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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1
Autoren: Don Winslow
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weiß.«
    Für Neal war das nichts Neues, und es fing langsam an, ihn zu langweilen. Aber richtig.
    »Er findet, du hättest dir was erschlichen. Privatschule. College. Jetzt die Uni. Alles bezahlt. Er glaubt, du wärst es nicht wert.«
    »Vielleicht hat er recht.«
    »Vielleicht.«
    »Ich will diesen Job nicht, Dad.«
    Das ist das Problem, dachte Neal. Levine wußte, daß Neal gehegt und gepflegt wurde. Neal wußte es; Graham wußte es. Der Chef zahlte seinen College-Abschluß, die Klamotten, den Sprechunterricht, der Neal den Straßenjargon ausgetrieben hatte. Aber warum? Neal wollte nicht für die Freunde arbeiten. Er wollte Englischprofessor werden. Allen Ernstes.
    »Ich weiß. Du willst den Trotteln Gedichtelesen beibringen.«
    Naja, es mußte ja nicht gerade englische Literatur des 18. Jahrhunderts sein… Fielding, Richardson, Smollett.
    »Wie oft muß ich es noch sagen?« fragte Neal. Er hatte es Ed gesagt. Er hatte es allen gesagt. Er hatte es dem Chef geschrieben. Zahlen Sie nicht weiter meine College-Gebühren, weil ich nicht auf immer und ewig für Sie arbeiten werde. »Arbeiten Sie für uns, wenn Sie können. Keine weiteren Verpflichtungen«, hatten sie gesagt. Und dann holen sie einen zwei Wochen vor den Abschlußprüfungen aus den Kursen. Man wird nicht Englischprofessor, indem man die Grundkurse schwänzt. Und selbst eine mittelmäßige Note könnte einem schon das Genick brechen.
    »Vielleicht hättest du nicht mit seiner Alten bumsen sollen«, sagte Graham.
    Der Zug fuhr durch die rußigen Vororte von Providence.
    »Damals war sie ja noch nicht seine Frau«, sagte Neal. Er hatte diese Unterhaltung schon so oft gehört. »Verdammt, ich habe sie doch miteinander bekannt gemacht.« 
     
    Providence ist eine von den Städten, in denen die Männer Hüte tragen. Die Seele dieses Ortes wähnt sich immer noch in den guten alten Vierzigern, als man ein Auge auf alles hatte und die Japse, die Krauts und die Yankees verfluchte – nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Ein Hut war ein Symbol von Respektabilität, eine Verbeugung vor der Ordnung der Dinge in einer Stadt, die von irischen Politikern, sizilianischen Gangs und französischen Priestern regiert wurde, die sich bei den Knights of Columbus-Frühstücken und den Basketballspielen am Providence-College trafen und einander ansonsten aus dem Wege gingen.
    Der Hauptbahnhof repräsentierte die Stadt perfekt: Traurig, langweilig, grau, dreckig und hoffnungslos war er der ideale Empfang für Gäste. Danach erwartete man nichts mehr.
    Levine begrüßte sie.
    »Laurel und Hardy«, sagte er.
    »Hallo Ed«, sagte Graham.
    Levine kümmerte sich nicht um Neal. »Ist euch jemand gefolgt?« fragte er Graham.
    Graham und Neal grinsten sich an.
    »Ich glaube, wir sind sauber, Ed.«
    »Das hoffe ich für euch.«
    »Da war nur ein Kerl mit Sonnenbrille, falschem Schnurrbart und Trenchcoat. Du glaubst doch nicht, daß der…«
    Ed lachte nicht. »Los.«
    Er führte sie nach unten in das alte Terminal, in dem sich Stadtstreicher auf zeitungsgepolsterten Bänken niedergelassen hatten. Ein paar von ihnen beobachteten den schwachen Schimmer, der durch die dreckigen gelben Scheiben hereinsickerte.
    Als sie an den Schließfächern vorbeigingen, packte Ed Neal beim Kragen und knallte ihn gegen die Metallkästen. Er hob ihn hoch, bis nur noch Neals Zehenspitzen den Boden berührten. Graham wollte eingreifen, wurde aber von einem ausgestreckten Arm und einem eiskalten Blick aufgehalten.
    Neal versuchte, sich zu befreien, aber Ed hielt ihn fest. Immerhin gelang es Neal, seinen Arm auszustrecken und Eds Jackenaufschlag zu packen. Eine Geste, mehr nicht.
    »Jetzt hör mir mal gut zu, du verdammtes Dreckschwein«, flüsterte Ed. »Diese Sache ist wichtig, kapiert? Wichtig. Du wirst genau das tun, was man dir sagt, und zwar genau so, wie man’s dir sagt. Keine dummen Sprüche, und keine dummen Ideen. Du bist der Letzte, dem ich diese Sache anvertrauen würde, aber der Chef will dich, also machst du’s. Aber keinen Scheiß, und versau es nicht wieder. Sonst mach ich dich alle. Kapiert?«
    »Mein Gott, Ed«, sagte Graham.
    »Kapiert?«
    »Wenn du das jemals mit mir versuchen solltest, Ed, dann werde ich…«
    Ed packte fester zu und lachte. »Dann wirst du was, Neal? Was wirst du dann tun?«
    Neal konnte kaum mehr atmen. Er brauchte Luft – selbst wenn es Luft aus Providence war. Levine konnte ihn zu Brei hauen, ohne auch nur einen Schweißtropfen zu vergießen. Im Buch stand, dem
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