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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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wirkte ein wenig beleidigt. »Wenn es um solche Banalitäten
geht, schicken wir einen Assistenten.«
    Er ging an Newt
vorbei und stellte den Karton auf den Tisch.
    »Um ganz
ehrlich zu sein«, fügte er hinzu, »an dieser Sache sind wir alle sehr
interessiert. Mr. Bychance hätte sich fast dazu hinreißen lassen, selbst
herzukommen, aber seit einiger Zeit steht es mit seiner Gesundheit nicht zum
besten.«
    »Hören Sie«,
sagte Newt, »ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Dies gehört
Ihnen«, erwiderte Mr. Baddicombe, deutete auf den Karton und lächelte wie
Erziraphael, wenn er mit einem Zauberkunststück begann. »Jemand hat es Ihnen
überlassen. Und der Auftraggeber gab uns genaue Anweisungen.«
    »Ein Geschenk?«
Newt betrachtete den mit Tesafilm verklebten Karton argwöhnisch, zog dann eine
Schublade auf und griff nach einem Messer.
    »Eher ein
Nachlaß«, korrigierte Mr. Baddicombe. »Wissen Sie, wir bewahren ihn schon seit
dreihundert Jahren auf.«
    »Zum Teufel
auch, was hat das zu bedeuten?« fragte Newt scharf. Es lief ihm kalt über den
Rücken, als ein Verdacht in ihm aufkeimte. Nervös saugte er am blutenden
Finger, in den er sich geschnitten hatte.
    »Es ist eine
seltsame Geschichte – haben Sie was dagegen, wenn ich Platz nehme? –, und
natürlich kenne ich nicht alle Einzelheiten, immerhin arbeite ich erst seit
fünfzehn Jahren für Robey, Robey, Redfearn und Bychance, aber …«
    Die Lieferung
des Kartons erfolgte kurz nach der Gründung der Kanzlei – Redfearn, Bychance
und die beiden Robeys (ganz zu schweigen von Mr. Baddicombe) waren damals noch
Zukunftsmusik. Ein junger Anwalt, dem es schwerfiel, die monatliche Miete zu
bezahlen, nahm ihn entgegen und stellte erstaunt fest, daß jemand einen Brief
daran festgebunden hatte. Darauf stand sein Name.
    Der Umschlag
enthielt detaillierte Instruktionen und fünf interessante Hinweise auf die
Geschichte der nächsten zehn Jahre. Wer sie zu nutzen verstehe, so hieß es,
könne genug Geld verdienen, um eine erfolgreiche Karriere als Rechtsanwalt zu
finanzieren.
    Der Karton
sollte mehr als dreihundert Jahre gut aufbewahrt und anschließend zu einer
bestimmten Adresse gebracht werden.
    »Natürlich kam
es im Lauf der Zeit zu erheblichen personellen Veränderungen in der Kanzlei«,
erklärte Mr. Baddicombe. »Aber der Karton gehörte immer zum Inventar.«
    »Ich wußte gar
nicht, daß es schon im siebzehnten Jahrhundert Alete-Babynahrung gab«, sagte
Newt.
    »Oh, damit
wollte ich nur den Inhalt während der Fahrt hierher schützen«, erwiderte Mr.
Baddicombe.
    »Und in all den
Jahren hat niemand festzustellen versucht, was es mit dem ›Nachlaß‹ auf sich
hat?« fragte Newt.
    »Nun, ich
glaube, zwei meiner Vorgänger gaben ihrer Neugier nach«, antwortete Mr.
Baddicombe. »1757 Mr. George Cranby, und 1928 Mr. Arthur Bychance, der Vater
des gegenwärtigen Mr. Bychance.« Er hüstelte. »Offenbar fand Mr. Cranby einen
Brief …«
    »… an ihn
adressiert, nehme ich an«, warf Newt ein.
    Mr. Baddicombe
lehnte sich ruckartig zurück. »Ja, in der Tat. Woher wissen Sie das?«
    »War nur eine
Vermutung.« Newt seufzte. »Nun, was geschah dann?«
    »Haben Sie
diese Geschichte schon einmal gehört?« fragte Mr. Baddicombe mißtrauisch.
    »Sie klingt
zumindest in gewisser Weise vertraut. Kam es zu einer Explosion?«
    »Nun … Es
heißt, Mr. Cranby erlitt einen Herzanfall. Mr. Bychance erbleichte, legte den
Brief zurück und verbot, den Karton noch einmal zu seinen Lebzeiten zu öffnen.
Wer es trotzdem wagte, einen Blick hineinzuwerfen, so meinte er, werde auf der
Stelle entlassen.«
    »Eine
schreckliche Drohung«, kommentierte Newt spöttisch.
    »Im Jahr 1928
genügte sie, um Gehorsam zu erzwingen. Nun, die Briefe befinden sich noch immer
darin.«
    Newt öffnete
den Karton, und sein Blick fiel auf eine eisenbeschlagene kleine Truhe. Sie
hatte kein Schloß.
    »Worauf warten
Sie noch?« drängte Mr. Baddicombe aufgeregt. »Heben Sie den Deckel. Ich möchte
wirklich gern wissen, was die Kanzlei mehr als dreihundert Jahre lang
aufbewahrt hat. Meine Kollegen und ich haben Wetten abgeschlossen.«
    »Ich mache
Ihnen einen Vorschlag«, sagte Newt großzügig. »Ich koche uns Kaffee, und Sie sehen sich den Inhalt der Truhe an.«
    »Ich? Halten
Sie das für richtig?«
    »Warum sollte
es falsch sein?« Newt betrachtete die Kochtöpfe über dem Herd. Einer erschien
ihm groß genug für sein Vorhaben.
    »Nur zu. Ich
habe nichts dagegen. Sie sind,
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