Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall

Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall

Titel: Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall
Autoren: Alex Winter
Vom Netzwerk:
schade, dass es so lange gedauert hatte, bis sie es sich entlocken ließ.
    »Agnes hat recht. Sie sind ein Schaumschläger.«
    Daryl griff sich mit einer theatralischen Geste an die Brust. »Das trifft mich jetzt aber zutiefst. Eigentlich hatte ich gehofft, dass wir Freunde würden.«
    »Lediglich Freunde?«, meinte sie mit einem ironischen Unterton.
    Er nickte. »Nur Freunde.«
    Meena schüttelte langsam den Kopf und stand auf. »Schwarz und Weiß, das ist wie Feuer und Wasser. Jedes für sich allein ist okay. Kommen sie sich aber zu nahe, zerstören sie sich.«
    Sie nahm die Teller vom Tisch und ging zur Spüle.
    Gern hätte Daryl ihr gesagt, dass sie sich irrte. Er selbst hatte unter den Eingeborenen nicht nur seine besten Freunde und eine zweite Familie gefunden, sondern auch eine Frau, die er von ganzem Herzen geliebt und deren Tod er noch immer nicht verwunden hatte. Aber er tat es nicht. Meena war verbittert und traurig. Gleich, was er ihr gesagt hätte, es wäre nicht zu ihr durchgedrungen.
    Er erhob sich und ging zur Tür. Plötzlich klirrte es hinter ihm. Als er sich umdrehte, sah er, dass Meena die Teller aus der Hand gerutscht waren. Sie wankte, hielt sich aber mit beiden Händen am Spülbecken fest. Er eilte auf sie zu, doch sie schüttelte bereits den Kopf.
    »Schon gut, alles in Ordnung. Mir war nur etwas schwindlig. Ich habe vorgestern etwas Schlechtes gegessen, seither fühle ich mich ein wenig benommen. Vermutlich war es ein Fehler, dass ich die letzten zwei Tage kaum noch etwas zu mir genommen habe.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie keine Hilfe benötigen?«, fragte Daryl.
    »Nein. Gehen Sie nur wieder an Ihre Arbeit.«
     

4
     
     
     
    Die Hughes 300 war ein kleiner, äußerst wendiger Hubschrauber. Normalerweise verfügte sie über drei Sitzplätze, doch bei dieser Maschine waren die beiden Standardtanks hinter dem Cockpit durch größere Modelle ersetzt und ein Sitz zugunsten eines zusätzlichen Treibstofftanks entfernt worden.
    Auf den ersten Blick wirkte der Helikopter wie ein großes, urzeitliches Insekt. Pilot und Passagier saßen unter einer dicken Plexiglaskugel, unterteilt in vier Segmente, die fast das ganze Cockpit umschloss und von vorn wie das riesige Facettenauge einer Libelle aussah. Dadurch bot die Hughes 300 eine sehr gute Umsicht, eine wesentliche Voraussetzung für das Aufspüren und Zusammentreiben der Rinder.
    Daryl flog mit Ray zunächst entlang des Carson Rivers, ehe er nach Osten Richtung Drysdale River National Park abdrehte. Dicht unter der Maschine zog eine wilde Landschaft mit felsigen Hügeln, einsamen Tälern, dramatischen Schluchten und versteckten Wasserläufen vorbei.
    Ray, der sich die ersten Minuten ziemlich unwohl gefühlt hatte, weil die Hughes keine Türen besaß und die Insassen lediglich mit einem Sicherheitsgurt um die Taille auf ihren Sitzen festgehalten wurden, hatte seine Angst inzwischen überwunden. Für ihn war es das erste Mal, dass er die Station aus der Luft sah, und er schien überwältigt. Daryl kannte diese Reaktion. Er hatte schon mehrmals Leute mitgenommen, die noch nie zuvor in einem Hubschrauber gesessen hatten, und ihre Reaktionen ähnelten sich fast immer. Entweder liebte man das Gefühl, dicht über Hügel und Täler zu rauschen, bewegungslos über Baumwipfeln zu schweben, oder sich wendig wie ein Falke in enge Canyons zu stürzen, in die sich sonst kein anderes Fluggerät wagen konnte. Oder aber man hasste es und litt Todesqualen. Daryl war froh, dass der rothaarige Junge zur ersten Gruppe gehörte. Das machte ihm den nächsten Schritt etwas leichter.
    Daryl klopfte ein paar Mal auf die Temperaturanzeige auf dem Armaturenbrett. Dann schüttelte er langsam den Kopf.
    »Was ist los?«, rief Ray in das mit einem Bügel an seinen Kopfhörern befestigte Mikrofon.
    »Nichts Ernstes. Die Temperaturanzeige ist ausgefallen. Wahrscheinlich nur ein Wackelkontakt. Trotzdem sollten wir möglichst rasch landen, damit ich mir das näher ansehen kann.«
    Der Helikopter setzte sicher auf einer kleinen Lichtung neben einem Billabong auf. Als die Rotorblätter der Maschine zum Stillstand gekommen waren, stiegen sie aus.
    »Wie wär’s, wenn Sie sich ein wenig die Füße vertreten, bis ich den Fehler gefunden habe?«
    Ray schüttelte den Kopf. »Ich bleib lieber hier und schau Ihnen zu.« Er benahm sich wie ausgewechselt. Die Unbeschwertheit der vergangenen halben Stunde schien von einer Sekunde auf die andere verflogen zu sein. Zwar tat er so, als ob er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher