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Ein Haus zum Traumen

Ein Haus zum Traumen

Titel: Ein Haus zum Traumen
Autoren: Roberts Nora
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umgab seine blonden Haare wie ein Heiligenschein. Die Falten in seinem immer noch attraktiven Gesicht wurden tiefer, als er lächelte. Seine ruhigen braunen Augen blickten sie warm an.
    Ihr Herz schlug schneller, vor Überraschung und Freude und auch vor Verlegenheit.
    »Dad.«
    Als er mit ausgebreiteten Armen auf sie zukam, wich sie mit einer abwehrenden Geste zurück. »Nein, nicht. Ich bin ab solut eklig. Voll mit … ach, ich will es noch nicht einmal selber wissen.« Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und zog die Gummihandschuhe von ihren Fingern. »Dad«, wiederholte sie.
    »Hier ist eine saubere Stelle.« Er hob ihr Kinn mit der Hand und küsste sie auf die Wange. »Na, sieh dich nur an!«
    »Lieber nicht!« Aber sie musste lachen, und ihre anfängliche Verlegenheit verschwand. »Was machst du hier?«
    »Im Ort hat dich jemand erkannt, als du eingekauft hast, und hat es Patty erzählt. Und Patty«, fuhr er fort, womit er sich auf seine Frau bezog, »rief mich an. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du herkommst?«
    »Das wollte ich noch. Ich wollte dich noch anrufen.« Irgendwann einmal. Wenn ich mir zurechtgelegt hatte, was ich sagen wollte. »Ich wollte erst einmal hier ankommen, und dann …« Sie blickte zum Herd. »Dann habe ich mich in die Ar beit gestürzt.«
    »Ah, verstehe. Seit wann bist du hier?«
    Ihr schlechtes Gewissen rührte sich. »Komm, lass uns auf die Veranda gehen. Da draußen ist es gar nicht so übel, und ich habe eine Kühltasche mit Getränken und einem Sandwich, das wir uns teilen können. Ich wasche mir nur schnell die Hände, dann können wir nach draußen gehen.«
    Vorne war es wirklich nicht so schlimm, dachte Cilla, als sie sich mit ihrem Vater auf die durchgetretenen Stufen setzte, aber es war immer noch schlimm genug. Es musste erst einmal alles in Form gebracht werden. Das Unkraut im hohen Gras, die wild wuchernde Glyzinie, die verkrüppelten Birnbäume. Aber die wundervolle alte Magnolie mit ihren tiefroten, glänzenden Blüten und die unverwüstlichen Narzissen drängten sich durch den Dornenpanzer der Kletterrosen an der Steinmauer.
    »Es tut mir leid, dass ich mich nie gemeldet habe«, begann Cilla und reichte ihrem Vater eine Flasche Eistee zu seinem halben Sandwich. »Und es tut mir leid, dass ich jetzt nicht angerufen habe.«
    Er tätschelte ihr Knie und öffnete erst ihre, dann seine Flasche.
    Es war so typisch für ihn, dachte sie. Gavin McGowan nahm die Dinge, wie sie kamen – das Gute, das Schlechte, das Mittelmäßige. Wie er jemals in den emotionalen Morast ihrer Mutter hatte geraten können, konnte sie nicht begreifen. Aber es war auch schon lange her und weit weg.
    Sie biss in ihre Sandwich-Hälfte. »Ich bin eine schlechte Tochter.«
    »Ja, die allerschlechteste«, erwiderte er und brachte sie zum Lachen.
    »Lizzy Bordon.« Sie spielte auf die berühmte Mörderin an.
    »Na gut, die zweitschlechteste. Wie geht es deiner Mutter?«
    Cilla verdrehte die Augen. »Auf Moms Skala steht Lizzy im Moment definitiv hinter mir. Ansonsten ist sie okay. Nummer fünf bereitet gerade eine Cabaret-Nummer für sie vor.« Cilla zuckte mit den Schultern, als ihr Vater sie nur ruhig anschaute. »Ich finde es praktisch, den Ehemännern Nummern zu geben, wenn Ehen im Durchschnitt höchstens drei Jahre dauern. Er ist okay. Besser als Nummer vier und zwei und wesentlich intelligenter als Nummer drei. Und ihm habe ich es zu verdanken, dass ich hier sitze und mein Sandwich mit der nie erreichten Nummer eins teile.«
    »Wieso?«
    »Man braucht Geld, um zu singen und zu tanzen. Ich hatte welches.«
    »Cilla.«
    »Warte, warte. Ich hatte ein bisschen Geld, und sie hatte etwas, was ich wollte. Ich wollte diesen Besitz hier, Dad. Schon lange.«
    »Du …«
    »Ja, ich habe die Farm gekauft.« Cilla warf den Kopf zurück und lachte. »Und sie ist so sauer auf mich. Und dabei wollte sie sie doch gar nicht. Ich meine, schau dich hier doch mal um. Sie ist seit Jahren, seit Jahrzehnten , nicht hier draußen gewesen, und sie hat jeden Verwalter, jeden Aufseher, jeden Hausmeister gefeuert. Mir wollte sie sie auch nicht geben, und es war mein Fehler, dass ich sie vor ein paar Jahren darum gebeten habe. Eigentlich wollte sie sie mir noch nicht ein mal verkaufen.«
    Sie biss von ihrem Sandwich ab und kaute genüsslich. »Sie hat einen auf Tragödie gemacht, wegen Janet. Aber jetzt brauchte sie dringend Geld und hat von mir verlangt, dass ich investiere. Auf mein Nein folgte ein
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