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Ein gefährlicher Plan

Ein gefährlicher Plan

Titel: Ein gefährlicher Plan
Autoren: Sylvie Kurtz
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einer Ewigkeit stoppte das Seil abrupt ihren Fall. Ein Entsetzensschrei drängte aus ihrer Kehle, hallte von den Felswänden wider, Brooke schwang sachte hin und her.
    „Brooke?"
    Jacks Stimme klang wundervoll!
    „Ich bin okay", erklärte sie zitternd. „Hol mich hier raus, ja?"
    Fünf Minuten später griff Jack nach ihr, zog sie in Sicherheit. Er vergrub das Gesicht in ihrem Haar und hielt sie so fest an sich gedrückt, dass sie kaum Luft bekam. Brooke spürte seinen starken Herzschlag, hörte die Anspannung in seiner Stimme: „Ich dachte, ich hätte dich verloren."
    Sie wusste, er dachte an Alyssa und ihren Sturz am Devil's Grin. Die Hände in sein T-Shirt gekrallt, küsste sie ihn immer wieder.
    „Ich bin in Ordnung", flüsterte sie. In Jacks Armen war sie sicher. Der Adrenalinschub der durchlittenen Todesangst ebbte ab, ihre Knie fühlten sich plötzlich an wie Gummi. Ein unkontrollierbares Beben erfasste ihren ganzen Körper. „Solange du mich hältst, ist alles gut."
    Auf dem Pfad ertönten Stimmen. Das Rettungsteam war im Anmarsch.
    Drei Stunden später waren Brooke und Lauren untersucht und ihre Schrammen und Schürfwunden verarztet worden. Jack hatte widerstrebend eingewilligt, sich die Kopfwunde nähen und verbinden zu lassen.
    Lauren und Daisy kehrten zu ihrer Familie zurück. Trish saß in Polizeigewahrsam, und Jack war froh, dass jemand anders die Strafverfolgung übernehmen würde.
    Er hatte sich große Mühe gegeben, Abstand zu halten, doch als er Brooke kämpfen, in die Felsspalte stürzen sah, da war er mitten drin im Geschehen, nicht nur physisch und psychisch, sondern mit jeder Faser seines Herzens. Allmächtiger, vor allem mit dem Herzen. Jeder noch so kleine Kratzer auf ihrem Gesicht, an ihren Händen erinnerte ihn daran, dass er sie beinahe für immer verloren hätte. Der Schock hielt ihn noch fest im Griff.
    Jack wollte Brooke nicht eine Sekunde aus den Augen lassen. Irrationale Wünsche schlichen sich in seine Gedanken: Am liebsten hätte er Brooke mit zu sich genommen, sie eingeschlossen und nie wieder gehen lassen.
    „Komm, wir fahren nach Hause", meinte er, als der Arzt sie entließ.
    „Nein." Sie schwang sich von der Untersuchungsliege und zog die Wanderschuhe an. In dem blutbefleckten T-Shirt und der zerrissenen Jeans sah sie zum Erbarmen aus. Sie hatte den Arzt gebeten, ihr den falschen Gips zu entfernen, sich die künstliche Narbe von der Schläfe gerissen und ihren richtigen Namen angegeben. „Zuerst muss ich telefonieren. Danach will ich zu meinem Vater." Brooke schaute zu ihm auf, leichte Unsicherheit in den grünen Augen.
    „Alyssa ist bei Bewusstsein."
    „Was?"
    „Sie ist aus dem Koma erwacht."
    Jack runzelte die Stirn. „Woher weißt du das?"
    „Als ich mit Lauren da draußen in der Felsspalte hing, habe ich sie gespürt." Brooke packte mit beiden Händen sein Hemd. „So wie früher, als wir noch Kinder waren."
    War das möglich? Hatte Alyssa sich aus dem Dämmerzustand lösen können? Freude überschwemmte ihn, wurde im nächsten Moment vom Verstand gebremst. Wie konnte Brooke davon wissen?
    „Ich werde Mom anrufen."
    Er drückte sie auf den nächsten Stuhl. „Hier, nimm mein Handy."
    Jack sah zu, wie sie die Nummer eintippte. Wenn sie Recht hat, dachte er, kommt Alyssa zurück, und Brooke wird fortgehen. Allein der Gedanke brach ihm fast das Herz, und er klaubte zusammen, was von seinem Schutzpanzer übriggeblieben war, um sich zu wappnen.
    Ihr Leben lang hatte Brooke sich nach Kräften bemüht, den Erwartungen anderer zu entsprechen. Sie hatte alles getan, und doch war es nie genug gewesen. Alyssas Sturz und ihr eigenes Abenteuer am Devil's Back ließen sie nun erkennen, dass das Leben von einer Minute auf die nächste vorbei sein konnte. Es war ein viel zu kostbares Gut, um es nach den Vorgaben anderer zu verbringen.
    Sie bat Jack, sie allein zu lassen, und stürmte ins Haus ihres Vaters. Wie gewöhnlich saß er am Fenster. Mitgefühl erfüllte sie, doch sie schob es beiseite.
    Walter keuchte auf, als er seine Tochter sah. Brooke war jedoch nicht in der Stimmung, diese verspätete Anteilnahme zu honorieren. Sie war wütend auf ihn, und sie würde es ihm zeigen. Schwungvoll schnappte sie sich einen Stuhl und stellte ihn direkt vor ihn.
    „Ich bin Brooke", sagte sie und setzte sich. „Die Tochter, die du, aus welchen Gründen auch immer, vor vierundzwanzig Jahren für tot erklärt hast."
    Er wurde blass, aber das hielt sie nicht auf. „Selbst nach Moms
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