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Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall

Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall

Titel: Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall
Autoren: Alex Winter
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räusperte er sich.
    Garratt blickte auf. Augenblicklich verhärteten sich seine Züge, und sein Gesicht nahm langsam eine zartrosa Tönung an. »Tür zu und setzen!«, befahl er mit rauer Stimme.
    Daryl gab der Tür einen Schubs, sodass sie ins Schloss fiel. Dann ließ er sich in den Besucherstuhl plumpsen und lächelte sein Gegenüber freundlich an.
    Der Chief Inspector erwiderte seinen Blick, schnaubte wie ein verärgertes Walross, während sich seine Gesichtsfarbe erneut wie bei einem Chamäleon veränderte.
    Nachdem er Daryl einige Zeit gemustert hatte, hievte er seinen massigen Körper aus dem erleichtert aufseufzenden Sessel. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, begann er zwischen Tisch und Fenster hin- und herzuwandern.
    Daryl hielt seinem Blick stand, hatte aber alle Mühe, nicht zu grinsen. Schließlich hatte er nichts mehr zu verlieren. Er hatte sich mehr als einmal über die Anweisungen seines Vorgesetzten hinweggesetzt und seinen Urlaub ohne Zustimmung verlängert. Im Grunde war er schon so gut wie gefeuert. Warum aber hatte Chief Garratt ihn nicht fristlos entlassen und ihm den überzogenen Urlaub vom Gehalt abgezogen? Er hätte ihm sogar ein Disziplinarverfahren anhängen können. Doch nichts davon war geschehen. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    Daryl beschloss, dem Hurrikan, der jeden Augenblick über ihn hereinbrechen würde, standzuhalten. Nur so würde er herausbekommen, was der Chief tatsächlich im Schilde führte. Er betrachtete das Ganze als Test. Ein Test für was auch immer.
    Der hünenhafte Inspector schwieg noch immer. Sein Blick und das Signalrot seiner Wangen verrieten jedoch, dass das nicht mehr lange so bleiben würde. Die Hände auf dem Rücken gekreuzt, ging er um Daryl herum, blieb vor seinem Stuhl stehen, um kurz darauf wie ein Tiger in einem viel zu engen Käfig in umgekehrter Richtung loszustapfen. Nachdem er dieses Manöver zweimal wiederholt hatte, ließ er sich knurrend in seinen Sessel sinken. »Verflucht, Simmons, was denken Sie sich eigentlich? Ich gebe Ihnen vier Wochen Urlaub, und was machen Sie? Sie verlängern diesen ohne Erlaubnis, ja, halten es nicht mal für nötig, mich persönlich über die Gründe in Kenntnis zu setzen. Was soll das? Wollen Sie mich noch vor meiner Pensionierung ins Grab bringen, ist es das? Wenn ja, sind Sie auf dem besten Weg dazu. Was in drei Teufels Namen haben Sie sich dabei gedacht?«
    »Ich habe den Fall gelöst«, warf Daryl fast ein wenig trotzig ein. »Das war es doch, was Sie von mir erwartet haben.«
    Garratts Gesichtfarbe hatte sich inzwischen von Karminrot in ein kräftiges Purpur verwandelt. Dies war eine Tönung, die Daryl bei der Killertomate bisher noch nie gesehen hatte.
    »Falls Sie es vergessen haben, auch ich habe Vorgesetzte. Was denken Sie, wie ich denen Ihr Verhalten erklären soll? Sie haben den Fall Buttler zwar gelöst, den Mörder konnten Sie aber nicht dingfest machen.«
    Erst wollte Daryl etwas erwidern, doch dann entschied er sich anders. Garratt hatte recht. Zumindest aus seiner Sicht. Er hatte den Mord an Buttler und Bruce Pierson gelöst, ihr Mörder würde aber nie für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Für den Chief Inspector war dies also kein hundertprozentiger Erfolg. Er hingegen sah das ganz anders. Sicher, Murgura hatte zwei Menschen getötet. Doch sein Motiv war weder Habgier noch purer Hass gewesen. Er hatte seine Schwester zu schützen versucht, hatte gehandelt, wie seine Vorfahren dies getan hätten. Sein größter Fehler, wenn man so wollte, lag darin, nicht akzeptieren zu können, dass es außer den uralten Gesetzen der Eingeborenen auch noch das Gesetz des weißen Mannes gab.
    Daryl war froh, dass Murgura nicht die Qualen des Eingesperrtseins erdulden musste. Stattdessen hatte er einen ehrenvollen Tod gefunden. Daryl war sogar sicher, dass sich der Aborigine gewünscht hatte, so zu sterben. Das Krokodil war sein Totem, und wenn in dem Glauben der Eingeborenen auch nur ein Funke Wahrheit steckte, so würde Murguras Seele vermutlich in einem Krokodil wiedergeboren werden. Vielleicht würde sie sogar in dem einäugigen Krokodil weiterleben. Das war ein schöner Gedanke, wie Daryl fand. Ganz bestimmt aber nichts, was er seinem Vorgesetzten erklären konnte.
    »Sie sind ein hervorragender Ermittler, Simmons. Für den normalen Polizeidienst taugen Sie aber nicht.«
    »Bedeutet das, dass Sie mich zurück in den Busch versetzen?«, fragte Daryl interessiert.
    »Zum Donnerwetter, nein! Buschpolizist,
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