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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom
Autoren: Val McDermid
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den Rand seines Notizblocks, eine wohlüberlegte Geste, die die Geltung betonte, die er unter seinen Kollegen zu haben glaubte.
    Thorson runzelte die Stirn. Es war ihr nur allzu klar, was alles schief gehen konnte, wenn unergründliche Emotionen bei einem Einsatz ins Spiel gebracht wurden. »Wieso glauben Sie, dass sie fähig genug ist?«
    Morgan zuckte mit der Schulter. »Wir werden es nicht mit Sicherheit wissen, bis wir sie in Aktion sehen. Aber ich sage Ihnen, wir hätten keine Frau finden können, die besser passt, selbst wenn wir überall nach ihr gesucht hätten.« Er schob unternehmungslustig sein Hemd über die muskulösen Unterarme hinauf.
    Es klopfte an der Tür. Surtees erhob sich und öffnete, um Commander Paul Bishop hereinzulassen. Seine Kollegen blickten nicht einmal von ihrer angeregten Diskussion auf.
    »Das ist auch gut so. Wir würden schön blöd dastehen, wenn wir alles so weit geplant hätten und dann zugeben müssten, keine glaubhafte Person für den Einsatz zu haben. Aber trotzdem ist es sehr gefährlich«, sagte Thorson.
    Surtees machte Bishop ein Zeichen, er solle den Stuhl nehmen, den Carol vor kurzer Zeit frei gemacht hatte. Er nahm Platz und zog dabei mit Daumen und Zeigefinger seine Bügelfalten etwas hoch.
    »Sie hatte ja vorher auch schon Einsätze in gefährlichen Situationen. Vergessen wir die Sache mit Jacko Vance nicht«, erinnerte Morgan Thorson und schob eigensinnig das Kinn vor.
    »Also, Kollegen, Commander Bishop ist hier«, sagte Surtees energisch.
    Paul Bishop räusperte sich. »Da Sie es schon erwähnten … Wenn ich nur kurz etwas über die Vance-Ermittlung sagen dürfte?«
    Morgan nickte. »Tut mir Leid, Commander, ich wollte nicht unhöflich sein. Sagen Sie uns, woran Sie sich erinnern. Deshalb haben wir Sie ja gebeten, dazuzukommen.«
    Bishop neigte würdevoll seinen schönen Kopf. »Wenn eine Ermittlung als erfolgreich abgeschlossen gilt, ist es leicht, alles, was nicht geklappt hat, unter den Teppich zu kehren. Aber wenn man die Dinge objektiv betrachtet, war die Verfolgung und schließliche Gefangennahme von Jacko Vance der Albtraum eines jeden Polizisten. Ich muss es als die Aktion einer Person bezeichnen, die sich nicht an die Regeln hielt. Ehrlich gesagt, das Dreckige Dutzend nahm sich dagegen wie eine gut disziplinierte Kampftruppe aus. Alles lief ohne entsprechende Befugnis, man übersprang rücksichtslos die Rangordnung der Polizei, setzte sich mit einem unbekümmerten Mangel an Respekt über die Grenzen zwischen den Zuständigkeitsbereichen hinweg, und es ist ein Wunder, dass es uns überhaupt gelang, einen positiven Ausgang zu erreichen. Wäre Carol Jordan eine meiner Beamtinnen gewesen, dann hätte sie sich einer internen Untersuchung stellen müssen und wäre zweifellos degradiert worden. Ich habe nie verstanden, warum John Brandon sie nicht bestraft hat.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, und die sanfte Glut seiner rechtschaffenen Rache wärmte ihm sichtlich das Herz. Jordan und ihr Haufen selbst ernannter Rächer waren ihn teuer zu stehen gekommen, und dies war die erste richtige Chance, die er bekam, um es ihnen heimzuzahlen. Es war ihm ein Vergnügen.
    Aber zu seiner Überraschung schienen alle kaum beeindruckt. Morgan lächelte tatsächlich. »Sie meinen, wenn sie richtig in der Klemme sitzt, dann befreit sich Jordan einfach aus dem ganzen Mist und handelt? Und dass sie kein Problem damit hat, Initiative zu zeigen und mit dem Unerwarteten fertig zu werden?«
    Bishop runzelte leicht die Stirn. »Ganz so hätte ich es nicht ausgedrückt. Eher so, dass sie offenbar denkt, die Regeln gelten für sie nicht.«
    »Hat sie mit ihrem Handeln sich selbst oder ihre Kollegen gefährdet?«, fragte Thorson.
    Bishop zuckte leichthin mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Um ehrlich zu sein, die Beteiligten waren nicht gerade gesprächig in Bezug auf manche Aspekte ihrer Ermittlung.«
    Surtees, das dritte Mitglied der Runde, blickte auf. Sein Gesicht war so blass, dass es im schwächer werdenden Nachmittagslicht fast zu leuchten schien. »Darf ich zusammenfassen? Nur um sicherzugehen, dass wir uns verstehen. Vance versteckte sich hinter der Fassade der bekannten Fernsehpersönlichkeit und ermordete mindestens acht junge Mädchen. Er hatte bei den Behörden keinerlei Verdacht auf sich gezogen, bis eine theoretische Übung der Task Force zur Erstellung von Täterprofilen ein rätselhaftes Bündel von möglicherweise zusammenhängenden Fällen zutage brachte. Und
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