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Ein gefährliches Geschenk

Ein gefährliches Geschenk

Titel: Ein gefährliches Geschenk
Autoren: J. D. Robb
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gefährlich und nicht ganz vollkommen waren.
    »Versicherungen? Was Sie nicht sagen!«
    »Eigentlich geht es dabei doch nur ums Zocken, oder?« Er schob sich eine Salzbrezel in den Mund und strahlte sie an. »Die meisten Leute spielen gern. Genauso, wie sie gern glauben, dass sie ewig leben würden.« Er trank einen Schluck Bier und beobachtete, wie sie auf seine linke Hand blickte. Wahrscheinlich suchte sie nach dem Ehering. »Aber das tun sie nicht. Ich habe gehört, dass gerade heute früh irgend so ein armer Kerl auf der Main Street überfahren worden ist.«
    »Market«, verbesserte sie ihn, und er blickte sie fragend an. »Es ist heute früh auf der Market Street passiert. Er ist der armen Missy Leager direkt vors Auto gelaufen. Sie ist völlig durch den Wind.«
    »Das ist ja auch übel. Klingt nicht so, als sei es ihre Schuld gewesen.«
    »Nein, war es auch nicht. Viele Leute haben den Unfall gesehen, und sie hätte ihn nicht vermeiden können. Er ist ihr direkt ins Auto gelaufen.«
    »Schlimm. Wahrscheinlich kannte sie ihn auch noch, die Stadt ist schließlich klein.«
    »Nein, niemand kannte ihn. Ich habe gehört, er war kurz vorher im Remember When - ich arbeite dort halbe Tage. Wir verkaufen Antiquitäten, Sammlerobjekte und so etwas. Er wollte sich wahrscheinlich nur ein bisschen umschauen. Schrecklich. Einfach schrecklich.«
    »Ja, das ist es. Waren Sie dabei, als es passierte?«
    »Nein. Ich habe heute Morgen nicht gearbeitet.« Sie schwieg, als müsse sie sich überlegen, ob sie froh oder traurig darüber war. »Ich weiß sowieso nicht, warum so viele Leute unterwegs waren, es hat heftig geregnet. Vermutlich hat er das Auto einfach nicht gesehen.«
    »Pech.«
    »Das würde ich auch sagen.«
    »Angie, wartest du darauf, dass sich die Getränke von alleine servieren?«
    Das kam von der Bibliothekarin. Angie verdrehte die Augen. »Ich nehme sie schon.«
    Sie zwinkerte Max zu, als sie ihr Tablett aufnahm. »Sehen wir uns noch?«
    »Bestimmt.«
    Als er wieder in sein Hotelzimmer zurückwanderte, hatte er sich einen guten Überblick über Willys Bewegungen verschafft. Er hatte am Abend zuvor gegen zehn im Motel eingecheckt und im Voraus bar für drei Übernachtungen bezahlt. Zurückgezahlt werden konnte ihm jetzt nichts mehr. Am nächsten Morgen hatte er im Coffee Shop alleine gefrühstückt, war dann mit dem Mietwagen in die Market Street gefahren und hatte zwei Blocks nördlich vom Remember When geparkt.
    Da Max bis jetzt keine Hinweise darauf hatte, dass er noch in irgendeinem anderen Geschäft in der Gegend gewesen war, hatte er offensichtlich aus Vorsicht so weit vom Laden entfernt geparkt. Oder er war paranoid.
    Aber da er jetzt tot war, war es wohl eher aus Vorsicht geschehen.
    Bloß - was hatte Willy in einem Antiquitätenladen in Angel’s Gap gewollt? Er hatte Spuren hinterlassen, jedoch alles getan, um sie zu verwischen.
    War der Laden ein Treffpunkt? Ein Briefkasten?
    Max fuhr den Computer hoch und klickte sich durch die Homepage der Stadt, bis er den Laden gefunden hatte. Remember When. Antiquitäten, Schmuck, Sammlerstücke.
    An- und Verkauf.
    Er schrieb sich den Namen des Geschäfts auf einen Block und fügte hinzu: HEHLER?, wobei er die Frage zweimal umrandete.
    Er las die Öffnungszeiten, Telefon- und Faxnummern, E-Mail-Adresse und den Satz, dass die Waren weltweit verschickt wurden.
    Dann las er den Namen der Eigentümerin.
    Laine Tavish.
    Sie stand nicht auf seiner Liste, aber er überprüfte sie trotzdem noch einmal. Keine Laine, stellte er fest, niemand namens Tavish. Aber es gab eine Elaine O’Hara. Big Jacks einzige Tochter.
    Max schürzte die Lippen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sie müsste jetzt …
    achtundzwanzig, neunundzwanzig sein. Wäre es nicht interessant, wenn Big Jack O’Haras kleines Mädchen in die Fußstapfen ihres diebischen Vaters getreten wäre, ihren Namen geändert und sich in dieses hübsche Bergstädtchen eingeschlichen hätte?
    Das war ein Puzzleteil, dachte Max, das passen könnte.
    Nach vier Jahren in Angel’s Gap wusste Laine ganz genau, was sie erwartete, als sie am nächsten Morgen den Laden aufschloss. Zuerst würde Jenny eintrudeln - nur eine Winzigkeit zu spät -, mit frischen Doughnuts. Da sie im sechsten Monat schwanger war, bekam sie alle zwanzig Minuten Heißhunger auf irgendetwas, das vor Zucker und Fett nur so strotzte. Laine kniff vorsichtshalber schon ein Auge zu, wenn sie sich auf ihre Badezimmerwaage stellte.
    Zu den Doughnuts
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