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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman
Autoren: Emma Wildes
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sie verloren hatte. Aber der Gedanke, gemeinsam ein neues Leben aufzubauen, reizte ihn zunehmend. In den letzten Jahren war sein Leben nur ein konturloses Durcheinander gewesen. Die Zukunft war nur ein abstrakter Begriff gewesen, über den er bis heute nicht hatte nachdenken wollen.
    Bis Madeline in sein Leben trat.
    »Möchtest du Lady Brewer und ihren Sohn nach Hause bringen?«, fragte Michael leise. Er begegnete Lukes Blick. »Es sieht so aus, als benötige Mrs Stewart keine Gelder mehr. Die Krone wird für ihren Lebensunterhalt aufkommen, bis sie vor Gericht gestellt wird. Es sei denn, sie möchte uns gerne ein paar Fragen eher sensibler Natur beantworten, die nicht für jedermanns Ohren bestimmt sind.«
    Trocken bemerkte Luke: »Ich möchte es gar nicht wissen. Ich danke dir für deine Hilfe.«
    »Ganz im Gegenteil«, meinte Michael leise. »Ich glaube, du hast mir geholfen. Dieser unglückliche Zwischenfall hat sich als sehr … glücklich erwiesen.«
    Alice Stewart sagte nichts. Ihre aschfahlen Wangen und der gequälte Ausdruck in ihren Augen straften ihre tadellose Haltung Lügen. Luke trat zu Madeline. Er umfasste ihren Arm. »Ich bin sicher, du hast nichts dagegen, wenn wir jetzt gehen, Liebes.«
    »Stimmt«, gab sie ihm leidenschaftlich recht. Sie würdigte die Frau, die das Vertrauen ihres Mannes verraten und ihr Kind in Gefahr gebracht hatte, nicht eines Blickes.
    Trevor war eindeutig unversehrt und schien zu glauben, er habe ein großes Abenteuer erlebt. Während sie das baufällige Gebäude verließen und zur Werft spazierten, plauderte er drauflos und erzählte von den Docks. Zugleich warf er immer wieder neugierige Blicke zu Luke herüber. Sie stiegen in die Kutsche und fuhren zu Madelines Stadthaus.
    Als sie ausstiegen, ließ Luke seine Hände etwas länger, als schicklich war, um Madelines Taille ruhen. »Ich bleibe heute über Nacht«, informierte er sie. »Ich will bei dir sein.«
    »Das ist aber eine arrogante Anmaßung, Altea«, erwiderte sie. Ihr Lächeln war weich und voller Hoffnung und strafte ihre Worte Lügen.
    »Du und Trevor braucht mich unter Umständen.«
    Ihr Blick wanderte zu ihrem Sohn. Er sprang ausgelassen die Stufen zum Haus hinauf und wurde von einem sichtlich erleichterten und erfreuten Hubert willkommen geheißen. Hinter ihm hatte das gesamte Personal Aufstellung genommen. »Er scheint von den Ereignissen bemerkenswert unberührt. Wir müssen Gott für seine Widerstandsfähigkeit dankbar sein«, stellte Madeline fest.
    »Dennoch finde ich, ich sollte in der Nähe sein. Nur für den Fall, dass du mich brauchst.«
    Madelines Augen weiteten sich. Ihr war die Betonung nicht entgangen.
    »Ich habe eigentlich an die kommenden fünfzig Jahre oder so gedacht«, fuhr Luke ruhig fort. Gerade so, als mache er ihr nicht auf offener Straße im Regen einen Heiratsantrag. »Wenn du bereit bist, mich zu nehmen. Meine erste Frau starb.«
    »Das tut mir so leid. Ich habe nichts davon gewusst.«
    »Nicht einmal meine Familie hat etwas davon gewusst. Sie war Spanierin, wir begegneten uns nach der Schlacht von Talavera. Ich war leicht verwundet worden und verrichtete nur leichten Dienst. Man beauftragte mich, mit unseren spanischen Verbündeten zu reden.« Er verstummte, atmete tief durch und fuhr dann möglichst ungerührt fort. »Nach Badajoz kreuzten sich unsere Wege ein zweites Mal. Als sie mir erzählte, sie sei von mir schwanger, haben wir geheiratet. Aber es herrschte Krieg, und sie war eine leidenschaftliche Kämpferin für den Widerstand … Sie wurde getötet. Ich dachte, ich würde mich von dem Verlust nie erholen.« Es waren einfache Worte, die ihm guttaten. Eines Tages würde er ihr die ganze Geschichte erzählen. Nicht jetzt. Er wollte an die Zukunft denken, nicht an die Vergangenheit.
    Inzwischen blitzten in Madelines schönen Augen erneut Tränen. Der Regen krönte ihr Haar mit einem diamantfunkelnden Nebel. »Oh Luke«, flüsterte sie.
    »Du hast mich schockiert«, gab er ehrlich zu. Er klang etwas heiser. »Nach der einen Nacht mit dir schien es mir ein zu großes Risiko zu sein, jemals wieder in deine Nähe zu gehen. An Marias Grab habe ich mir geschworen, nie wieder eine Liebe auszuleben.«
    »Colin starb auch.« Sie atmete ein. »Auch ich habe gedacht, ich werde mich nie von diesem Verlust erholen. Der Gedanke ängstigt auch mich. Wir haben sehr viel gemeinsam.« Ihre Stimme wurde leiser. Ein Beben schwang darin mit, das er liebte.
    Weil er sie liebte.
    »Ich stimme dir zu,
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