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Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]

Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]

Titel: Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]
Autoren: Frauke Scheunemann
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Gesicht ablesen. Ich jedenfalls weiß nach einem Blick auf Werner meistens sofort, wie er gerade gelaunt ist. Das kann sehr praktisch sein, etwa wenn ich etwas ausgefressen habe. Ein Blick auf sein Gesicht und ich erkenne, ob es richtig Ärger gibt oder Werner darüber lacht. Und je nachdem kann ich mich schnell verkrümeln oder eher ein bisschen mit ihm kuscheln.
    »Tja, dann heißt es jetzt Abschied nehmen, richtig?«, will Werner wissen. Ob er auch hofft, dass es sich Olga in letzter Sekunde noch anders überlegt?
    »Richtig«, sagt Olga und macht einen Schritt den Flur hinunter. »Anna«, ruft sie dann laut, »Dieter ist da, wir wollen los!«
    »Moment!«, tönt es aus der Küche. »Ich komme gleich.«
    Kurz darauf steht Anna bei uns. Ich schnuppere an ihrem Hosenbein. Anscheinend kocht sie gerade etwas. Riecht ganz lecker. Komisch nur, dass sie gar keine Schürze trägt. Ohne Schürze hat Olga nie gekocht. Aber offenbar geht es auch so. Interessant.
    Olga friemelt an ihrem Schlüsselbund herum und reicht Anna einen Schlüssel.
    »Hier, meine Liebe! Pass gut darauf auf! Und natürlich nicht nur darauf, sondern auch auf den Herrn Professor. Nicht zu vergessen Winston.«
    Anna nimmt den Schlüssel mit der einen Hand und reckt die andere in die Luft.
    »Ich schwöre!« Jetzt lachen alle, und die traurige Stimmung, die sich eben wie Bodennebel in der ganzen Wohnung auszubreiten drohte, wird von dem Gelächter ein wenig verscheucht. Olga schüttelt Werner zum Abschied die Hand. Der zögert kurz, dann zieht er sie in seine Arme und drückt sie kurz.
    »Olga, machen Sie es gut! Ich werde Sie vermissen!«
    Miau , ich auch! Aber wie sage ich das, ohne zu reden? Ich entscheide mich für einen rasanten Sprung vom Boden auf die Kommode unter dem Schlüsselbrett und von dort auf Olgas Arm. Lasst Taten sprechen! Zwei Sekunden später lande ich zielsicher in Olgas Armen.
    »Oh, hoppla! Angriff von vorn!«, kommentiert Olga meinen Sensationssprung und krault mich hinter den Ohren. »Ich glaube, Winston will mit uns gehen!«
    »Nee, nee, hiergeblieben!«, ruft Werner. »Ihr könnt jetzt nicht alle abhauen!«
    »Das wär mir auch nicht recht«, ergänzt Dieter. »Ich habe nämlich eine leichte Katzenallergie. Auf Dauer würde das mit mir und der Katze nicht gut gehen.«
    Unmöglich! Olga hat sich einen Mann ausgesucht, der keine Katzen verträgt? Das darf doch wohl nicht wahr sein! Was für einen schlechten Männergeschmack sie hat! Beleidigt hüpfe ich von Olgas Arm und verkrümele mich in die Küche. Dort bleibe ich so lange, bis Olga und Dieter die Wohnung verlassen haben.

    Als ich mich in dieser Nacht in mein Körbchen lege, um zu schlafen, geht es mir, Gott sei Dank, schon ein kleines bisschen besser. Anna hat etwas sehr Leckeres für mich gekocht – Geflügelleber mit echtem Reis. Dann hat sie fröhlich pfeifend die Wohnung geputzt – ganz so, wie Olga das immer gemacht hat. Vielleicht ändert sich doch gar nicht so viel in meinem Katerleben. Mit diesem Gedanken rolle ich mich zufrieden zusammen, schlafe ein und beginne, süß zu träumen. Von Geflügelleber. Und einem frisch geputzten, sonnigen Plätzchen auf der Fensterbank.
    Rrrriiiing! Rrriiiing! Riiiiiiiiinnng! Im Traum hat mich Werner auf das Tischchen neben dem Telefon gesetzt, als dieses zu läuten beginnt. Erst zögerlich, dann ziemlich aufdringlich. Miau! Das stört meinen schönen Traum aber empfindlich! Nun geh schon ans Telefon, Werner! Aber Werner reagiert nicht. Er sitzt einfach nur da und lässt es klingeln. Unmöglich! Merkt der nicht, dass dieses Geräusch nervt? Rrrriiiiinnng! Rrrriiiiinnng! Mann, Werner, geh ran! Ich kann mit meinen Pfoten wohl kaum den Hörer abheben.
    Aber Werner geht einfach nicht ans Telefon, und je länger es klingelt, desto mehr fällt mir auf, dass das Geräusch nicht nur in meinem Traum, sondern auch in echt da ist. Und es ist gar nicht das Telefon, sondern die Türklingel, an der jemand Sturm läutet. Und das mitten in der Nacht. Gibt’s doch gar nicht!
    Müde rappele ich mich hoch. Wer zum Teufel ist das? Jetzt taumelt Werner, noch halb im Schlaf, an mir vorbei.
    »Was ist denn hier los, Winston?«, will er von mir wissen. Aber diese Frage kann ich ihm nicht beantworten. »Drei Uhr nachts! Das ist ein bisschen spät für Besuch.« Er gähnt und wirft einen Blick durch den Spion in der Tür. Von dort kann man sehen, wer im Hausflur steht.
    »Ach du liebe Güte!«, entfährt es ihm. Offenbar ist der Besuch nicht nur
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