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Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]

Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]

Titel: Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]
Autoren: Frauke Scheunemann
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Figur, lange blonde Haare, Pferdeschwanz. Etwas jünger vielleicht, aber da bin ich mir nicht ganz sicher. Ich kann das Alter von Menschen nicht besonders gut schätzen. Wenn sie erst mal keine Kinder mehr sind und ihre endgültige Größe erreicht haben, sehen sie für mich alle ziemlich gleich alt aus.
    Ich mache wieder einen Schritt auf die Frau zu und mustere sie. Sie lächelt mich freundlich an, als ob sie auf eine Antwort warten würde. Tja, wer bin ich? Wenn ich sprechen könnte, würde ich mich der Dame natürlich formvollendet vorstellen. Und ihr erzählen, dass ich Winston Churchill heiße, mich aber alle immer nur Winston nennen. Dass ich schon ziemlich lange hier bei Professor Werner Hagedorn in der vornehmen Hamburger Hochallee 106a lebe. Dass ich am liebsten auf dem gemütlichen Sofa im Wohnzimmer oder dem flauschigen Teppich vor dem Kamin liege. Dass meine Leibspeise frisch gekochtes Geflügelherz mit einem Hauch Petersilie ist. Und dass ich ein reiner Hauskater bin, also die Wohnung niemals verlasse. Schon gar nicht freiwillig, denn wenn ich vom Fenster die struppigen Katzen im Hof beobachte, dann graust es mich vor der ungemütlichen Welt da draußen.
    Könnte ich sprechen, würde ich dieser fremden Frau vielleicht all das über mich erzählen. Oder zumindest einen Teil davon. Aber ich kann ja nicht sprechen und deswegen sage ich einfach nichts. Ist aber auch wurscht, denn die viel wichtigere Frage lautet doch: Wer ist die Frau? Und was macht sie hier?
    Ich setze mich vor die Frau, maunze ein wenig und schlage mit dem Schwanz hin und her. Sie streckt noch einmal die Hand aus und krault mich hinter den Ohren. Ich lasse es geschehen und es fühlt sich sogar ziemlich gut an. Trotzdem: Könnt ihr Menschen euch nicht einmal richtig vorstellen? Man krault keine fremde Katze, der man sich noch nicht vorgestellt hat. Die meisten Menschen haben einfach kein Benehmen!
    Die Tür zum Schlafzimmer schwingt auf und Olga kommt herein. Ich laufe zu ihr hinüber und begrüße sie stürmisch, indem ich meinen Kopf an ihren Beinen reibe und laut miaue.
    »Hallo, Winston«, begrüßt sie mich lachend, »hast du mich vermisst? Ich war nur kurz draußen. Und ich sehe, dass du Anna schon kennengelernt hast.«
    »Klar, wir sind gerade dabei, uns anzufreunden«, antwortet die fremde Frau, die offensichtlich Anna heißt. Wir freunden uns an? Na, das wüsste ich aber!
    »Ach, das ist schön!« Olga lächelt. »Weißt du, Winston, ich hatte gehofft, dass du Anna magst. Anna ist nämlich meine Schwester.«
    Donnerwetter – Olgas Schwester! Daher also die Ähnlichkeit! Wenn ich nicht so viele Haare im Gesicht hätte, würde ich jetzt überrascht gucken. So bleibt mir nur ein leises Miauen.
    »Winston ist Professor Hagedorns Katze«, erklärt Olga ihrer Schwester. »Du musst dich also nicht nur um den Herrn Professor, sondern auch um seinen Kater kümmern.«
    Anna nickt. »Das hat mir der Professor bereits erklärt. Ich habe Winston gleich etwas zu fressen gegeben.«
    Ha! DIE war das! Ich schnaube laut – aber Anna und Olga bemerken es nicht, sondern unterhalten sich munter weiter.
    »Du hast ihm schon etwas gegeben? Was denn?«
    »Na, ich habe Katzenfutter gekauft. Eben, als ich das Waschmittel besorgt habe. Sie hatten einen ganzen Karton Dosenfutter im Angebot. Den habe ich gleich mitgenommen.«
    »Dosenfutter? Für Winston?« Olga lacht.
    Was, bitte schön, ist daran so lustig?, frage ich mich. Und was ist überhaupt Dosenfutter?
    »Ja, natürlich. Warum denn nicht? Ich habe mir den Inhalt durchgelesen und es klang sehr lecker. Pute mit Reis.«
    Olga lacht immer noch, ich bin fassungslos. Das, was ich in meinem Napf gesehen habe, war niemals Pute mit Reis. Es sah eher aus wie die feuchte Blumenerde, die Olga im Frühling immer auf dem Balkon stehen hat, wenn sie die Zimmerpflanzen umtopft.
    »Ich glaube nicht, dass unser Winston Dosenfutter frisst. Dafür ist er viel zu verwöhnt. Ich koche immer frisch. Für den Kater und den Professor. Das kannst du dir schon mal merken.«
    Erstens: Olga hat recht. Zweitens: Warum soll sich Anna das merken? Versteh ich nicht. Hauptsache, Olga weiß, was Werner und mir schmeckt.
    »Okay, schreib ich mir gleich in mein Buch. Hoffentlich mache ich nicht alles falsch, wenn du nicht mehr da bist.« Anna seufzt.
    »Keine Sorge. Das wird schon. Nächste Woche kann ich dir noch alles zeigen. Und du kannst mich auch immer anrufen, wenn du Fragen hast.«
    Moment mal! Was heißt denn: wenn du nicht
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