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Ein Haus zum Traumen

Ein Haus zum Traumen

Titel: Ein Haus zum Traumen
Autoren: Roberts Nora
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auf dem Anwesen ihrer Großmutter ansehen konnte.
    Das jetzt ihr gehörte.
    Sie sah mit eigenen Augen, die von dem Schirm einer Rock-the-House -Kappe beschattet waren, wie es jetzt war und wie es einst ausgesehen hatte. Ihre Haare, eher honigfarben als golden, hatte sie zu einem langen, unordentlichen Zopf geflochten, der hinten durch die Kappe gesteckt war. Sie trug ein dickes Kapuzen-Sweatshirt, unter dem ihre breiten Schultern und ein langer Oberkörper zu erkennen waren, verblichene Jeans, die ihre langen Beine zur Geltung brachten und Stiefel, die sie sich vor Jahren einmal für eine Wanderung durch die Blue Ridge Mountains gekauft hatte. Die Berge, die jetzt am Horizont aufragten.
    Es ist Jahre her, dachte sie, seit ich das letzte Mal hierher in den Osten gekommen bin. Damals war der Samen gelegt worden für das, was sie jetzt vorhatte.
    Bedeutete das nicht auch, dass die letzten vier, vielleicht sogar fünf Jahre der Vernachlässigung auf ihr Konto gingen? Sie hätte früher herkommen sollen, sie hätte es ja verlangen können. Irgendetwas hätte sie tun können.
    »Aber jetzt bin ich ja da«, sagte sie sich. Die Verzögerung bedauerte sie ebenso wenig wie die Manipulation und heftigen Auseinandersetzungen, mit denen sie ihre Mutter gezwungen hatte, ihr den Besitz zu überschreiben.
    »Jetzt gehört es dir, Cilla«, murmelte sie. »Verdirb es nicht!«
    Sie drehte sich um, wappnete sich und bahnte sich durch das hohe Gras und die Dornenranken der Brombeersträucher einen Weg zu dem alten Farmhaus, in dem Janet Hardy rauschende Feste gefeiert und Zuflucht zwischen zwei Rollen gesucht hatte. Und wo sie sich 1973, an einem weiteren schwülen Sommerabend, das Leben genommen hatte.
    So wollte es jedenfalls die Legende.
    Es gab Gespenster dort. Sie waren ebenso wirklich wie die Inspektion der baufälligen drei Stockwerke, mit all dem Schmutz, dem Staub, dem Verfall. Die Gespenster, dachte Cilla, hatten zum Glück Vandalismus und Hausbesetzung auf ein Minimum reduziert. Legenden hatten auch ihr Gutes.
    Sie hatte den Strom wieder anstellen lassen und jede Menge Glühbirnen und Putzzeug mitgebracht. Sie hatte alle behördlichen Genehmigungen eingeholt und einheimische Handwerker verpflichtet.
    Jetzt war es an der Zeit, endlich anzufangen.
    Ganz oben auf ihrer Prioritätenliste standen die vier Badezimmer, und sie nahm sich das erste vor, das seit sechs Jahren nicht mehr geputzt worden war.
    Die letzten Pächter hatten es während ihres Aufenthalts anscheinend auch nicht so mit der Sauberkeit gehabt.
    »Na, könnte ekliger sein«, murmelte sie, während sie putzte und scheuerte. »Es könnten Ratten oder Schlangen da sein. Ach, du lieber Himmel, beschwör es nicht, sonst kommen sie tatsächlich noch.«
    Nach zwei Stunden voller Schweiß und unzähligen Eimern mit schmutzigem Wasser hatte sie das Gefühl, das Bad benutzen zu können, ohne sich vorher impfen lassen zu müssen. Durstig trank sie aus ihrer Wasserflasche, während sie die Treppe hinunterlief, um sich als Nächstes die große Küche anzusehen. Auf wessen Mist mochte wohl das babyblau und weiß gemusterte Laminat auf der Theke gewachsen sein? Wie kam jemand bloß auf die Idee, dass es zu dem wundervollen alten O’Keefe & Merritt Herd und dem Coldspot Kühlschrank passte?
    In ästhetischer Hinsicht war der Raum mehr als grässlich, aber Hygiene hatte Vorrang.
    Sie stieß die Hintertür auf, damit ein wenig Luft hereinkam, zog sich Gummihandschuhe über und öffnete vorsichtig die Backofentür.
    »Oh, Mist.«
    Großzügig versprühte sie Backofenreiniger und schrubbte in der Zwischenzeit Backbleche, die Gasbrenner, Herdplatte und Haube. Ein Foto kam ihr in den Sinn. Janet, eine Rüschen schürze um die Wespentaille gebunden, die blonden Haare zu einem frechen Pferdeschwanz geschlungen, rührte etwas in einem großen Topf auf dem Herd. Sie lächelte in die Kamera, während ihre beiden Kinder sie bewundernd anhimmelten.
    Fototermin, dachte Cilla. Für eine Frauenzeitschrift, entweder Redbook oder MacCall’s. Der alte Herd, mit dem Grill in der Mitte, hatte gefunkelt wie junge Hoffnung. Und so würde es wieder sein, gelobte sie sich. Eines Tages würde sie mit ebenso großer, vorgetäuschter Kompetenz wie ihre Großmutter an diesem Herd stehen und in einem Topf rühren.
    Sie hockte sich hin, um die Wirkung des Backofenreinigers zu überprüfen, als plötzlich jemand ihren Namen rief. Erschreckt fuhr sie herum.
    Er stand in der offenen Tür, und das Sonnenlicht
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