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Ein Hauch von Moder

Ein Hauch von Moder

Titel: Ein Hauch von Moder
Autoren: Jason Dark
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vergangenen Nacht einfach zu rätselhaft gewesen. Auf der Fahrt zum Yard sprach ich mit Suko über die Verdammten der Totengruft. Auch meinem Freund und Kollegen fiel dazu nichts ein.
    »Wo kann man die Spur aufnehmen?« Ich hatte mehr zu mir selbst gesprochen und gab mir auch selbst die Antwort. »Vielleicht bei Sarah Goldwyn, der Horror-Oma.«
    »Nicht schlecht, der Gedanke.«
    »Jedenfalls werde ich sie mal anrufen.«
    »Das mach auch.«
    Wir waren pünktlich, aber noch pünktlicher war Glenda Perkins, unsere gemeinsame Sekretärin. Sie begrüßte uns normalerweise mit einem kräftigen Morgengruß, der fiel diesmal zwar nicht aus, aber er klang doch sehr müde.
    Einen Schritt hinter der Tür blieb ich stehen. »Was ist denn mit dir los, Mädchen? Hast du die Nacht durchgemacht?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    »Nur schlecht geschlafen«, antwortete sie.
    »Ah — sie hat bestimmt von dir geträumt, John«, sagte Suko.
    »Das wüßte ich aber.«
    »Also hast du keine Alpträume bekommen«, meinte Suko grinsend.
    »Wenigstens nicht von John.« Sie strich durch ihr Haar. »Möchtet ihr Kaffee?«
    »Sicher.«
    »Ich bringe ihn euch.«
    Im Büro schüttelten wir die Köpfe. »Irgend etwas hat sie«, sagte ich. »So kennt man sie kaum.«
    Suko winkte ab. »Nimm das nicht so tragisch. Jeder hat mal einen schlechten Tag, auch Glenda.«
    »Wenn es nur das ist, bin ich froh.«
    Glenda kam mit dem Kaffee. Für Suko hatte sie Tee mitgebracht. Glenda war heute praktisch gekleidet. Sie trug weiße Jeans und ein graues Hemd, ebenfalls aus Jeansstoff. Es stand zwei Knöpfe weit offen. Ich gab ihr einen Klaps auf das stramme Hinterteil, als sie das Tablett abgestellt hatte. Sie regte sich über meine Berührung nicht einmal auf.
    »Ich hoffe, er schmeckt.«
    Glenda wollte gehen. Wir hatten etwas dagegen. »Bleib noch«, sagten Suko und ich fast gleichzeitig. »Meinetwegen.«
    »Was war in der vergangenen Nacht los?«
    Sie schaute mich an. »Ich habe nur schlecht geschlafen, John.«
    »Und weshalb?«
    »In meiner Wohnung hing ein ungewöhnlicher Geruch. Es stank nach Moder.«
    »Was?«
    Auch Suko schaute auf. Wir sahen beide Glendas heftiges Nicken. »Ja, ein Modergeruch, als hätte man…« sie schluckte zweimal, »in irgendeiner Ecke eine Leiche gelagert. Das hört sich zwar komisch an, aber so habe ich es wahrgenommen.«
    Wir waren sehr ernst geworden. Beide wußten wir genau, daß Glenda keine Spinnerin war.
    »Hast du genau nachgeschaut?«
    »Sicher.«
    »Auch etwas gefunden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, John, leider nicht. Ich… ich kam damit nicht zurecht. Außerdem hatte ich das Gefühl, als wäre der Geruch von draußen in die Wohnung hineingeweht worden, aber das wiederum kann auch nicht stimmen.«
    »Weshalb nicht?«
    Sie bekam eine leicht rote Gesichtsfarbe. »Ich werde später mit dir darüber reden.«
    »Wie du meinst, Glenda.«
    Unsere Sekretärin ging. Ich widmete mich meinem Kaffee, der an diesem Morgen nicht so perfekt war, wie wir ihn sonst von Glenda gewohnt waren.
    Suko hatte seine Stirn in Falten gelegt. »Was meinst du dazu, John?«
    »Sie lügt bestimmt nicht.«
    »Ich glaube auch nicht, daß sich Glenda diesen Geruch eingebildet hat. Aber was, zum Henker, steckt tatsächlich dahinter?«
    »Mit der Leiche hat sie schon recht.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nicht daß sie in der Wohnung steckt, aber ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen. Möglicherweise hat sie Besuch von einem Ghoul gehabt, ohne es zu merken.«
    Mein Freund lächelte schmal. »Ein kühner Gedanke.«
    »Das meine ich auch, aber du kennst den Job. Wir sind schon mit Dingen konfrontiert worden, für die der Begriff kühn nicht ausreicht.«
    Das Telefon meldete sich. Suko nahm ab, und er sprach mit dem Anrufer, Sir James. »Ja, wir kommen sofort, Sir.«
    Ich trank zuerst die Tasse leer. »Einsatzbesprechung?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Was ist eigentlich mit dem Neuen?«
    »Er ist bei Sir James.«
    »Aha.« Ich stand auf. »Mai sehen, wie der gute Basil Hartford sich so schickt.«
    Im Vorzimmer saß Glenda und war mit dem Beamten-Dreikampf beschäftigt. Knicken — lochen — abheften.
    »Machst du das auch richtig?« fragte ich grinsend.
    »Willst du es tun?«
    »Bewahre. Wie geht es dir?«
    »Na ja…«
    »Wir sind beim Alten«, sagte ich leise. »Weiß ich.«
    »Sie gefällt mir überhaupt nicht«, sagte Suko. »Irgend etwas muß sie sehr gestört haben.«
    »Der Geruch.«
    »Klar. Ich frage mich nur, wo er herkommt. Das muß
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