weiter. Und mit Olgas Abschied. Ein schwerer Schlag für einen treuen Kater wie mich!
    Ein paar Tage später steht Olga nämlich mit ihren Koffern an der Tür, während Dieter neben ihr bereits ungeduldig von einem Bein aufs andere tappt. Ich beäuge ihn misstrauisch.
    Wie ich von langen Fernsehabenden mit Werner weiß, bilden Menschen gern Paare. Ein Mann verliebt sich zum Beispiel in eine Frau und dann sind sie ein Paar und bleiben zusammen. So jedenfalls wünschen es sich die meisten Menschen. Viele der Filme, die ich gemeinsam mit Werner geschaut habe, handeln von den Problemen, die sich ergeben, wenn das mit der Liebe nicht richtig klappt. Das kann dann oft ziemlich kompliziert werden, und ich habe mir schon häufiger gedacht, dass die Menschen weniger Stress hätten, wenn es dieses Liebesding gar nicht gäbe. Werner zum Beispiel hat den ganzen Ärger nicht. Und das liegt eindeutig daran, dass er nicht mit einer Frau, sondern mit mir in der Hochallee lebt. Mann und Kater passen einfach besser zusammen als Mann und Frau. Olga wird das vermutlich auch noch merken, wenn sie diesen Dieter erst mal den ganzen Tag am Hals hat. Da wird der Traummann schnell zum Albtraum. Und dann wird sie sich wünschen, sie wäre hiergeblieben und würde sich noch um Winston und Werner anstatt um Dieter kümmern. Uns verlässt man eben nicht so einfach!
    Olga greift in ihre Hosentasche und zieht einen Schlüsselbund heraus.
    »Hier ist mein Wohnungsschlüssel.«
    Werner nickt. Er lächelt nicht mehr, sondern guckt so traurig, wie ich mich gerade fühle. Nach ein paar Jahren als Haustier kann man ziemlich viel am menschlichen
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