Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
Cheeseburger zu braten?«
    McKeegan zeigte mit dem Daumen hinter sich. »Wissen Sie, was das ist?«
    »Ein Grill.«
    »Ein blitzblanker Grill, und so wird’s auch bleiben, bis fünf. Ich werde ihn nicht für einen schmierigen kleinen Dieb, der meine Gäste ausraubt, dreckig machen. Ich bin der einzige, der meine Gäste ausraubt.«
    »Wie wär’s dann mit einem Putensandwich?«
    »Das ist kein Problem.«
    McKeegan widmete sich dem Sandwich. Graham widmete sich Neal.
    »Deine Mutter nimmt Drogen?«
    »Yeah.«
    »Nimmst du auch Drogen?«
    »Ich nehm nur Portemonnaies.«
    Neal war verwirrt. Im allgemeinen laden Leute, denen gerade etwas geklaut wurde, den Dieb nicht auch noch zum Essen ein. Es war das erste Mal in seiner zweijährigen Karriere als Taschendieb, daß er überhaupt erwischt worden war. Aus den Erzählungen der Nachbarsjungen wußte er, was ihn auf der Polizeiwache erwarten würde, aber das war eine andere Geschichte. Er überlegte, ob er noch einmal versuchen sollte, wegzulaufen, aber sein Rücken tat immer noch weh, und aus dem Augenwinkel konnte er mittlerweile ein dickes Putensandwich mit Mayonnaise erkennen. Ein voller Bauch ist besser als ein leerer, entschied er, und blieb.
    »Gibst du deiner Mutter Geld?«
    »Wenn’s geht, ja.«
    »Ißt du regelmäßig?«
    »Ich komm schon klar.«
    »Natürlich.«
    McKeegan servierte das Sandwich, und Neal schlang es herunter.
    »Du frißt wie ein Tier«, sagte Graham. »Du wirst dir den Magen verderben.«
    Neal hörte ihn kaum. Das Sandwich war erstklassig. Als McKeegan ungefragt eine Cola dazustellte, überlegte Neal, ob er sich öfter schnappen lassen sollte.
    Als er fertig war, sagte Graham: »Und jetzt raus hier.«
    »Danke. Vielen Dank. Und wenn ich etwas für Sie tun kann…«
    »Ja, abhauen.«
    Neal marschierte zur Tür. Er wollte sein Glück nicht herausfordern.
    »Und Neal Carey…«
    Neal drehte sich um.
    »Wenn ich deine Finger jemals wieder in meiner Tasche erwische… hack ich dir die Eier ab.«
    Neal rannte weg.
    Eine Woche später lungerte Neal in einer kleinen Gasse herum. Es war schon ziemlich spät, aber seine Mutter hatte noch einen Kunden, und Neal hatte keine Lust, nach Hause zu gehen. Die Leute hier lebten auf der Straße, in einer Sommernacht wie dieser, einer stickigen New Yorker Nacht, heiß und schwarz wie Teer. Der vielfarbige Karneval der West Side war in vollem Gange, aber Neal bemerkte die dekadente Schönheit dieser Welt kaum. Er nagte an einer Tafel Hershey-Schokolade, die er aus einem kleinen Laden an der 85. Straße stibitzt hatte. Er wollte allein sein und hatte sich deswegen in dieser kleinen Nebenstraße verkrochen. Plötzlich entdeckte er einen fetten Mann in Unterwäsche, der auf einer Feuertreppe hinter Joe Graham herwetzte.
    »Ich bring dich um, du Schwein.« Der fette Mann schnaufte. Sein Bauch hing über seine Jockey-Unterhose.
    Neal sah nach oben, wo eine nackte Frau aus dem Fenster schrie: »Den Film! Schnapp dir den Film!«
    Joe Graham zögerte keine Sekunde, als er Neal Carey entdeckte. Mit einer schnellen Handbewegung beförderte er die Kamera herunter zu dem Jungen. Neal wußte, was er zu tun hatte. Wenn man etwas in der Hand hält, was ein wütender dreihundert-Pfund-Mann in Unterwäsche haben will, gibt es nur eins. Neal rannte die Gasse entlang, bog in die nächste größere Straße ein und tauchte in der Menschengruppe unter.
    Die Kamera war eines von diesen neuen winzigen Formaten, die man in einer Hand halten – oder verbergen – konnte. Nicht so ein Ungetüm, mit dem Onkel Dave seine Tante Edna oben auf dem Empire State Building fotografierte.
    Neal trieb sich eine Weile herum und hielt Ausschau nach einem wütenden Gargantua. Dann machte er sich auf den Weg zu Meg’s. Joe Graham saß an der Bar, schlürfte einen Whiskey und preßte einen rohen Hamburger auf sein linkes Auge.
    »Ich glaube, Sie sollten besser ein Steak dafür nehmen«, sagte McKeegan.
    »Haben Sie eins?«
    »Nein.«
    »Dann nehm ich noch ‘n Whiskey.«
    Die Bar war voll. Neal schlängelte sich zu Graham durch.
    »Haben Sie etwas verloren?« fragte Neal.
    »Hast du denn was gefunden?«
    Neal gab ihm die Kamera. Graham machte sie auf.
    »Wo ist der Film?«
    »Ich hätte gern einen Hamburger. Nicht den aus Ihrem Gesicht. Und Fritten und ein Bier.«
    »Ich könnte ihn dir einfach wegnehmen, Junge.«
    »Falls ich ihn nicht gut versteckt habe.«
    »Gib der kleinen Ratte was zu fressen«, sagte Graham zu McKeegan.
    Neal faßte in seine

Weitere Kostenlose Bücher