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Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall

Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall

Titel: Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall
Autoren: Alex Winter
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gesessen.«
    »Dann wird’s aber höchste Zeit. Ist ein einmaliges Gefühl. Sobald wir mit der Reparatur fertig sind, unternehmen wir einen kleinen Testflug, einverstanden?«
    Zum ersten Mal huschte so etwas wie ein Lächeln über Rays Gesicht.
    Daryl mochte den Jungen. Er erinnerte ihn ein wenig an seine Jugendzeit und daran, wie scheu er selbst früher gewesen war. Alle Kinder in seinem Alter waren Aborigines gewesen. In Gewandtheit und Ausdauer waren sie ihm meist überlegen, weshalb er sich lange wie ein Außenseiter gefühlt hatte. Ob sie auf knorrige Wüsteneichen kletterten, Warane aus ihren unterirdischen Bauten jagten oder Bumerangwerfen übten, die anderen Kinder waren stets ein wenig geschickter gewesen als er. Oft hatte er sich vor dem Einschlafen gewünscht, am nächsten Morgen als Eingeborener aufzuwachen.
    Natürlich hatte Ray als Kind nicht die gleichen Probleme gehabt wie er. Er war jedoch bestimmt nicht der Typ gewesen, der in der Beliebtheitsskala seiner Mitschüler sehr weit oben gestanden hatte. Dafür war er zu ernst und in sich gekehrt.
    Von Martin Barrow wusste Daryl, dass Ray aus Wyndham stammte, einem kleinen Nest im Osten der Kimberleys, wo die meiste Zeit des Jahres nicht mehr los war als auf der Beerdigung eines Landstreichers. Als er mit der Schule fertig war, packte er seine Siebensachen und klapperte in den Kimberleys mehrere Farmen ab, bis er Arbeit fand. Auf Mount Keating ging sein Traum, Stockman zu werden, schließlich in Erfüllung. In den drei Jahren, die er nun hier arbeitete, hatte er sich besonders dadurch ausgezeichnet, dass es kaum etwas gab, was er nicht reparieren konnte.
    Mittlerweile verbrachte Ray mehr Zeit auf der Station als im Busch. Anfangs hatte ihn das gestört, inzwischen kümmerte er sich aber ganz gern um das gute Dutzend verbeulter Geländewagen und Motorräder, die Stromgeneratoren und all die anderen elektrischen und mechanischen Geräte auf der Farm. Daryl war überzeugt, dass es noch einen anderen Grund gab, warum Ray seine Zeit nur zu gern auf der Station verbrachte.
    »Was ist mit der Piper?«, wollte Daryl wissen und warf einen Blick zu dem kleinen, einmotorigen Flugzeug, das am Rand der Piste stand.
    »Um die kümmere ich mich. Buttler interessierte sich lediglich für seine Hughes.«
    »Sie sagen interessierte. Glauben Sie, dass er tot ist?«
    »Weiß nicht«, erwiderte Ray zögernd. »Die Abos behaupten es zumindest. Und die kennen sich hier schließlich aus.«
    »Aber soviel ich weiß, hat die Polizei keine Spuren gefunden.«
    Dem Farmarbeiter schien das Thema plötzlich unangenehm zu sein, denn seine Antwort fiel ziemlich schroff aus. »Wie ich schon sagte: Ich weiß es nicht. Und offen gesagt, ist’s mir auch egal. Ich mochte Buttler nicht, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Und bevor Sie mich fragen, warum, sag ich, dass das niemanden was angeht, okay?«
    »Klar, Kumpel. Ist deine Sache.«
    Sie arbeiteten schweigend weiter, bis Daryl der Geruch von frischgebackenem Kuchen in die Nase stieg. »Dieser Duft macht hungrig.« Er sah auf die Uhr. »Ist zwar erst halb elf, aber ich werde trotzdem mal sehen, ob sich Meena überreden lässt, eine kleine Zwischenmahlzeit rauszurücken.« Er legte sein Werkzeug beiseite, wischte sich die schmutzigen Hände an der Hose ab und machte sich auf den Weg zur Küche.
    In diesem Moment tauchte ein verbeulter Landrover auf und stoppte neben dem Haupthaus. Daryl erkannte die Umrisse einer breiten Gestalt, die sogleich in der angrenzenden Hauptküche verschwand. Er konnte sie nur undeutlich sehen, nahm aber an, dass es sich um die Köchin Agnes Sharp handelte. Bisher hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, mit ihr zu sprechen, denn Mrs. Sharp blieb während des Viehauftriebs meist draußen bei den Männern, wo sie für sie kochte. Sie kam nur gelegentlich zur Station, meist, um Vorräte zu holen. Daryl wollte die Chance nutzen und sich ein erstes Bild von der Frau machen.
    Als er in die geräumige Küche trat, fiel sein Blick auf Meena. Obwohl alle Fenster und Türen entfernt und durch Fliegengitterrahmen ersetzt worden waren, war die Hitze in dem Raum kaum auszuhalten.
    Das Mischlingsmädchen wischte sich Schweißperlen von der Stirn und blickte ihn neugierig an. Sie sah hübsch und anziehend aus. Ihre Augen spiegelten allerdings einen traurigen, fast gequälten Ausdruck, der ihn berührte. Etwas bedrückte sie.
    »Hallo«, sagte Daryl im Plauderton und trat neben den Küchentisch, auf dem das Mädchen bereits zwei
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