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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman
Autoren: Penny Jordan
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ausgewählten Clique junger Leute zu sein, die die Gegend zu ihrem persönlichen Spielplatz erkoren hatte und ihr ihren Stempel aufdrückte. Hier musste man sein, um zu sehen und gesehen zu werden. Wer in war, wusste das. Selbst die großen Modezeitschriften nahmen es allmählich zur Kenntnis.
    Sobald sie St. Martins abgeschlossen hatte, wollte Janey sich der Reihe junger Designer anschließen, die sich in Läden in der King’s Road niederließen und, dem Beispiel von Mary Quant folgend, ihre Entwürfe in ihren eigenen Boutiquen verkauften. Sie konnte es kaum erwarten.
    »Was liest du da, Ella?«
    »Nichts«, flunkerte Ella und versuchte den Artikel aus Woman zu verstecken, den sie gerade las. Er handelte davon, dass Ryvita-Kekse ausgezeichnet beim Abnehmen halfen.
    Den Beschluss abzunehmen hatte sie mit großer Entschlossenheit gefasst, doch je mehr sie sich anstrengte, nichts zu essen, desto mehr verlangte es sie danach – mit dem Ergebnis, dass sie, als sie sich am Morgen auf der Waage in der Eingangshalle der U-Bahn-Station gewogen hatte, feststellen musste, dass sie sogar drei Pfund zugenommen hatte.
    »Schwindlerin«, erwiderte Libby, die Assistentin des Artdirectors, vergnügt. »Zeig mal her.« Libby entriss Ella die Zeitschrift und hob fragend die Augenbrauen. »Willst du abnehmen?«
    Ella verließ der Mut. Gleich würde die elegante, schlanke Libby es allen erzählen, und dann würde das ganze Büro über sie lachen.
    »Da brauchst du deine Zeit aber nicht mit Ryvita-Keksen zu vergeuden«, erklärte Libby ihr, ohne eine Antwort abzuwarten. »Du brauchst nur zu meinem Arzt zu gehen und dir ein paar von seinen Spezialpillen verschreiben lassen. Davon habe ich in einem Monat sechs Kilo abgenommen. Die sind phantastisch.«
    »Diätpillen?«, fragte Ella unsicher. Sie hatte nicht gewusst, dass es so etwas gab. Sie hatte Anzeigen für so etwas Ähnliches wie Toffees gesehen, die man dreimal am Tag einnehmen sollte, aber keine für Diätpillen.
    »Ja, das ist richtig. Die nehmen alle, sämtliche Mannequins, auch wenn niemand es zugibt. Also, ich könnte Dr. Williamson gleich anrufen und einen Termin für dich vereinbaren. Aber du musst mir versprechen, niemandem zu sagen, dass du es von mir hast.«
    »Ich …«
    Bevor sie etwas sagen konnte, griff Libby schon zum Telefonhörer und nannte der Telefonistin eine Nummer aus ihrem hübschen ledergebundenen Terminkalender.
    »So, alles klar«, verkündete sie einige Minuten später mit einem triumphierenden Lächeln. »Dr. Williamson hat in der Mittagspause Zeit für dich. Er ist gleich um die Ecke in der Harley Street.«
    Der Mann beobachtete sie immer noch. Nicht dass Emerald überrascht war. Natürlich beobachtete er sie. Sie war schließlich sehr schön. Das sagten alle. Der Besuch im Louvre, der zu den kulturellen Aktivitäten des französischen Mädchenpensionats gehörte, das sie besuchte, hatte so langweilig zu werden gedroht, dass sie versucht gewesen war, sich mit einer Ausrede davor zu drücken. Doch jetzt, da sie einen Verehrer hatte, den sie hinter dem Rücken der greisen Kunsthistorikerin, die sie durch die Schätze des Museums führte, hänseln und quälen konnte, versprach der Nachmittag alles andere als langweilig zu werden. Sehr gemächlich, fast provokant, strich sie mit der Hand über ihren gut sitzenden rehbraunen Kaschmirpullover. Sie hätte lieber eine etwas auffälligere Farbe getragen, doch ihre Mutter hatte darauf bestanden, der neutrale Farbton sei sehr viel eleganter. In Wirklichkeit hatte sie natürlich »sehr viel schicklicher« gemeint. Er würde die bewundernde männliche Aufmerksamkeit vielleicht nicht auf Emeralds Figur lenken. Wie dumm von meiner Mutter, sich einzubilden, sie könnte so dafür sorgen, dass Männer mich nicht bewundern, dachte Emerald geringschätzig. Das war unmöglich. Nicht dass ihre Mutter das je auch nur im Entferntesten zugeben würde. Es brachte Emerald zur Weißglut, dass ihre Familie – ihre Stief- und Halbschwestern, aber besonders ihre Mutter – sich weigerte, ihrer unbestreitbaren Überlegenheit – der Geburt, der Erziehung sowie des Aussehens – zu huldigen. Ihre Mutter tat, als wäre sie genau wie die anderen: Jays Töchter Ella und Janey, ihre Halbschwestern Cathy und Polly, die noch zur Schule gingen, aber vor allem ihre Cousine, die Halbchinesin Rose. Allein der Gedanke an Rose brachte Emerald in Rage. Eine Halbchinesin, ein Bastard, den ihre Mutter aus irgendwelchen unvorstellbaren Gründen
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