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Ein Hauch von Moder

Ein Hauch von Moder

Titel: Ein Hauch von Moder
Autoren: Jason Dark
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allerersten Klasse.
    Sie sprachen erst wieder nach der Vorspeise, und Hartford hatte das Thema nicht vergessen. »Also, was meinen die Kollegen über mich?«
    »Wir haben nicht über Sie geredet!«
    »Glenda — bitte…« Er lächelte wieder. »Ich weiß ja, daß Sie darüber nicht sprechen wollen.«
    Die junge Frau lehnte sich zurück. »Haben Sie mich eingeladen, um mich auszuhorchen?«
    Erstaunt schaute Hartford sie an. »Nein, wie kommen Sie darauf?«
    »Das entnehme ich Ihren Fragen.«
    Er räusperte sich kurz. »Sollte bei Ihnen tatsächlich der Eindruck entstanden sein, so entschuldige ich mich dafür. Ich habe keinerlei Hintergedanken gehabt. Daß man als Neuling wissen möchte, mit wem man es zu tun bekommt ist menschlich, meine ich. Schließlich arbeite ich bald mit zwei bekannten Kollegen zusammen. John Sinclair und Suko. Ich möchte gern wissen, wie ich sie anzufassen habe. Sie verstehen?«
    »Natürlich. Ich kann Ihnen nur soviel sagen, daß ich mit beiden hervorragend auskomme.«
    »Ich hörte es. Man kann Sie als Team bezeichnen.«
    »Ja, so ist es.«
    »Sind Sie denn auch hin und wieder mit an der Front, Glenda, oder machen Sie nur Bürodienst?«
    »Fast nur.«
    »Wie ist Ihr Verhältnis zu John Sinclair?«
    »Jetzt fragen Sie schon wieder.«
    Hartford lachte. Unecht, wie es Glenda vorkam. »Nehmen Sie es mir nicht übel, Glenda, ich komme einfach nicht von John Sinclair los. Er ist zu bekannt.« Hartford nahm einen Schluck Wein und »kaute« ihn regelrecht durch.
    »Sie werden ihn morgen selbst kennenlernen. Fragen Sie ihn selbst. Bestimmt wird er Ihnen die entsprechenden Antworten geben.«
    »Das hoffe ich sehr. Ich hoffe weiterhin, daß er und sein Kollege Suko mir vorurteilslos begegnen werden.«
    »Dessen bin ich mir sicher. Ich kenne die beiden schon lange. Sie geben jedem Menschen einen gewissen Vorschuß.« Glenda erhob sich. »Sie entschuldigen mich für einen Moment, Basil?«
    »Selbstverständlich.«
    Er stand ebenfalls auf und schaute Glenda nach, die auf eine schmale Tür zuschritt, wo es zu den Toiletten ging. Glenda trug ein schlichtes, blaues Strickkleid. Bis zur Taille sehr eng anliegend, der Rock schwang dann glockenförmig um ihre Waden. Die Treppe war nicht sehr lang. Im Waschraum blieb Glenda vor einem breiten Spiegel stehen. Sie wollte sich etwas erfrischen, zögerte aber. Irgend etwas störte sie.
    Es war der Geruch. Normalerweise roch es in Räumen wie diesen nach Seife und Parfüm, hier aber nicht.
    Dieser Geruch paßte einfach nicht dazu. Er war streng, er war alt und auch irgendwie anders. Glenda schaute sich um.
    Sie konnte keinen Gegenstand entdecken, der den Geruch ausströmte. Muffig, ja es war ein Hauch von Moder, der durch den Waschraum streifte: Um ihn zu überdecken, sprühte sich Glenda mit Parfüm ein. Sie zählte nicht unbedingt zu den Duftwasser-Fans, doch in diesem Fall wardas Parfüm ganz nützlich.
    Jedenfalls überlagerte das Parfüm den Geruch.
    Wieder am Tisch, erhob sich der neue Kollege. »Das Essen wird gleich serviert.«
    »Das ist fein.«
    »Wie hatte Ihnen die Vorspeise geschmeckt?«
    Glenda nahm Platz. »Sie war hervorragend.«
    »Dann wird Ihnen das Hauptgericht auch zusagen, da bin ich mir ganz sicher.«
    Die Kalbsleber wurde serviert. Der Ober legte sie vorsichtig von der Platte auf die Teller, ein wenig Fond träufelte er ebenfalls darüber, häufte mit abgezirkelt wirkenden Bewegungen die Pfifferlinge neben die Leberstücke.
    Etwas Kartoffelschnee kam noch hinzu, es wurde serviert, der Mann wünschte einen »Guten Appetit« und zog sich zurück. Glenda mußte sich eingestehen, daß die Leber vorzüglich war. Basil Hartford hatte neuen Wein bestellt. Einen schweren französischen Rotwein.
    Wieder tranken sie sich zu. »Auf gute Zusammenarbeit«, sagte er lächelnd.
    »Ja, das wünsche ich mir auch.«
    »Und auf daß wir Freunde werden.«
    Glenda war vorsichtiger. »Die Zeit wird es zeigen«, erwiderte sie diplomatisch.
    Während des Essens redeten sie kaum. Es wäre auch fast einer Sünde gleichgekommen, die Leber war einfach zu gut. Auch die Beilagen paßten hervorragend dazu. Bei den Pfifferlingen schmeckte man die knackige Frische durch.
    Der Wein war ebenfalls ausgezeichnet. Gehaltvoll, sehr schwer. Er steckte voll innerer Glut, die sich auch auf Glenda Perkins übertrug. Sie merkte, wie es in ihrem Körper arbeitete, wie der Wein ins Blut und ihr leider auch in den Kopf stieg. Zuviel durfte sie nicht mehr davon trinken. Die Atmosphäre
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