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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman
Autoren: Emma Wildes
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Aber vielleicht sollte er diese Entscheidung überdenken. »Geld?«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Zum ersten Mal ergriff Michael das Wort. Er klang ausgesucht höflich, als befänden sie sich nicht in einem verlausten, abgelegenen Gebäude an den Docks und befragten eine Entführerin. »Verstehe ich das richtig? Ihr wollt Gnade und genügend Mittel für die Flucht?«
    Alice Stewart setzte sich etwas aufrechter hin, aber ihre Stimme klang noch immer kalt und aalglatt. »Im Austausch mit dem Kind. Darum habe ich ihn entführt. Vertraut mir, einen anderen Zweck erfüllt er nicht für mich.«
    Luke hielt Madelines Arm fest.
    Michael blickte sie nachdenklich an. »Ihr habt gedacht, ich würde mehr als einen Agenten auf Euch ansetzen, nicht wahr, Mrs Stewart? Ich vermute, es ist ein verzeihlicher Fehler, dass ich das nicht getan habe. Ich habe Euch verdächtigt, aber es gab bis heute nicht genug Beweise, die einen so großen Einsatz rechtfertigten. Ich muss schon zugeben, Ihr seid ziemlich gewitzt. Wenn der Agent Euch gefolgt wäre, nachdem Ihr Lady Brewers Sohn an Euren Komplizen weitergegeben hattet, hättet Ihr eine Geisel als Druckmittel. Wenn der Agent lieber Lady Brewers Sohn und Eurem Komplizen gefolgt wäre, hättet Ihr entwischen können, und wir wüssten nicht, wo Ihr hin wärt. Ein ziemlich gewiefter Plan.«
    »Sie muss bemerkt haben, dass ich sie beobachte«, murmelte der junge Mann mit der Pistole. »Ich schwöre Euch, Sir, ich habe …«
    »Darüber reden wir später«, unterbrach Michael ihn sanft. »Im Augenblick geht es um das kleine Patt, das wir haben. In einem Fall wie diesem ist Vertrauen immer von großer Bedeutung. Nehmen wir an, ich lasse Euch gehen, Mrs Stewart. Wie kann ich sicher sein, dass Ihr mir den Aufenthaltsort von Lady Brewers Sohn tatsächlich preisgebt? Die Kehrseite der Medaille sieht so aus: Wenn ich Euch sichere Passage verspreche, woher wisst Ihr dann, dass ich meine Meinung nicht ändere, sobald ich habe, was ich will? Es ist doch jedes Mal dasselbe teuflische Dilemma.«
    »Roget hat mir von Euch erzählt, Mylord.« Alice blickte zu Michael herüber. »Ich werde daher nur mit Madeline verhandeln. Da ihr Geliebter einer Eurer besten Freunde ist, wollt Ihr bestimmt nicht, dass seine Gespielin ihr einziges Kind verliert. Ihr könnt Trevor haben, sobald morgen früh die Flut einsetzt und mein Schiff ausläuft. Eher nicht. Mein Freund hat seine Anweisungen. Wenn Ihr versucht, den Jungen vorher zu holen, wird das ein unglückliches Ende nehmen.«
    »Colin war immer gut zu dir!« Luke fürchtete, Madeline könne sich auf die Cousine ihres Mannes stürzen. Er zog sie behutsam in seine Arme. »Eure Väter waren Brüder!«
    »Sie waren sogar Zwillingsbrüder. Und das Einzige, was mir diese paar Minuten Altersunterschied eingebracht haben, war eine bescheidene Mitgift, die mein Ehemann sofort in Wein und willfährige Weiber gesteckt hat. Schon merkwürdig, dass der Narr so jung gestorben ist.« Ihr Lachen war gleichermaßen höhnisch und kalt. »Ich frage mich, wie das bloß passieren konnte …«
    Madelines entsetzter Gesichtsausdruck verriet Luke, dass sie nicht nur keine Ahnung von der Feindseligkeit gehabt hatte, sondern dass sie nie auf die Idee gekommen war, Alice könne eine Mörderin sein. Nach kurzem Schweigen fragte sie: »Vor seinem Tod hat mein Mann dir Geld gegeben. Warum?«
    »Ich stand in England unter Verdacht und habe mir überlegt, es sei klüger, das Land zu verlassen. Ich habe meinem geliebten Cousin erzählt, ich erwarte ein Kind, für das der leibliche Vater keine Verantwortung übernehmen wolle. Das stimmte nicht, aber allein der Gedanke, ich könne in so einer üblen Lage stecken, ließ ihn sofort seine Gelder flüssigmachen, damit ich das Land verlassen konnte.« Alice Stewart verzog das Gesicht. »Er war ziemlich aufgebracht. Was meinst du, Mad«, fügte sie boshaft hinzu, »wie würde Colin sich fühlen, wenn er von deiner Affäre mit Lord Altea wüsste?«
    »Es ist keine Affäre. Ich liebe ihn. Nun sag schon, wo ist mein Sohn?«
    Sie sagte das so selbstverständlich! Es war ein überraschendes Geständnis, besonders unter diesen Umständen. Madeline liebte ihn. Luke war nicht überrascht. Er hatte in ihre Augen geblickt, hatte ihre Küsse gekostet. Er hatte genug Erfahrung, um den Unterschied zwischen Verlangen und etwas völlig anderem zu erkennen.
    Und was sie verband, war Letzteres.
    »Wie … reizend«, murmelte Alice. Ihre Augen
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