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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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Herrchen auf. Er hatte versucht, ihm zu helfen: indem er einen alten
Knochen ausgrub und ihn vor Adams Füße legte. Aber der Junge starrte nur
gleichgültig und verdrießlich ins Leere. Schließlich gab es Hund auf, ließ den
Knochen wieder im Boden verschwinden und begnügte sich damit, einfach
abzuwarten. Früher oder später …
    »Adam?«
    Adam drehte
sich um. Drei Gesichter blickten über den Gartenzaun.
    »Hallo«,
murmelte er kummervoll.
    »Ein Zirkus ist
nach Norton gekommen«, sagte Pepper. »Wensley war drüben und hat die Leute
gesehen. Sie fangen gerade an, alles aufzubauen.«
    »Sie haben
Zelte und Elefanten und Jongleure und fast wilde Tiere und so«, fügte
Wensleydale begeistert hinzu. »Praktisch alles!«
    »Was hältst du
davon, wenn wir rüberfahren und zusehen?« fragte Brian.
    Adams Phantasie
erwachte für einige Sekunden aus ihrem Schlummer. Zirkusse waren ziemlich
langweilig, wenn man sie erst einmal aufgebaut hatte – im Fernsehen konnte man
an jedem beliebigen Tag interessantere Dinge sehen. Aber solange sie aufgebaut wurden … Adam stellte sich vor, wie sie alle nach
Norton fuhren und dabei halfen, die Zelte zu errichten und Elefanten zu
waschen. Der Zirkusdirektor würde feststellen, wie gut Adam mit den Tieren
umzugehen verstand, und sicher erlaubte er ihm und Hund, Der
Berühmtesten Dressierten Promenadenmischung Auf Der Ganzen Welt, die Elefanten zur Manege zu führen und sich dem Publikum zu
präsentieren.
    Nein.
Unmöglich.
    Adam schüttelte
den Kopf. »Ich kann euch nicht begleiten«, sagte er. »Meine Eltern haben’s
verboten. Ich muß hierbleiben.«
    Kurze Stille
folgte.
    »Äh«, begann
Pepper unsicher. »Was ist gestern abend eigentlich geschehen?«
    Adam zuckte mit
den Schultern. »Irgendwas. Spielt keine Rolle.« Er seufzte. »Die übliche Sache.
Man versucht zu helfen, aber die Erwachsenen glauben sofort, man hätte jemanden ermordet oder so.«
    Wieder schloß
sich Stille an, und die Sie musterten ihren deprimierten Anführer.
    »Wann darfst du
wieder raus?« fragte Pepper schließlich. »Richtig raus, meine ich.«
    »Ach, bis dahin
vergehen Jahre. Jahre und Jahre und Jahre. Wahrscheinlich bin ich längst ein alter Mann, wenn man mich wieder
rausläßt.«
    »Wie wär’s mit
morgen?« warf Wensleydale ein.
    Adams Miene
erhellte sich. »Oh, morgen können wir wieder los«, sagte er. »Bis morgen haben meine Eltern
alles vergessen. Das ist immer so.« Er sah zu seinen Freunden auf – ein kleiner
Napoleon mit zerzaustem Haar und losen Schnürsenkeln, verbannt auf ein
Rosenstock-Elba. »Geht nur.« Adam lachte kurz. »Macht euch keine Sorgen um mich. Mit mir ist alles in Ordnung. Wir sehen uns
morgen.«
    Die Sie
zögerten. Loyalität war eine großartige Sache, aber man durfte keine
Bandenmitglieder zwingen, zwischen ihrem Anführer und einem Zirkus mit Elefanten
zu wählen. Pepper, Brian und Wensleydale radelten davon.
    Die Sonne
schien auch weiterhin. Die Drossel sang noch immer. Hund wandte sich von seinem
Herrchen ab und jagte einen Schmetterling an der Hecke. Es handelte sich um
eine hohe, dichte, breite und bestens gepflegte Hecke, die Adam gut kannte.
Hinter ihr gab es: weite Felder, herrlich schlammige Gräben, unreifes Obst,
zornige (aber langsame) Eigentümer von Obstbäumen, Zirkusse, Bäche, die nur
darauf warteten, gestaut zu werden, zum Klettern einladende Mauern …
    Aber die Hecke
stellte ein unüberwindliches Hindernis dar. Sie trennte Adam vom Rest der Welt.
    Der Junge
runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Hund«, sagte
er streng, »bleib von der Hecke weg! Wenn du hindurchschlüpfst, muß ich dir
folgen, um dich zurückzubringen. In dem Fall habe ich gar keine andere Wahl,
als den Garten zu verlassen, und das ist mir verboten. Aber ich könnte
natürlich nicht zulassen, daß du einfach fortläufst …«
    Hund näherte
sich dem Liguster, sprang aufgeregt hin und her.
    Adam sah sich
wachsam um. Noch etwas wachsamer blickte er nach Oben und Unten, dann
auch nach Innen.
    Die Wirklichkeit blinzelte.
    Ein Loch zeigte
sich in der Hecke, breit genug für einen Hund. Und breit genug für einen
Jungen, der seinem Hund folgen wollte. Es war ein Loch, das schon immer
existiert hatte.
    Adam zwinkerte
Hund zu.
    Die
Promenadenmischung lief sofort los. Hinter ihr erklang eine laute und besonders
deutliche Stimme: »Hund, sei ein braver Hund! Bei Fuß! Komm zurück!«
    Adam kroch
durchs Loch.
    Irgend etwas
sagte ihm, daß irgend etwas zu Ende ging. Nein, nicht die Welt.
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