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Ein Gespenst auf Schatzjagd - Sherlock von Schlotterfels ; 1

Ein Gespenst auf Schatzjagd - Sherlock von Schlotterfels ; 1

Titel: Ein Gespenst auf Schatzjagd - Sherlock von Schlotterfels ; 1
Autoren: Ravensburger
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hatte. Aber wenn Max unter dem Schreibtisch hockte, wer war dann das dort drüben?
    „Frau Hagedorn?“, rief Paula zaghaft.
    Nichts.
    „Papa?“
    Da schraubte sich die letzte dicke Rauchschwade zur Zimmerdecke empor und gab die Sicht frei.
    „Oh!“, stieß Paula hervor. Das war weder Frau Hagedorn noch ihr Vater!
    „Ähm, entschuldigen Sie“, wandte Paula sich jetzt an die Gestalt. „Wer sind Sie? Und was machen Sie hier?“
    Aber der Angesprochene reagierte nicht. Er stand stocksteif und bewegungslos da wie eine Puppe. Er zuckte nicht mal mit den Augenlidern. Nur der kleine weiße Hund, der zu seinen Füßen schwebte, wedelte freundlich mit dem Schwanz.
    „Paula“, rief Max mit ängstlicher Stimme. „Was ist denn los?“



Seine Schwester stieß einen ratlosen Seufzer aus und ging neben Max in die Hocke. „Also, da ist ein Mann“, flüsterte sie. „Ich glaube jedenfalls, dass es ein Mann ist. Könnte auch eine Frau sein. Nee, doch nicht, der hat einen Bart. Und was für einen! Er trägt eine Perücke mit langen, weißen Locken. Die gehen ihm bis zu den Ellenbogen. Du, der hat Kleider an wie … wie … bei den ‚Drei Musketieren‘ oder so. Du weißt schon …“ Auf der Suche nach den richtigen Worten wedelte Paula mit den Händen in der Luft herum. „Lange, bestickte Jacke, Spitzenhemdchen und eine komische Hose, die unter den Knien mit bunten Bändern zugebunden ist.“ Sie lugte unter dem Schreibtisch hervor und betrachtete die seltsame Gestalt, die sich noch immer nicht rührte.
    „Der trägt ja Seidenstrümpfe! Und die Schuhe! Max, komm raus, das musst du sehen!“
    Zögernd tauchte Max’ Kopf unter der Tischplatte auf.
    „Oooooh!“, stieß er beim Anblick des Unbekannten hervor.
    Die Augen des Mannes wanderten alarmiert zwischen Paula und Max hin und her. Dann starrte er Max an und flüsterte zu sich selbst: „Er kann mich sehen?“ Sein Blick huschte zu Paula hinüber: „Und sie kann mich auch sehen?“
    „Logo!“, rief Paula. „Und wer sind Sie?“
    Der Mann reckte die Nase in die Luft und straffte die Schultern. „Ich, mein vorlautes Kind, bin Freiherr von Schlotterfels, der Herr dieses Schlosses!“
    „Schon klar“, sagte Paula, fing Max’ erstaunten Blick auf und tippte sich unauffällig mit dem Zeigefinger gegen die Stirn.
    „Es gibt keine Schlotterfelsens mehr“, sagte Max kleinlaut, während er unter dem Schreibtisch hervorkroch. „Die Familie ist vor über dreihundert Jahren ausgestorben! Das steht in der Chronik.“ Er deutete auf das große Buch. „Der letzte männliche Nachkomme hieß Sherlock und ist 1671 bei einem Duell gestorben!“
    „Potztausend! Da war aber jemand aufmerksam“, rief der fremde Mann nicht ohne Hohn. „Doch wenn ich es recht memoriere, habe ich auch nicht behauptet, lebendig zu sein.“
    Paula zog die Stirn kraus und schaute ihren Bruder an.
    „Was redet der?“
    Max schluckte. „Er meint damit, dass er tot ist.“
    Dann wurde der Mann plötzlich ernst. „Man nennt mich Sherlock von Schlotterfels. Ich bin ein Gespenst und für gewöhnlich bin ich unsichtbar. Dass ihr mich aber doch sehen könnt, verdankt sich eurer unendlichen Ungeschicklichkeit!“
    Paula und Max wechselten fragende Blicke.
    „Hat euch denn nie jemand gesagt, dass es absolut“ – und der Zeigefinger seiner rechten Hand schnellte in die Luft – „ich repetiere: absolut verboten ist, bei Vollmond einen Gegenstand anzufassen, den schon ein Gespenst in Händen hält? Weil besagtes Gespenst für Tölpel wie euch sonst sichtbar wird?“
    „Aber woher sollten wir denn wissen …“, setzte Paula an.
    „Ah!“, stieß der Mann voller Verachtung hervor. „Unwissende! Wegen euch stecken wir jetzt in diesem Schlamassel!“
    Max räusperte sich und sagte: „Es gibt keine Gespenster.“
    „Es gibt keine Gespenster“, äffte der Mann Max nach und rollte mit den Augen. „Selbstredend gibt es Gespenster! Menschen können sie nur normalerweise nicht sehen. Laufen allerdings zwei Hornochsen bei Vollmond durch die Gegend und spielen Kegeln mit meinem Kandelaber, und fassen ihn an, obwohl ich ihn mir längst geschnappt habe, dann, ja, dann bin ich für die beiden Rindviecher sichtbar. Sapperlot noch eins! Ich hätte die größte Lust, euch ein paar Maulschellen zu verpassen!“
    Max schüttelte den Kopf. Es gab keine Gespenster – ganz bestimmt nicht!
    Plötzlich erschien der Mond im Fensterkreuz. Sein milchiges Licht fiel in die Bibliothek, genau auf den Mann, der
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