Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein gefährliches Geschenk

Ein gefährliches Geschenk

Titel: Ein gefährliches Geschenk
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
Die Kerzenleuchter könnten wir …«
    »… als Hochzeitsgeschenk nehmen. Aber vielleicht sollten wir uns noch einmal den Schmuck ansehen, bevor wir das Frisierset kaufen. Irgendetwas mit Perlen? Etwas …«
    »… Altes, das sie am Hochzeitstag tragen könnte. Legen Sie die Kerzenleuchter und das Frisierset beiseite, Liebchen. Wir schauen uns noch mal den Schmuck an, bevor wir uns entscheiden.«
    Das Gespräch sprang wie ein Tennisball zwischen den beiden Damen hin und her, und Laine gratulierte sich insgeheim zu ihrer Fähigkeit, ihnen konzentriert folgen zu können.
    »Gute Idee.« Sie griff nach den prachtvollen, alten Dresdener Kerzenleuchtern. Niemand konnte den Zwillingen nachsagen, sie hätten keinen Geschmack oder Angst vorm Geldausgeben.
    Sie wollte die Leuchter gerade zur Theke tragen, als der kleine Mann auf sie zutrat.
    Seine blass-blauen Augen waren gerötet - von Schlafmangel, Alkohol oder Allergien, überlegte Laine. Am wahrscheinlichsten war Mangel an Schlaf. Die schweren, müden Tränensäcke waren nicht zu übersehen. Seine dichten grauen Haare waren klatschnass vom Regen. Er trug einen teuren Burberry-Regenmantel, aber der Schirm, den er bei sich hatte, konnte unmöglich mehr als drei Dollar gekostet haben. Die grauen Stoppeln an seinem Kinn deuteten daraufhin hin, dass er sich heute früh nur hastig und oberflächlich rasiert hatte.
    »Laine.«
    Er sprach ihren Namen so drängend und intim aus, dass ihr Lächeln einer höflichen Verwirrung wich.
    »Ja? Entschuldigung, kenne ich Sie?« »Du erinnerst dich nicht an mich.« Seine Schulter sackten herunter. »Es ist lange her, aber ich dachte …«
    »Miss!« Die Frau auf dem Weg nach D.C. rief nach ihr. »Verschicken Sie die Ware auch?«
    »Ja, natürlich.« Im Hintergrund hörte sie die Zwillinge über Ohrringe und Broschen debattieren, und sie spürte förmlich, dass das Paar aus D.C. einen Spontankauf tätigen würde. Dazu starrte der kleine Mann sie mit einer hoffnungsvollen Intimität an, die ihr Gänsehaut verursachte.
    »Es tut mir Leid, ich bin heute früh nicht ganz auf der Höhe.« Sie stellte die Kerzenleuchter auf der Theke ab. Intimität, rief sie sich ins Gedächtnis, gehörte zum Rhythmus von Kleinstädten. Der Mann war wahrscheinlich früher schon einmal im Laden gewesen, und sie konnte ihn bloß nicht einordnen. »Kann ich Ihnen behilflich sein, oder möchten Sie sich einfach nur ein wenig umschauen?«
    »Ich brauche deine Hilfe. Wir haben nicht viel Zeit.« Er zog eine Karte aus der Tasche und drückte sie ihr in die Hand. »Ruf mich unter dieser Nummer an, sobald du kannst.«
    »Mister …« Sie blickte auf die Karte und las seinen Namen. »Peterson. Ich verstehe nicht. Möchten Sie etwas verkaufen?«
    »Nein, nein.« Sein Lachen klang fast hysterisch, und Laine war dankbar dafür, dass der Laden voller Kundschaft war. »Nicht mehr. Ich erkläre dir alles, aber nicht jetzt.« Er blickte sich im Laden um. »Und nicht hier. Ich hätte nicht hierher kommen sollen. Ruf mich unter der Nummer an.«
    Er schloss seine Finger so fest um ihre Hand, dass Laine gegen den Impuls ankämpfen musste, sich loszureißen. »Versprich es.«
    Er roch nach Regen, Seife und … Brut, stellte sie fest. Bei dem Duft des Rasierwassers flackerte eine winzige Erinnerung in ihrem Kopf auf. Sein Griff wurde fester. »Versprich es«, flüsterte er heiser, und sie sah nur noch einen komischen kleinen Mann in einem nassen Mantel.
    »Natürlich.«
    Sie sah ihm nach, als er zur Tür ging und seinen billigen Regenschirm aufspannte. Als er hinauseilte, seufzte sie erleichtert auf. Komisch, dachte sie, betrachtete aber die Karte doch ein paar Sekunden.
    Sein Name, Jasper R. Peterson, war aufgedruckt, aber die Telefonnummer war handschriftlich hinzugefügt und zweimal unterstrichen worden.
    Sie steckte die Karte in die Tasche und wollte sich gerade dem Pärchen auf dem Weg nach D.C. zuwenden, als draußen Bremsen auf dem nassen Pflaster kreischten. Sie fuhr herum. Entsetzte Aufschreie ertönten, und dann hörte sie ein grässliches Geräusch, einen dumpfen Knall, den sie nie mehr vergessen sollte, genauso wenig wie den Anblick des kleinen Mannes in seinem teuren Mantel, der gegen ihr Schaufenster prallte.
    Sie stürzte hinaus in den strömenden Regen. Leute kamen angerannt, und ganz in der Nähe splitterte Glas, knirschte Metall auf Metall.
    »Mr. Peterson.« Laine griff nach seiner Hand und beugte sich vor, in dem jämmerlichen Versuch, sein blutüberströmtes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher