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Ein Hauch von Moder

Ein Hauch von Moder

Titel: Ein Hauch von Moder
Autoren: Jason Dark
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winkte den Ober herbei, der versprach, alles in die Wege zu leiten. Der erkundigte sich auch, ob es gut gewesen war.
    »Ja, es war hervorragend.«
    »Vielen Dank.«
    Der Wagen fuhr vor. Hartford verabschiedete sich von Glenda mit einem langen Händedruck. Er bedankte sich noch einmal und winkte dem Wagen sogar hinterher.
    Glenda ließ sich zu ihrer Wohnung fahren. Sie saß im Fond und spürte auch weiterhin das Inselgefühl in sich. Dabei kam sie sich vor, als würde sie schweben.
    Sie hatte doch ein wenig zuviel getrunken und beschloß, beim nächstenmal vorsichtiger zu sein.
    Dann hielt der Wagen.
    Glenda beglich die Rechnung, stieg aus, ging zur Haustür und schloß auf. Sie wohnte in der ersten Etage, machte Licht, legte ihren hellen Mantel ab und blieb zunächst einmal in der Diele stehen, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt.
    Einige Male mußte sie tief durchatmen. Noch immer kam sie sich vor wie über dem Boden schwebend. Mit einem Lächeln auf den Lippen betrat sie ihren kleinen Wohnraum, ging zum Fenster, öffnete es und ließ die frische Luft in den Raum.
    Es tat ihr gut, tief durchatmen zu können. Auch das leichte Schwindelgefühl verschwand. Sie nahm den Geruch des Herbstes auf und hatte plötzlich wieder diesen ekligen Gestank in der Nase, der ihr schon zweimal aufgefallen war.
    Glenda konnte sich nicht vorstellen, woher dieser Geruch kam. Von draußen wehte er nicht herein, denn sie hatte ihn schon im Lokal und im Waschraum wahrgenommen.
    Allmählich bekam sie sogar den Eindruck, als würde er an ihr kleben, so widerlich war er.
    Sie zog sich zurück. Auf ihrem Gesicht lag trotz der kühlen Luft ein leichter Schweißfilm. Das Fenster ließ sie offen, und nahm in einem der beiden Sessel Platz, wo sie tief durchatmete.
    Der Geruch störte sie.
    Er war einfach widerlich und trotz des Durchzugs nicht aus dem Raum zu kriegen. Glenda bekam Furcht. Sie hatte den Eindruck, inmitten eines Kreises zu stehen, der von unsichtbaren Personen gebildet wurde. Da wollte jemand etwas von ihr und hatte sie eingekreist. Es fiel ihr nicht leicht, die Dinge klar und logisch anzugehen. Sie mußte sich ungemein zusammenreißen, bis ihre Gedanken wieder eine gewisse Logik besaßen.
    Glenda dachte darüber nach, wann genau sie den Geruch zum erstenmal wahrgenommen hatte.
    Das war im Waschraum gewesen. Danach beim Trinken des Weines. Also war er gewissermaßen ihr Begleiter gewesen.
    Sie schauderte, als sie daran dachte. Und sie bemühte sich gleichzeitig festzustellen, ob der Geruch sich tatsächlich aus dumpfem Modergestank zusammensetzte.
    Ja, das konnte durchaus sein. Glenda hatte sich zwar nie viel auf Friedhöfen herumgetrieben, sie besaß auch keinen Kontakt zu Ghouls, den widerlichen Leichendämonen, aber sie konnte einen Modergestank durchaus von dem brakigen Wassers unterscheiden.
    Der hier war Moder…
    Er wehte herbei, schwebte durch das Zimmer und war so intensiv, daß Glenda ins Bad lief und sie sich übergeben mußte. Naßgeschwitzt stützte sie sich auf dem Waschbecken ab, spülte den Mund aus, richtete sich auf und schaute in den Spiegel. Ihr Gesicht war gerötet und gleichzeitig schweißverklcbt. Haarsträhnen fielen ihr tief in die Stirn, wo sie auch festklebten.
    Glenda erholte sich wieder. Bevor sie ihr Schlafzimmer betrat, schloß sie noch das Fenster im Wohnraum. Dann zog sie sich aus und legte sich ins Bett.
    Auf dem Rücken blieb sie liegen, den Blick gegen die Decke gerichtet. Das Licht hatte sie brennen lassen, atmete tief und so ruhig wie möglich, wobei sie hoffte, daß sie irgendwann den Gestank vergessen und auch Schlaf finden würde.
    Das schaffte sie auch. Der Körper sehnte sich einfach nach Ruhe. Irgendwann fielen Glenda die Augen zu.
    Der Hauch von Moder aber blieb.
    Wie eine dünne Schicht schwebte er über dem Bett und der schlafenden Frau…
    Am anderen Morgen atmeten die Menschen in London auf. Es war ein Herbsttag wie aus dem Bilderbuch.
    Weit und strahlend blau präsentierte sich der Himmel. Keine Wolke war zu sehen. Der Wind blies mit einer selten erlebten Frische, da störten selbst die zahlreichen Abgase nicht, weil sie einfach davongewirbelt wurden.
    Es gab keinen Nebel, die Sonne schien bereits ziemlich früh am Morgen, und diese läge zählte ich zu denen, wo das Arbeiten alles machte, nur keinen Spaß.
    Dennoch mußten Suko und ich ins Büro. Vor allen Dingen an diesem Montag, wo wieder eine Woche anfing.
    Gut geschlafen hatte ich nicht mehr. Dazu waren die Ereignisse der
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