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Ein gefährlicher Plan

Ein gefährlicher Plan

Titel: Ein gefährlicher Plan
Autoren: Sylvie Kurtz
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Stiche."
    Sie folgte Jacks Blick mit den Augen, als er auf die kaum sichtbare Narbe an Alyssas Kinn schaute, die Stirn runzelte.
    „Sie war immer die Risikofreudigere von uns beiden", fuhr Brooke fort. „Dad schenkte ihr nach dem Sturz einen runden Anhänger mit einem Schutzengel darauf."
    Sie stand auf und zog eine feine Goldkette aus ihrem Ausschnitt. Der Anhänger hatte die Form eines Halbkreises.
    „Sie wollte, dass ich auch beschützt bin, also schnitt sie den Talisman in zwei Teile. Dad versprach, mir auch einen zu kaufen, aber wir wollten nur diesen einen. Also ließ er die scharfen Kanten polieren, jedes Stück mit einem Loch versehen und kaufte mir ebenfalls eine Kette."
    Sie hielt ihm den halben Anhä nger auf der offenen Hand hin. Seine Finger strichen über das Gold, berührten dabei unabsichtlich ihre Handfläche. Ihr Puls jagte hoch.
    „Wir haben aufeinander Acht gegeben."
    Plötzlich ließ er den Talisman los und griff in die Tasche, holte Alyssas andere Hälfte des Anhängers heraus. Vorsichtig nahm er Brookes und hielt die beiden Teile aneinander. Der Schutzengel war wieder komplett.
    Ein Tränenschleier nahm ihr die Sicht. Auch Alyssa hatte den Schutzengel behalten.
    „Sie war die Starke", sagte Brooke.
    Er schüttelte den Kopf. „Dann kennen Sie Alyssa nicht."
    Seine Augen sind grau, nicht schwarz, fiel Brooke jetzt auf. Und sie blickten eindeutig abweisend. Was war der Grund dafür? Alle Muskeln seines schlanken Körpers wirkten angespannt. Er erinnerte sie an eine n Wachhund. Sie hatte Mühe, unter seinem scharfen Blick einigermaßen klar zu denken.
    „Nein, ich kenne sie nicht. Schon lange nicht mehr." Deswegen war sie ja auch hier. „Aber sie hat mir immer gefehlt."
    Sie rief sich ins Gedächtnis, dass ihre Schwester ihm am Herzen lag. Er machte sich Sorgen um sie. Er würde nicht zulassen, dass jemand ihre Situation ausnutzte. Das sprach für ihn.
    So beschloss sie, ihm sein misstrauisches Verhalten nachzusehen. Schließlich war sie völlig unvermutet hier aufgetaucht. Sie riss den Blick von seinem viel zu gut aussehenden Gesicht los, setzte sich wieder und betrachtete Alyssa. „Überprüfen Sie mich, Lieutenant Chessman. Sie werden sehen, ich bin genau die, für die ich mich ausgebe."
    Er antwortete nicht. Brooke wünschte, er würde nicht so starr dastehen wie eine Statue und versuchen, mit seinem Röntgenblick ihre Absichten zu erraten.
    „Warum sollte jemand Alyssa umbringen wollen?" fragte sie, um ihn von seiner unangenehmen Musterung abzubringen.
    „Das ist die entscheidende Frage." Nun bewegte er sich endlich, lehnte sich gegen die Fensterbank. Während er ihren Führerschein in seine Hemdtasche steckte, wanderte sein Blick wieder zu Alyssa. „Sie ist ein sehr aufmerksamer Mensch. Ihr fallen Dinge auf, die den meisten anderen Menschen entgehen. Leider behält sie ihre Beobachtungen nicht immer für sich. Sie kann manchmal recht verletzend sein."
    „Jemand hat sie wegen einer bissigen Bemerkung zu ermorden versucht?"
    Jack runzelte die Stirn. „Vielleicht. Ich weiß, sie hatte Angst, aber sie wo llte nicht mit den Einzelheiten herausrücken. Sie war..." Er sprach nicht weiter.
    „Sie war was?"
    Erneut blickte er sie an, zutiefst besorgt. Wie wäre es wohl, wenn ich einem Menschen so wichtig wäre? fragte sie sich spontan. Aber Liebe hieß sich verstellen zu müssen, und sie war es leid, den Erwartungen anderer zu entsprechen. Auch deswegen befand sie sich hier in Boston.
    „Sie war von innerer Unruhe erfüllt."
    „Wie meinen Sie das?"
    Lässig zuckte er mit den Schultern, betrachtete angelegentlich die Spitzen seiner Schnürstiefel. „Als wäre sie auf der Suche nach etwas, das sie nicht finden konnte."
    Brooke atmete tief durch. War es ihr nicht oft genug ebenso ergangen? Sie war getrieben von etwas, wusste aber nicht, wovon. Waren sie beide unbewusst auf der Suche nach dem anderen Zwilling? Nach der zweiten Hälfte des eigenen Ichs?
    Oh, Alyssa, ich wusste nicht, dass du noch lebst, sonst hätte ich längst versucht, dich aufzuspüren!
    Und nun, da sie sie gefunden hatte...
    Ein Gedanke keimte in ihr. Sie versuchte, ihn wieder zurückzudrängen. Umsonst. Brooke sprang auf und wanderte rastlos im Raum auf und ab.
    Sie lebte in einer wohlorganisierten Welt. Ihre Mutter hatte ihr Ordnung beigebracht. Alles hatte seinen Platz. Alles verlief nach Plan. Risiken mussten so klein wie möglich gehalten werden, und Brooke war fast niemals zu überraschen.
    Aber im letzten Monat
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