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Ein gefährliches Geschenk

Ein gefährliches Geschenk

Titel: Ein gefährliches Geschenk
Autoren: J. D. Robb
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die sie im Garten geschnitten hatte, war Balsam für ihre angespannten Nerven.
    Sie legte ihre Schlüssel in die Schale auf dem Tischchen in der Diele, zog ihr Handy aus der Tasche und stellte es in die Aufladestation. Dann schlüpfte sie aus ihren Schuhen, hängte ihr Jackett über den Treppenpfosten und stellte ihre Tasche auf die unterste Stufe.
    Wie jeden Tag ging sie zuerst in die Küche. Normalerweise hätte sie sich jetzt Teewasser aufgesetzt und in der Zwischenzeit die Post durchgesehen, die sie aus dem Briefkasten vor der Haustür genommen hatte.
    Heute jedoch schenkte sie sich ein großes Glas Wein ein.
    Sie trank es stehend an der Spüle, wobei sie durch das Fenster auf ihren Garten schaute.
    Als Kind hatte sie auch ein paarmal einen Garten gehabt. An einen konnte sie sich erinnern … in Nebraska, Iowa? Na, ist ja egal, dachte sie und trank einen großen Schluck Wein. Der Garten hatte ihr gefallen, weil in der Mitte ein großer, alter Baum gestanden hatte, an dem an einem dicken Seil eine Schaukel baumelte.
    Er hatte sie so heftig angeschubst, dass sie gedacht hatte, sie flöge.
    Sie wusste nicht mehr genau, wie lange sie dort geblieben waren … und an das Haus konnte sie sich überhaupt nicht erinnern. Der größte Teil ihrer Kindheit war eine verschwommene Abfolge von Orten und Gesichtern, Autofahrten, hektischem Einpacken.
    Und dazwischen ständig er, ihr Vater, mit seinem herzhaften Lachen und seinen großen Händen, mit seinem unwiderstehlichen Grinsen und seinen sorglosen Versprechungen.
    Die ersten zehn Jahre ihres Lebens hatte sie den Mann verzweifelt geliebt, und die nächsten Jahre hatte sie sich angestrengt bemüht zu vergessen, dass es ihn überhaupt gab.
    Wenn er wieder in Schwierigkeiten steckte, so war das nicht ihr Problem.
    Sie war nicht mehr Jack O’Haras kleine Lainie. Sie war Laine Tavish, eine ehrbare Bürgerin.
    Nachdenklich betrachtete sie die Flasche Wein und goss sich achselzuckend ein weiteres Glas ein. Eine erwachsene Frau konnte sich schließlich in ihrer Küche betrinken, vor allem, nachdem gerade ein Gespenst aus ihrer Vergangenheit vor ihren Augen gestorben war.
    Mit dem Glas in der Hand trat sie zur Hintertür, hinter der hoffnungsvolles Winseln erklang.
    Er schoss herein wie eine Kanonenkugel - eine haarige Kanonenkugel mit Schlappohren. Er sprang an ihr hoch, und die lange Schnauze landete mitsamt der Zunge voller Zuneigung in ihrem Gesicht.
    »Okay! Okay! Ich freue mich auch, dich zu sehen.« Ganz gleich, wie schlecht sie gelaunt war - wenn Henry, der erstaunliche Jagdhund, sie zu Hause begrüßte, hob sich ihre Stimmung garantiert.
    Sie hatte ihn aus dem Tierheim gerettet. Als sie vor zwei Jahren dorthin gefahren war, wollte sie sich eigentlich einen Welpen holen. Ein süßes, wackelndes kleines Bündel, das sie von vornherein richtig erziehen wollte - das hatte sie sich von klein auf gewünscht.
    Aber dann hatte sie ihn gesehen, groß, ungelenk und unscheinbar mit seinem schlammfarbenen Fell. Eine Mischung, hatte sie gedacht, zwischen einem Bären und einem Ameisenbären. Sie hatte ihm noch nicht ganz in die Augen geblickt, da war sie schon rettungslos verloren gewesen.
    Jeder verdient eine Chance, hatte sie gedacht und Henry mitgenommen. Sie hatte es nie bereut. Er liebte sie bedingungslos, und während sie jetzt seinen Napf füllte, äugte er sie anbetend an.
    »Essenszeit, Kumpel.«
    Auf ihr Signal hin wandte Henry sich seinem Napf zu und widmete sich eifrig seinem Fressen.
    Sie sollte auch etwas essen, zumindest um die Wirkung des Weins zu mildern, aber sie hatte keine Lust dazu. Wenn genug Alkohol durch ihre Adern floss, konnte sie wenigstens nicht nachdenken und sich Sorgen machen.
    Sie ließ die Innentür offen, trat aber in den Vorraum, um nach dem Schloss für die Tür nach draußen zu schauen. Wenn jemand unbedingt einbrechen wollte, würde es ihm sicher gelingen. Aber Henry war eine zuverlässige Alarmanlage.
    Er heulte jedes Mal, wenn ein Auto die Straße entlanggefahren kam, und obwohl er jeden Eindringling freudig begrüßte - und ihn abschleckte, wenn dieser sich von seinem Schrecken erholt hatte -, konnte sie zumindest niemand überraschen. In ihren vier Jahren in Angel’s Gap hatte sie nie irgendwelche Probleme zu Hause oder im Laden gehabt.
    Bis heute.
    Schließlich entschied sie, die Hintertür zu verriegeln und Henry heute Abend zur Vordertür hinauszulassen.
    Kurz überlegte sie, ob sie ihre Mutter anrufen sollte, verwarf den Gedanken jedoch
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