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Ein geschenkter Tag

Ein geschenkter Tag

Titel: Ein geschenkter Tag
Autoren: Anna Gavalda
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außerdem verkörpert ihr alles, was sie nicht ist. Euer flippiges Auftreten bringt sie aus der Fassung. Wenn ihr wie Die Mädchen von Rochefort daherkommt ... Ich glaube, sie hat Komplexe. Sie hat das Gefühl, für euch ist das Leben ein einziger Pausenhof und ihr seid immer noch die beliebten Mitschülerinnen, die sie früher aufgezogen haben, weil sie die Klassenbeste war. Diese hübschen Mädels, unzertrennlich, witzig und heimlich bewundert.«
    »Wenn sie wüsste ...«, antwortete Lola und lehnte den Kopf an die Scheibe.
    »Sie weiß es eben nicht. Neben euch fühlt sie sich richtig abgehängt. Es stimmt schon, sie kann sehr anstrengend sein, aber es ist ein Glück, dass ich sie habe. Sie treibt mich an, sie pusht mich, sie zwingt mich, weiterzukommen. Ohne sie würde ich heute noch in meinen Kurven und Gleichungen feststecken, ganz sicher. Ohne sie säße ich jetzt in einem billigen Dachzimmerchen und würde Quantenmechanik büffeln!«
    Er schwieg.
    »Und außerdem hat sie mir zwei wunderschöne Geschenke gemacht ...«

     
    Sobald wir die Mauthäuschen hinter uns hatten, schloss ich die Musik ans Autoradio an.
    Na, Junge. Was hast du uns Schönes zusammengemixt?
    Zuversichtliches Lächeln. Simon zog an seinem Gurt, um den Musikern Platz zu machen, Lola kippte die Lehne nach hinten, was ich ausnutzte, um mich an ihre Schulter zu lehnen.
    Marvin als Mister Loyal: Here my Dear. This album is dedicated to you. Eine absolut entfesselte Version von Miriam Makebas Pata Pata, die unsere Gelenke lockerte, Hungry Heart vom Boss, der unseren Popo schon seit fünfzehn Jahren in Schwung brachte, und weiter hinten auf der Liste, The River, als Futter für das hungrige Herz. Beat it von unserem verstorbenen Bambi. Voll aufgedreht, ging es im Slalom zwischen den weißen Streifen hindurch, Friday Fm in Love von Cure als Hymnus - sorry, ich drehe die Lautstärke etwas runter - an dieses wunderschöne Wochenende, Common People von Pulp, die uns mehr Englisch beigebracht hatten als alle Lehrer zusammen. Eine fantastische Version von
I
Will Survive (Musica Nuda) und eine andere, ziemlich rauhe, von My Funny Valentine (Angela McCluskey). Von derselben ein Don't Explain, das noch dem größten Schürzenjäger die Tränen in die Augen treiben würde. Christophe in seiner Satin-Weste, C'était la dolce vita. Yo-Yo Mas Cello für Ennio Morricone und seine Jesuiten, Laurent Voulzy, der sich nach Grimaud abgesetzt hatte, und Dylan, der den Sehnsüchten zweier fast noch jungfräulicher Schwestern so oft sie es wollten Izvant you entgegenschmetterte. Und was würde ich nicht dafür geben, an Gilbert Bécauds Seite zu sein, wenn er seiner Nathalie auf dem Roten Platz hinterherlief. Love me or leave me, fleht Nina Simone, während ich meine geliebte Lola dabei ertappe, wie sie sich die Nase reibt ... Tz tz! ... Vincent will nicht, dass seine Schwester traurig ist, und schickt ihr Goldmans Hirtenflöten hinterher, um sie wieder aufzumuntern. Yves Montand erinnert sich an Paulette und Bas-hung an Bashung, Charles Trenet preist la Douce France und Björk, die brüllt, es sei zu still, Nisi Dominus von Vivaldi, womit er Camille eine Freude machen will, und Neil Hannons Song, den Mathilde so gern mochte. Kathleen Ferrier mit Mahler, Glenn Gould mit Bach und Rostro für den Frieden. Jacques Breis Ne me quitte pas, das uns immer wieder zu Tränen rührt. Luis Mariano, der von seiner Sonne in Mexiko jodelt, Pyeng Threadgill, die ständig Close to me wiederholt, und ich denke mir, genau so ist es, meine Lieben. Cole Porters Eleganz, von Ella Fitzgerald übertroffen und als Kontrast dazu: Cindy Lauper. Oh daddy! Girls just wanna have fun!, brülle ich und schüttele meinen Hund wie eins dieser Cheer-leader-Puschel, so dass seine Flöhe Macarena tanzen.
    Und noch viele mehr. So viele Megabytes voller Glück.
    Augenzwinkern, Erinnerungen, vermasselte Slow-foxtänze in Gedenken an missglückte Abende, music was my first love (for connoisseurs only), Klezmer, Motown, Volkstümliches, Gregorianisches, eine Blaskapelle oder Kirchenorgeln, und plötzlich, während der Wagen pichelte und die Tankanzeige verrückt spielte, Ferré und Aragon, die sich wunderten: Est-ce ainsi que les hommes vivent?
     
    Je mehr Titel vorbeidefilierten, um so schwerer fiel es mir, die Tränen zurückzuhalten. Okay, ich sag's noch mal, ich war müde, aber ich spürte auch den wachsenden Kloß, den Kloß in meinem Hals, der immer größer wurde.
     
    Zu viele Emotionen auf einmal.
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