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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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und
davonging.
    Crowley
schüttelte den Kopf.
    »Was habe ich
gerade gesagt?« fragte er.
    »Keine Ahnung«,
erwiderte Erziraphael. »Bestimmt nichts Wichtiges.«
    Crowley nickte
kummervoll. »Laß uns was essen! Komm, ich lade dich ein.«
    Sie fuhren zum
Ritz, und Erziraphael wunderte sich nicht, als er feststellte, daß noch ein
Tisch frei war.
    Vielleicht
übten die jüngsten Ereignisse einen positiven Einfluß auf das Gefüge der
Realität aus. Während Engel und Dämon speisten, sang zum ersten Mal eine
Nachtigall auf dem Berkeley-Platz.
    Niemand hörte
sie – der Verkehrslärm übertönte alles –, aber sie sang trotzdem.
    Sonntag. Ein Uhr.
    Seit inzwischen
zehn Jahren ging dem sonntäglichen Mittagessen in der Welt des
Hexensucher-Feldwebels Shadwell eine unveränderliche Routine voraus. Er saß an
dem wackeligen, von Zigaretten verbrannten Tisch im Wohnzimmer, blätterte in einem
Buch aus der HA-Bibliothek* [* Geleitet von
Hexensucher-Unteroffizier Teppich, Bibliothekar, 11 Pence Jahresbonus.] und las über Magie und Dämonologie. Die
Bände trugen Titel wie ›Nekrotelicomnicom‹, ›Liber Fulvarum Paginarum‹ oder gar
›Malleus Malleficarum‹.* [* ›Ein tolles
Buch, haut einen echt aus den Socken. Sehr empfehlenswert.‹ – Papst Innozenz
VIII.]
    Für gewöhnlich
klopfte es irgendwann an der Tür, und Madame Tracy rief: »Das Essen, Mister
Shadwell.« Woraufhin der Feldwebel antwortete: »Schamlose Isebel.« Er wartete,
ließ der schamlosen Isebel sechzig Sekunden Zeit, um in ihre Wohnung zurückzukehren,
bevor er aufstand und den Teller mit der Leber nahm (ein zweiter Teller lag
darauf, damit die Mahlzeit warm blieb). Er trug ihn in sein Wohnzimmer, nahm
erneut am Tisch Platz, aß die Leber und achtete darauf, daß keine Bratensoße
auf die Seiten des Buches tropfte.* [* Für den
richtigen Sammler wäre die Bibliothek der Hexensucher-Armee einige Millionen
Pfund wert gewesen. Der richtige Sammler mußte sehr reich sein und durfte sich
nicht über Soßenflecken, von Zigaretten angesengte Seiten und gelegentlich mit
Bleistift und Kugelschreiber gekritzelte Anmerkungen ärgern. Außerdem sollte er
sich nicht daran stören, daß der verstorbene Hexensucher-Obergefreite
Pinselstrich alle Darstellungen von Hexen und Dämonen mit Schnurrbärten und
Brillen geschmückt hatte.]
    Aber dieser
Sonntag unterschied sich von allen anderen.
    Zuerst einmal:
Shadwell las nicht. Er saß einfach nur am Tisch.
    Und als es an
der Tür klopfte, stand er sofort auf und öffnete. Er hätte sich nicht zu
beeilen brauchen.
    Es stand kein
Teller auf der Schwelle. Madame Tracy sah ihn an; sie trug eine Kameenbrosche
und hatte offenbar einen neuen Lippenstift benutzt. Eine dichte Parfümwolke
umgab sie.
    »Fas fillscht
du, Isebel?«
    Madame Tracy
sprach fast hastig, und in ihrer Stimme ließ sich eine gewisse Unsicherheit
vernehmen. »Nun, Mister S, ich dachte, nach all dem, was wir während der beiden
letzten Tage gemeinsam erlebt haben, ich meine, es wäre doch dumm, Ihnen
einfach nur einen Teller hinzustellen, und deshalb möchte ich Sie zu mir
einladen, es ist bereits alles vorbereitet, kommen Sie …«
    Mister
S? Shadwell schlurfte mißtrauisch durch den
Flur.
    In der
vergangenen Nacht hatte er wieder geträumt. Er erinnerte sich nicht genau, doch
einige Sätze hallten noch immer wie ein Echo durch sein Bewußtsein und
beunruhigten ihn. Der Rest des Traums war kaum mehr als mentaler Dunst, ebenso
wie die Ereignisse des Samstagabends.
    Mit
der Hexensucherei ist soweit alles in Ordnung, besagte das Flüstern. Es gefällt mir,
Hexensucher zu sein. Es ist nur … Nun, manchmal wünscht man sich ein wenig
Abwechslung. Zum Beispiel: Heute breche ich auf und suche Hexen, aber morgen
verstecke ich mich, und dann sollen die Hexen mit der Suche nach mir beginnen …
    Zum zweiten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden – zum zweiten
Mal in seinem Leben – betrat Shadwell Madame Tracys Räumlichkeiten.
    »Setzen Sie
sich«, sagte sie und deutete auf einen Sessel. Ein Schonbezug bedeckte die
Kopflehne, und auf der Sitzfläche lag ein weiches Kissen. Hinzu kam ein kleiner
Schemel, für die Füße.
    Shadwell nahm
Platz.
    Madame Tracy
stellte ihm ein Tablett auf den Schoß, sah ihm beim Essen zu und trug
anschließend die Teller fort. Dann öffnete sie eine Flasche Guinness, füllte
ein Glas, reichte es Shadwell und trank Tee, während ihr Gast sein Bier
schlürfte. Kurz darauf klirrte ihre Tasse auf dem Unterteller.
    »Ich
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